
Der Seegüterumschlag im Hamburger Hafen befindet sich nach dem Corona-Einbruch wieder auf Erholungskurs. Sowohl im Gesamtumschlag als auch im Containerbereich gibt es Zuwächse, allerdings ist der Elbehafen noch nicht wieder auf dem Vorkrisenniveau angelangt.
2021 fiel der Seegüterumschlag mit einem Ergebnis von 128,7 Mio. t und somit einem Plus von 1,9 % besser aus als im ersten Jahr der Corona-Pandemie (2020: 126,3 Mio. t, -7,6 %). Sowohl der Stückgutumschlag, der mit 88,9 Mio. t ein Plus von 1,3 % aufweist, als auch der Massengutumschlag mit 39,8 Mio. t (+3,3 %), trugen dazu bei. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, hatte der Seegüterumschlag noch bei 136,6 Mio. t gelegen.
Der Containerumschlag erreichte mit 8,7 Mio. TEU ein Plus von 2,2 %. Im Jahr 2020 waren nur 8,5 Mio. TEU umgeschlagen worden, 2019 waren es noch 9,3 Mio. TEU. Die beiden Vorstände von Hafen Hamburg Marketing, Axel Mattern und Ingo Egloff, begrüßen die abgeschlossene Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe. Die ein- und auslaufende Schifffahrt profitiere jetzt im Vergleich zum Zustand vor der Fahrrinnenvertiefung – je nach Schiffsabmessung – von einer Tiefgangserhöhung zwischen 1,00 m und 1,90 m. »Für die Schifffahrt und unsere Hafenkunden aus der Wirtschaft bringen die Erleichterungen bei der Erreichbarkeit von Deutschlands größtem Universalhafen auch den Vorteil, mehr Ladung via Hamburg zu routen. Allein im vergangenen Jahr liefen 221 Großcontainerschiffe der Klasse 18.000 bis 24.000 TEU Stellplatzkapazität den Hamburger Hafen an. Das ist ein Plus von 16,9 % und verdeutlicht, dass die jetzt abgeschlossene Fahrrinnenanpassung von enormer Wichtigkeit für die sichere und schnelle Verkehrssteuerung auf der Elbe ist«, sagt Mattern.
Innerhalb des Segments Massengut entwickelte sich der Umschlag von Greifergut mit insgesamt 21,6 Mio. t positiv und erreichte ein Plus von 11,2 %. Zu diesem Wachstum trug vor allem der Import von Kohle mit 5,5 Mio. t (+15,9 %) und Erz mit 10,5 Mio. t (+10,6 %) bei. Im Agribulk-Bereich wurden im Jahr 2021 insgesamt 6,4 Mio. t Sauggut umgeschlagen. Der Rückgang um insgesamt 14,7 % ist auf weniger Umschlag von Getreide zurückzuführen. Im Segment Flüssigladung lag der Umschlag im Jahr 2021 insgesamt bei 11,8 Mio. t (+1,7 %). Mehr Exporte bei Mineralölprodukten sind vor allem für das leichte Plus in diesem Segment zu nennen.
Für ein Rekordergebnis im Jahr 2021 sorgte der Güterverkehr auf der Schiene. Die Hamburger Hafenbahn konnte im vergangenen Jahr ein Transportvolumen von 48,5 Mio. t (+4,0 %) abfertigen. Beim Containertransport wurde mit 2,79 Mio. TEU sogar ein Plus von 8 % erreicht.
Russland noch Handelspartner Nr. 4
China, die USA und Singapur führen in der Rankingliste der Top 10 Partnerländer Hamburgs im Containerumschlag. Der noch im Vorjahr zu verzeichnende Mengenrückgang im seeseitigen Containerumschlag mit China wurde gestoppt. Im Jahr 2021 wurde mit 2,6 Mio. TEU ein Plus von 5,5 % erreicht. Damit festigt China die Position als Hamburgs mit Abstand wichtigster Handelspartner.
Unter den weiteren Handelspartnern im Containerverkehr folgen im Ranking nach China die USA (+4,5 %), Singapur (+0,9 %), Russland (-3,0 %), Schweden (+7,5 %) und das Vereinigte Königreich (-9,9 %). Es folgen in der Top-10-Übersicht des Hamburger Hafens auf Position sieben Polen (+20,7 %), auf Position acht Südkorea (-0,4 %), auf Position neun Dänemark (+4,6 %) und auf Position zehn Brasilien (+3,2 %).
Die Russland-Verkehre dürften nach dem russischen Überfall auf die Ukraine durch die internationalen Sanktionen zurückgehen. Bereits durch die nach der russischen Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 verhängten Sanktionen ist der Containerverkehr zwischen Hamburg um Russland um 300.000 TEU bzw. 40% zurückgegangen. Volumenmäßig ist aber der Kohle- und Holzverkehr auf den Russlandrouten dominierend. Auch hier bleibt die Entwicklung abzuwarten.
Seidenstraßen-Containerzüge vor unsicherer Zukunft
In Ergänzung zum Seetransport werden immer zahlreicher auch Container auf der Schiene zwischen China und Hamburg transportiert. Hamburg ist in Deutschland der führende Start- und Endpunkt für Containertransporte per Seeschiff und für Containerzugverbindungen auf der Neuen Seidenstraße. Rund 160.000 TEU wurden im vergangenen Jahr per Eisenbahn zwischen Hamburg und mehr als 25 Zielorten in China befördert (+ 51 %). Von verschiedenen Anbietern werden insgesamt 293 Chinazugverbindungen von und nach Hamburg vermarktet.
Die Zugverbindung nach China über die Ukraine existieren mit dem Überfall Russlands auf das Nachbarland nicht mehr. Wie es um die Zugverbindungen steht, die über die Grenze zwischen Polen und Weißrussland laufen, ist derzeit noch unklar. Somit muss sich erst noch zeigen, wie sich diese Verkehre im laufenden Jahr weiterentwickeln. Alternative Kapazitäten für die betroffene Ladung auf Schiffen zu finden dürfte sich aber als schwierig erweisen.
Ukraine-Krieg macht Ausblick schwierig
»Der Krieg in der Ukraine wird sich auch auf die Umschlagentwicklung des Hamburger Hafens auswirken. Aktuell lässt sich jedoch noch nicht sagen, inwieweit die Sanktionen gegenüber Russland die Umschlagentwicklung beeinflussen werden. Eine realistische Prognose für das laufende Jahr lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht geben, denn auch die Corona-Pandemie könnte weiterhin Einfluss auf den seeseitigen Außenhandel nehmen«, sagt Mattern. Für das Jahr 2022 hofft die Marketingorganisation des Hamburger Hafens auf einen insgesamt stabilen Verlauf beim Seegüterumschlag.