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Der Verein Hanseatischer Transportversicherer (VHT) meldet einen deutlichen Anstieg der Havariekosten im Vergleich zum Vorjahr. Von Michael Hollmann[ds_preview]

Erhöhte Schäden im Führungsgeschäft haben den deutschen Seekaskoversicherern im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Das geht aus der vorläufigen Bilanz des Vereins Hanseatischer Transportversicherer (VHT) hervor. Demnach wuchsen die bezahlten und reservierten Schäden 2021 um knapp 13 % auf 98,2 Mio. € an – trotz eines erfreulichen Rückgangs der Fallzahlen von 537 im Vorjahr auf 454. Allerdings war auch die Anzahl der führend versicherten See- und Binnenschiffe (See/Binnen) zum Vorjahr merklich gesunken: von 2.230 auf 2.068 Einheiten.

Ausschlaggebend für den Kostenanstieg waren einzelne Großschäden im Millionenbereich – darunter der Brand eines Containerschiffs und eine Kollision mit einem Bulk Carrier mit Kosten jeweils im unteren zweistelligen Millionenbereich. Das Seekaskosegment steuerte gut 90 Mio. € zum gesamten Schadenaufkommen bei und damit rund 23,5 Mio. € mehr als im Vorjahr. Bei Loss of Hire (Verdienstausfall infolge eines Kaskoschadens) verdoppelten sich die Belastungen nahezu auf 7,2 Mio. €, wobei auch der steile Anstieg der Charterraten in der Container- und Bulkschifffahrt zum Tragen kam. Bei Flusskasko und in den sonstigen Sparten fielen die Schäden wesentlich geringer aus.

Der Schadenverlauf ist aus Sicht des Vorstands enttäuschend, aber im Rahmen der gewohnten Schwankungsbreite. »Wir hatten schon schlimmere Jahre«, so Vorstandsmitglied Hans Christoph Enge, geschäftsführender Gesellschafter des Bremer Assekuradeurs Lampe & Schwartze. Für die Mitglieder sei das kein Grund zur Unruhe oder zu einem grundsätzlichen Kurswechsel in ihrer Zeichnungspolitik. Die Firmen würden die Geschäfte »mit ruhiger Hand« fortsetzen.

Dem kann sich Justus Heinrich, der die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) im VHT-Vorstand vertritt, anschließen: »Das sind normale Schadenspitzen, die wir hier erleben.« Gleichwohl sei der Anstieg schon ein Weckruf für die Kaskoversicherer, dass es auch »weiterhin Bedarf für eine Stabilisierung der Prämieneinnahmen« gebe, stellt der Global Product Leader Hull der AGCS fest.

Wie Makler berichten, hat sich die Aufwärtskurve der Seekaskoprämien der vergangenen zwei Jahre inzwischen abgeflacht. Einige wollen bereits Anzeichen einer »Aufweichung« des Marktes erkennen, nachdem das Angebot an Risikokapazität für die Schiffsversicherung vor allem in London wieder zugenommen hat.

Relativ gelassen zeigen sich die VHT-Offiziellen beim Thema Corona. »Im Bereich der Kasko-Sachschäden spielt die Pandemie keine große Rolle«, konstatiert Enge. Die Arbeit der Sachverständigen bei der Begutachtung und Bearbeitung von Schäden werde inzwischen kaum noch beeinträchtigt. Auch hätten die deutschen Seeversicherer keine so massiven Änderungen an ihren Bedingungen vorgenommen. »Wir glauben, dass wir im internationalen Vergleich noch die mildesten Pandemie-Ausschlüsse haben«, so Enge.