Guy Platten, CEO UK Chamber of Shipping
Guy Platten, CEO UK Chamber of Shipping (Photo: UK CS)
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Die Schifffahrt zeigt sich nach dem Ende der Sitzung des IMO-Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC 77) schwer enttäuscht.[ds_preview]

Die Erwartungen an das MEPC-Treffen im Anschluss an den UN-Klimagipfel in Glasgow waren hoch, auch hier waren die Ergebnisse letztlich aus Sicht von Beobachtern enttäuschend. Weil aber aus dem Bereich Schifffahrt und aus der Branche selbst viele Forderungen nach klaren und ambitionierten Klimazielen kamen, war im Vorfeld die Hoffnung auf echte Fortschritte beim IMO-Treffen vorherrschend. Beschlossen wurde vom MEPC 77 eine Überarbeitung der ursprünglichen Treibhausgasstrategie, die vom MEPC 80 aber erst im Jahr 2023 angenommen werden soll.

Am schärfsten kommentierte das Ergebnis des einwöchingen Gipfels der Generalsekretär der International Chamber of Shipping (ICS), Guy Platten: »Wir sind enttäuscht, dass den Worten und Verpflichtungen, die die Regierungen auf der COP26 gemacht haben, noch keine Taten gefolgt sind. Bei den Treffen in dieser Woche wurde die Gelegenheit verpasst, eine Reihe von Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung voranzutreiben. Es ist fast so, als hätte die COP 26 nie stattgefunden.«

Die Regierungen dürften Entscheidungen nicht weiter auf die lange Bank schieben, mit jeder Verzögerung rücke das Klimaziel weiter in die Ferne. »Wir werden weiterhin mit den Regierungen zusammenarbeiten, um die von der Industrie vorgeschlagenen Maßnahmen zu verabschieden, einschließlich des 5-Milliarden-Dollar-Fonds für Forschung und Entwicklung als unmittelbarem Schritt, gefolgt von einem abgabenbasierten Kohlenstoffpreis für die Schifffahrt«, so Platten.

Die Verabschiedung dieser beiden Maßnahmen ist nach Sicht der Reedereien der einzige Weg, um das Ziel von Netto-Null-Emissionen aus der Schifffahrt bis 2050 zu erreichen und gleichzeitig einen gerechten Übergang zu gewährleisten.

»Die Botschaft der Industrie auf der COP26 war eindeutig: Die Zeit läuft uns davon, und wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um den Kohlenstoffausstoß jetzt zu reduzieren. Die Industrie wird die IMO weiterhin zum Handeln drängen, denn die Bedeutung der Bekämpfung des Klimawandels ist zu groß, um aufzugeben«, sagt Platten.

Viele Länder hätten erkannt, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung dringend erhöht werden müssten. Es habe während des MEPC 77 nicht genügend Zeit zur Verfügung gestanden, um den IMO-Mitgliedstaaten eine Entscheidung über den 5-Milliarden-Dollar-Fonds zu ermöglichen.

»Alles, worum wir bitten, ist, dass die Regierungen der Wirtschaft die Möglichkeit geben, die Dinge zu tun, die getan werden müssen. Wir bitten nicht einmal um Geld oder Subventionen, wie sie andere Sektoren erhalten. Dies ist eine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der wir keine Zeit für Ausflüchte haben«, so Platten. Ähnlich hatte sich im Anschluss an die COP 26 auch Bud Darr, Cheflobbyist der Reederei MSC und ICS-Vorstandsmitglied, geäußert.