Der zur finnischen Cargotec-Gruppe gehörende Umschlag- und Deckequipment-Spezialist MacGregor will nach einigen schwierigen Jahren wieder wachsen. Präsident Michel van Roozendaal spricht im HANSA-Interview über verbesserte Rahmenbedingungen und Pläne.[ds_preview]
Ihr Mutterkonzern Cargotec hat angekündigt, die CO2-Emissionen in[ds_preview] der Wertschöpfungskette drastisch reduzieren zu wollen. Was bedeutet das für MacGregor?
Michel van Roozendaal: Cargotec hat außerdem angekündigt, mit Konecranes zu fusionieren. Das neue Unternehmen wird sehr stark auf einen nachhaltigen Cargo Flow fokussiert. Für uns gibt es zwei wichtige Elemente: Zum Einen, auch wenn das nur ein sehr kleiner Teil dessen ist, was wir bewirken wollen: Wir machen den Cargo Fluss nachhaltiger, indem wir die CO2-Emissionen pro Tonne reduzieren. Lösungen wie »Cargo Boost« sind darauf ausgelegt, die Leistung der Schiffe zu optimieren. Wir müssen aber auch den CO2-Fußabdruck unserer eigenen Produkte reduzieren. Das ist etwas komplizierter, weil wir ein Asset-Light-Modell haben, bei dem wir externe Fertigungspartner haben. Viele von ihnen können wir nicht wirklich umfassend kontrollieren. Dennoch haben wir Ziele für die interne CO2-Reduzierung.
Über MacGregor
MacGregor ist mit einem breit gestreuten Portfolio aktiv im Markt für Cargo Handling und Decksausrüstung und gehört zur finnischen Cargotec-Gruppe, deren Portfolio auch Marken wie Hiab und Kalmar umfasst. Sie treibt derzeit die Fusion mit dem Wettbewerber Konecranes voran. Die künftigen Partner haben sich zwar schon auf einen CEO für das neue Unternehmen geeinigt – der bisherige Cargotec-CEO Mika Vehviläinen soll es werden –, warten aber noch auf die wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen von einigen Kartellbehörden.
Beide Konzerne hatten in der Corona-Krise gelitten, Cargotec ist ohnehin seit längerer Zeit auf Konsolidierungskurs, auch bei MacGregor gab es Einsparmaßnahmen. Zuletzt profitierte das Unternehmen vom Aufschwung an den Schiffbau-Märkten mit vielen Neubau-Aufträgen. Im ersten Halbjahr nahm der Auftragseingang bei MacGregor um 22 % zu, das Orderbuch wuchs um 8 %. Der operative Gewinn konnte deutlich gesteigert werden, liegt aber noch immer knapp im Minus. Beim »vergleichbaren operativen Gewinn« hat das Unternehmen mit 6,4 Mio. € wieder schwarze Zahlen geschrieben.
Was ist dabei der wichtigste Anknüpfungspunkt für das Geschäft von MacGregor?
Van Roozendaal: Viele unserer Lösungen zielen darauf ab, die Effizienz an Bord zu steigern. Wenn man etwa von der Hydraulik zu elektrischen Lösungen übergeht, reduziert man die Umweltbelastung und den Energieverbrauch von Winden, Kränen und anderem Equipment. Ein weiterer Vorteil: Man kann dann beginnen, Prozesse zu automatisieren, und zwar einfacher und mit höherer Genauigkeit als bei hydraulischen Lösungen. Wenn Sie Systeme haben, die sich besser steuern lassen, können Sie diese optimieren. Auch Wartung und Monitoring sind dann über Ferndiagnose leichter und wahrscheinlich »intelligenter«.
Gibt es schon so etwas wie einen konkreten Zeitplan für eine derartige Umstellung Ihres Portfolios?
Van Roozendaal: Das ist eher ein Prozess, Schritt für Schritt werden mehr Elemente des Portfolios elektrifiziert werden. Sehen Sie, wir haben angefangen, über Nachhaltigkeit zu sprechen und sind jetzt zu diesem Aspekt übergegangen. Ich denke, dass beides miteinander verknüpft ist: Wenn die Systeme an Bord ausgereifter sind, können wir sie automatisieren, und durch die Automatisierung können wir die Gesamtleistung und die Effizienz verbessern.
Sie sagen, den ökologischen Fußabdruck Ihrer eigenen Zulieferer können Sie nur bedingt kontrollieren. Führen Sie denn Gespräche in dieser Hinsicht?
Van Roozendaal: Das tun wir, und diese Diskussion ist noch nicht abgeschlossen. Es ist wichtig, dass sich die Branche selbst ehrgeizige Ziele setzt. Wenn beispielsweise eine Reederei bestimmte Ziele für ihre Flotte ausgibt, gibt es einen Kaskadeneffekt zu Werften und Zulieferern. Aber die Frage bleibt: Wie viel von Ihrer Lieferkette können Sie tatsächlich kontrollieren?
Mit Blick auf die zunehmende umweltpolitische Regulierung und den folgenden Bedarf an einer Modernisierung in der Flotte: Erwarten Sie positive Effekte auf Ihre Bilanz? Zuletzt war der Auftragseingang gestiegen. Das operative Ergebnis konnte zwar auch gesteigert werden, liegt aber noch im Minus…
Van Roozendaal: Unser »vergleichbarer operativer Gewinn« ist seit dem dritten Quartal 2020 positiv. Aber gleichzeitig ist es nichts, worauf man besonders stolz sein kann, denn es ist ein relativ bescheidener Gewinn. Nun gibt es neue Umweltstandards und das führt dazu, dass ältere Schiffe mit geringer Energieeffizienz ersetzt werden. Die kurze Antwort lautet also: Ja, es wird die Nachfrage ankurbeln und unseren Auftragseingang fördern.
Man hört immer öfter von Beobachtern oder Betroffenen, dass asiatische Werften angesichts voller Orderbücher wieder ihre Verhandlungsmacht ausspielen und selbst die Auswahl der Zulieferer bestimmen wollen. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Van Roozendaal: Das kann man meiner Meinung nach auch andersherum sehen: Wenn es nur ein einziges Schiff zu bauen gibt und alle Werften um diesen einen Auftrag kämpfen, dann werden Sie sehen, dass die Werften angesichts freier Kapazitäten, viele der Systeme, an denen wir arbeiten, selbst produzieren. Das gilt insbesondere für Elemente wie Lukendeckel, Lasch-Komponenten und dergleichen. Wenn sie allerdings volle Auftragsbücher haben und so viele Schiffe so schnell wie möglich abliefern wollen, dann verlassen sie sich gerne auf externe Akteure. Wir sehen aktuell mehr und größere Anfragen von Werften als zu der Zeit, als viele Werften um Aufträge kämpften. Natürlich ist ihre Verhandlungsmacht immer noch groß, aber um mehrere Schiffe schnell abliefern zu können, verlassen sie sich mehr auf uns.
Ist die interne Restrukturierung bei Ihnen im Konzern abgeschlossen oder planen Sie weitere Konsolidierungsschritte, nachdem sie 2019 nach langen Verhandlungen das Marine- und Offshore-Geschäft der TTS Group übernommen haben?
Van Roozendaal: Unabhängig von der geplanten Fusion von Cargotec und Konecranes konzentrieren wir uns auf die Integration von TTS. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, es ist ein großes Unterfangen aus unserer Sicht. Wir schauen aber immer, ob wir externe Expertise nutzen können, beispielsweise über die Einbindung von innovativen Startups. Wir sind uns sehr bewusst, dass wir das Fachwissen von Zulieferern, Partnern und anderen Akteuren brauchen, die in bestimmten Bereichen über ein tieferes Fachwissen verfügen.
Aber nicht notwendigerweise über Fusionen oder Übernahmen, sondern auch über Kooperationen?
Van Roozendaal: Ja, so sehen wir das.
Falls die Fusion mit Konecranes genehmigt wird: Erwarten Sie Auswirkungen auf Ihr Geschäft?
Van Roozendaal: Ich kann dazu nur sagen: Wir sind als MacGregor in diesem Unternehmen, das sich auf nachhaltige Güterströme konzentriert, richtig am Platz.
Welche Ziele haben Sie für Ihre Bilanz?
Van Roozendaal: Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir jetzt aus der Talsohle herauskommen. Die aktuellen Auftrags- und Umsatzzahlen spiegeln eher den unteren Teil des Zyklus wider. Wir hoffen auf ein weiteres Wachstum. Unsere Bilanz hat sich von einer schwierigen Situation erholt und wir befinden uns jetzt in einem positiveren Bereich. Aber natürlich wollen wir nicht dort stehen bleiben, wo wir jetzt sind, dieses Niveau ist nicht unsere Ambition.
Interview: Michael Meyer