Aus der Entwicklungsphase ist das einstige Start-up Hasytec längst raus und hat bewiesen, dass die DBP-Technologie den gefürchteten Biofilm auf Schiffen wirksam verhindert. Jetzt setzt der »MCN Cup«-Preisträger zum nächsten Schritt an. Von Krischan Förster[ds_preview]
Als Hasytec vor mittlerweile fünf Jahren in den Markt startete, traf das junge Unternehmen auf große Skepsis. Ultraschall statt Antifouling, um den gefürchteten Biofilm (Bewuchs) zu verhindern? Inzwischen ist die »Dynamic Biofilm Protection« (DBP) auf weltweit rund 350 Schiffen an Propellern oder in Kühl- und Frischwasseranlagen installiert und technologisch weiterentwickelt worden.
Dass das System funktioniert, zeigen immer wieder Fotos von Anwendungsfällen. So wurde an einem Schlepper in Südafrika mit dem DBP-System der Bewuchs erheblich reduziert (siehe Fotos oben), obwohl das Schiff die meiste Zeit gar nicht fährt, sondern liegt.
Die Akzeptanz in der Schifffahrt sei deutlich besser geworden, sagt Hasytec- Mitgründer Jan Kelling. Das Auftragsbuch ist über das erste Quartal 2022 hinaus prall gefüllt. Bestellungen im Wert von 1 Mio. € sind abzuarbeiten, das ist mehr als die Hälfte des bislang besten Jahresumsatzes (2019: 1,8 Mio. €). »Wir profitieren von einer wachsenden Kundenzahl«, so Kelling. Dabei holt der Bereich »Industrie« (30 % Anteil) gegenüber der Schifffahrt (70 %) stark auf. Hasytec rüstet inzwischen auch Kühlsysteme und Waschanlagen, zum Beispiel in der Lebensmittelbranche, mit dem System aus. Und es ginge noch mehr, wäre nicht auch das Kieler Unternehmen von aktuellen Lieferengpässen bei wichtigen Bauteilen wie Platinen und Steckern betroffen.
Jetzt sollen ein nächster Schritt und möglicherweise der endgültige Durchbruch am Markt folgen: Ein größeres Schiff soll auch am Rumpf einen Komplettschutz durch Ultraschall erhalten. »Wir verhandeln bereits mit potenziellen Kunden«, berichtet Kelling. Die Herausforderung ist die große Zahl von Schallgebern sowie ihre Vernetzung und Steuerung.
Zwei Probleme hatten und haben die Techniker noch zu lösen: Die Schallgeber müssen leistungsfähig genug sein, um auch große Oberflächen schützen zu können. Gleichzeitig macht eine bessere Skalierbarkeit das System kostengünstiger und wettbewerbsfähiger gegenüber herkömmlichen Antifouling-Lösungen. »Wir haben die Leistung der Schallgeber um das 3- bis 3,5-fache gesteigert«, sagt Kelling. Auch die Steuereinheit sei weiter verbessert worden. Aber bis zur Ausrüstung eines Großcontainerschiffes mit 20.000 TEU »ist noch ein weiter Weg zu gehen.«
Bei Neubauten kann Hasytec preislich mithalten, bei Retrofit-Projekten noch nicht, da ist es kostengünstiger, im Dock einen Antifouling-Anstrich zu erneuern. Oft sei auch unklar, wie die Investitionskosten und die späteren Kostenvorteile zwischen Eigner, Charterer und Shipmanager aufgeteilt werden. Doch Kelling sieht künftig die besseren Argumente auf seiner Seite: Die Ultraschalltechnologie reduziere nicht nur die Kosten im Schiffsbetrieb durch einen geringeren Kraftstoffverbrauch, sondern auch die Wartungskosten, weil Rumpf. Propeller oder Seekästen nicht mehr aufwändig gereinigt werden müssen. Dazu kommt der bessere Umweltschutz, weil keine Schwermetalle mehr ins Wasser gelangen.
Kelling setzt auf ein sich veränderndes »mind set« in der Schifffahrt und darauf, dass weitere regulatorische Vorgaben den Handlungsdruck erhöhen.