2022 findet der CIMAC World Congress vom 13. bis 17. Juni im südkoreanischen Busan statt. Welche thematischen Schwerpunkte die Teilnehmer der 30. Auflage erwarten, berichtet Christoph Rofka
Der kommende CIMAC-Kongress findet in Busan statt. Warum haben Sie sich für die südkoreanische Stadt als Veranstaltungsort entschieden?
Christoph Rofka: Wir bemühen uns, alle Kontinente einzubeziehen und zu ihrem Recht kommen zu lassen. Im Jahr 2010 war Bergen in Norwegen der Austragungsort, 2013 Shanghai, 2016 Helsinki, 2019 haben wir in Vancouver getagt. Im kommenden Jahr wird nun Busan in Südkorea der Gastgeber sein. Südkorea ist die aktuell führende Schiffbaunation. Sie hat gerade im dritten Jahr in Folge die Spitzenposition auf dem globalen Markt behauptet. Wir sind überzeugt, dass Busan ein hervorragender Gastgeber sein wird, die Kolleginnen und Kollegen dort freuen sich schon sehr auf ihre Gastgeberrolle.
Glauben Sie, dass der Kongress vor dem Hintergrund der Pandemie als Präsenzveranstaltung stattfinden wird, so wie wir es gewohnt sind?
Rofka: Wissen kann das zu diesem Zeitpunkt leider niemand. Wir sehen, dass mit den fortschreitenden Impfungen die Pandemie besser unter Kontrolle gebracht wird und gehen davon aus, dass sich die Entwicklung weiter fortsetzt. Zurzeit planen wir eine Präsenzveranstaltung und wüschen uns sehr, dass es klappt. Die Pandemie hat uns zwar auf der einen Seite gelehrt, dass nicht jede Reise und jedes Treffen zwingend nötig ist. Sie hat uns aber auch gezeigt, dass es so ganz ohne den persönlichen, vertrauensvollen Austausch nicht geht.
Warum sollte man sich zur Teilnahme entschließen?
Rofka: Der CIMAC-Weltkongress bietet eine einmalige Gelegenheit, sich über aktuelle Trends und Technologien in der Verbrennungsmotorenbranche auf dem Laufenden zu halten. In Busan werden sich im nächsten Jahr Experten aus der ganzen Welt treffen, Informationen sammeln, miteinander diskutieren und nach immer besseren Lösungen suchen. Es gibt einfach keinen geeigneteren Ort, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Großmotorenbranche zu informieren. Tatsächlich findet der Kongress im nächsten Jahr ja bereits zum 30. Mal statt. Das ist schon eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Auch die Zahl der Teilnehmer spricht für sich. Mehr als 800 Experten aus allen Teilen der Welt kamen 2019 nach Vancouver. Wir hoffen, auch in Busan eine ähnlich hohe Teilnehmerzahl begrüßen zu können. Kurzum, für mich ist die Teilnahme am CIMAC-Kongress ein Muss.
Welche thematischen Schwerpunkte erwarten die Teilnehmer?
Rofka: Unser Ziel ist es, auf dem Kongress wie in den vergangenen Jahren nahezu alle Herausforderungen der Großmotorenbranche zu behandeln. Dazu gehören große Lösungen und Neuentwicklungen ebenso wie die kontinuierliche Optimierung und Detailverbesserung bestehender Systeme. Dementsprechend lauten die vier Hauptkategorien im Kongressprogramm »Intelligente Energiesysteme«, »Bewährte Technologien«, »Towards Zero Emissions« und »Grundlagenforschung«. Damit ist die gesamte Bandbreite umrissen.
Das Thema Klimaschutz wird selbstverständlich eine herausragende Rolle spielen. Schließlich steht unsere Branche vor enormen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen. Wir alle sind aufgerufen, zu handeln und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu ergreifen. Dazu müssen wir weiterhin Wissen generieren, uns entlang der Wertschöpfungskette ständig austauschen und die bestmöglichen Wege zum Ziel identifizieren. Ich sage bewusst »Wege«, denn ich bin überzeugt, dass es keinen Königsweg gibt. Es muss eine Vielzahl von Faktoren und Maßnahmen miteinander verknüpft werden.
CIMAC steht für »Conseil International des Machines à Combustion« – Sie beschäftigen sich also mit Verbrennungsmotoren, von denen sich die Automobilbranche im Zuge der Klimadebatte in Teilen abwendet – welche Zukunft hat der Verbrennungsmotor in der Schifffahrt und wie könnte er künftig beschaffen sein?
Rofka: Die Schifffahrt steht vor besonderen Herausforderungen. Die für den Individualverkehr an Land in Frage kommende direkte Elektrifizierung wird für die Schifffahrt nur bedingt funktionieren, etwa in küstennahen Anwendungen wie beispielsweise Fähren. Dort, in der Kurzstrecken- und der Binnenschifffahrt werden Elektrifizierung und Hybridmodelle künftig sicher eine Rolle spielen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass Supertanker oder Containerriesen einmal allein mit Batteriestrom angetrieben über die Meere fahren. Hier bedarf es einfach einer größeren Energiedichte. Deshalb wird der Verbrennungsmotor auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, wenn wir denn Konzepte und Ideen, wie wir die fossilen Brennstoffe künftig durch CO2-neutrale Alternativen ersetzen können, in die Praxis umsetzen.
Angesichts der enormen Lebensdauer von Schiffen brauchen wir diese Lösungen schnell. Derzeit kommt bereits vermehrt LNG zum Einsatz, weitere LNG-Schiffe stehen in den Auftragsbüchern. Viele Schiffsneubauten werden mit Dual Fuel-Motoren in Auftrag gegeben, die neben traditionellem flüssigem Kraftstoff auch LNG nutzen können.
Die Zukunft liegt aber in chemischen Energieträgern auf Basis von grünem Wasserstoff. Dort ist die Energie in Form von chemischen Bindungen gespeichert, diese Energie kann, wenn sie benötigt wird, entsprechend durch chemische Reaktionen auch wieder freigesetzt werden. Sind die verwendeten Energieträger auf grünem Wasserstoff basiert, so fahren die Schiffe CO2-neutral oder sogar CO2-frei. Das ist die Zukunft, die wir erreichen müssen und gemeinsam erreichen wollen. Interview: Anna Wroblewski