Alle Jahre wieder: Nach der Weihnachtspause geht auch die maritime Industrie in die Vollen, um die ökonomischen und ökologischen Herausforderungen zu meistern. 2022 ist nun in gewisser Weise ein besonderes Jahr, denn erstmals seit langer Zeit macht sich eine neue Bundesregierung daran, die Geschicke des Landes zu lenken. Zeit wird’s.[ds_preview]
Nach Koalitionsverhandlungen, Ämterwahlen und »Einschulungs«-Selfies darf die konkrete politische Arbeit nun aber auch endlich losgehen. Im Koalitionsvertrag steht viel Verheißungsvolles, aber wenig Konkretes. Die Pläne müssen noch praxisgerecht umgesetzt werden.
Eine bedeutende Rolle wird auch künftig das Amt des Maritimen Koordinators spielen. Bei Redaktionsschluss war es zwar noch nicht verkündet, aber einiges deutete darauf hin, dass es Claudia Müller wird. Die gebürtige Rostockerin und Abgeordnete aus dem Wahlkreis Stralsund wäre die erste Grünen-Politikerin auf dem Posten. Wer auch immer es wird, er oder sie tritt in recht große Fußstapfen. Vorgänger Norbert Brackmann hat sich in der Branche hohe Wertschätzung erarbeitet und dem Amt ein größeres Gewicht im Berliner Polit-Betrieb verschafft.
Selbst wenn es nicht Müller wird: Weil das Amt im Wirtschaftsministerium von Robert Habeck angesiedelt ist, dürfte es ebenfalls »grün« besetzt werden. In Verbindung mit dem FDP-geführten Verkehrsministerium gibt es dann durchaus große Potenziale, um Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und Innovationen in Einklang zu bringen. Dafür müssen Müller (?), Habeck, Wissing und Co. aber nun auch liefern. Unterstützung könnte von Hamburgs FDP-Chef Michael Kruse kommen, der Sprecher für Schifffahrt in seiner Fraktion wird.
Die Nordostdeutsche Müller hatte beispielsweise anlässlich der Klimakonferenz COP 26 in Glasgow noch gefordert, dass sich die Branche an Taten messen lassen müsse, Ankündigungen würden nicht reichen. Der Ball lässt sich gut zurückspielen. Wer Ambitionen hat, muss auch die Rahmenbedingungen schaffen. »Green Shipping«, Flaggenrecht, Digitalisierung, Ausbildung etc. pp. Ansatzpunkte gibt es zuhauf. Und angesichts der internationalen Klimaziele ist Zeit eher ein Luxusgut.
Die 400.000 maritim Beschäftigten hierzulande können Innovationen, das haben sie mehrfach bewiesen. Aber im internationalen, durch massive Subventionen andernorts verzerrten Wettbewerb braucht es eine effektive politische Flankierung. Mal sehen, wie gut Müller – oder wer auch immer es wird – koordinieren kann.