Anlässlich der diesjährigen »Seadevcon«-Konferenz auf der »Cap San Diego« trafen Sportler auf Vertreter der maritimen Wirtschaft. Sie machten gemeinsam auf die Bedeutung einer nachhaltigen Schifffahrt aufmerksam. Podiumsdiskussionen zeigten Wege dahin auf[ds_preview]
Der erste Tag der Konferenz mit der »Maritime Startup Night 2021« stand unter dem Motto »Sports meets Startups«. Eine Jury, die sich für den Klima- und Meeresschutz einsetzt und der unter anderem der Segelsportler Boris Herrmann und der Extremschwimmer André Wiersig angehörten, wählten aus mehr als zehn Start-ups einen Sieger. Den Startup-Award gewonnen hat EverWave, ein Jungunternehmen, das Flüsse von Plastikmüll befreit. Dafür hat EverWave das Müllsammelboot »CollectiX« entwickelt, das bis zu 20 t Müll pro Tag sammeln kann. Eine Drohne unterstützt das Müllsammelboot zusätzlich und identifiziert Müll-Hotspots, während das Boot selbst mit Sensoren ausgestattet ist, die dank künstlicher Intelligenz den Müll analysieren können. Auf diese Weise wird nicht nur Müll gesammelt, es werden auch detaillierte Daten zur Zusammensetzung erhoben.
Tag zwei der Konferenz begann mit der Verleihung des Seadevcon-Awards, der in diesem Jahr an Boris Herrmann verliehen wurde. Mit dem Preis wird jedes Jahr eine Persönlichkeit geehrt, deren »Lebenswerk beispielhaft für den Kampf um eine nachhaltige und respektvolle Nutzung der Weltmeere« ist. Die Gewinner der Awards der Vorjahre, der Polarforscher Arved Fuchs und der Polar- und Klimaforscher Markus Rex, nahmen per Videoschalte an der Verleihung teil. Die Laudatio auf Herrmann hielt André Wiersig, darin erwähnte er nicht nur die beeindruckende Leistung, die der Sportsegler im Rahmen der Vendée Globe ablieferte, sondern auch Herrmanns Beitrag zur Klimaforschung. Zu dieser trug der Segler bei, indem er Daten über den Zustand der Meere während der Regatta sammelte. Der mit 5.000 € dotierte Preis wurde von Klaus Küper von der Leeraner Reedereigruppe Briese, die unter anderem eine Abteilung für die Forschungsschifffahrt betreibt, überreicht.
Nachhaltige Schifffahrt und Häfen standen im Fokus des Konferenzprogramms der Seadevcon. Darin diskutierten unter anderem Dirk Lehmann, Geschäftsführer von Becker Marine System, Tobias Haack, Geschäftsführer der Hadag und Alstertouristik, mit Evangelos Fragkoulis, CTO bei Svitzer, Möglichkeiten kleine Schiffe »sauberer« zu machen. Die Teilnehmer sprachen unter anderem über Wasserstoff, der einen Beitrag zur Dekarbonisierung kleinerer Schiffe, wie Fähren, Schlepper oder Arbeitsschiffe, leisten könnte. Technisch wäre dies bereits heutzutage machbar. Ein großes Problem sind hier die Regularien, waren sich die Diskutanten einig. So wies Dirk Lehmann darauf hin, dass beispielsweise Niedersachsen für Wasserstoff offen sei, während andere Bundesländer es nicht seien. »Wir brauchen einheitliche Regularien für den Umgang mit Wasserstoff«, forderte Lehmann. Derzeit habe jede Stadt in Deutschland ihre eigenen Richtlinien, kritisierte er. Zudem müsse die Bürokratie abgebaut werden, ergänzte Haack. Wen es noch brauche, um umweltfreundliche Antriebe zu fördern, seien die Kunden sagte Fragkoulis, diese gelte es zu überzeugen. »Wir haben viele Projekte laufen, aber man muss erst die Kunden überzeugen, wenn es ums Geld geht«, so der Chief Technical Officer.
Auch die Betreiber großer Schiffe, die sich im Panel »How to make big ships cleaner« austauschten, sahen in den fehlenden Regularien eine der größten Herausforderungen. »Warum sollen wir in Methanol- oder Ammoniak-Antriebe investieren, wenn es in zehn Jahren vielleicht nicht mehr verfügbar ist«, fragte Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd. »Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen«, forderte er. Dies sei vor allem darum wichtig, weil Schiffe im Schnitt 20 bis 25 Jahre im Einsatz sind. Die anderen Podiumsteilnehmer, Otto Schacht, EVP Sea Logistics Kuehne+Nagel, Markus Buesig, President Marine and Offshore North Europe bei Lloyd‘s Register, und Martin Harren, CEO der Harren & Partner Group, pflichteten ihm bei. »Die größte Gefahr ist, heute ein Schiff zu bauen und es in zehn Jahren nicht mehr fahren zu können«, so Harren. AW