Wilhelmshaven, LNG
© Hero Lang
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Die steigenden LNG-Importe Europas, vor allem aus den USA, werden zu einer deutlichen Routenverschiebung in der LNG-Tankerfahrt führen. Grund ist die Abkehr von Russland.[ds_preview]

Der zusätzliche Transportbedarf von derzeit rein rechnerisch frei verfügbarem LNG (43,5 Mrd. m³) nach Europa kann durch die bestehende Tankerflotte abgedeckt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die KfW IPEX in einer Analyse. Allerdings ist die Verteilung innerhalb Europas aufgrund fehlender Pipelines problematisch.

Laut IEA ist der europäische LNG-Import im ersten Quartal bereits um beträchtliche 70% gestiegen. Haupt-Abnehmerländer sind derzeit Spanien und Frankreich. Die weltweit verfügbaren Mengen reichen zudem nicht aus, um das aus Russland bezogene Gas kurzfristig und vollständig zu substituieren, schreibt die KfW IPEX in ihrem Bericht. 2020 waren das rund 170 Mrd. m³. Dieses Volumen soll laut EU-Beschluss bis Ende des Jahres um zwei Drittel reduziert werden.

Die gesamte Regasifizierungskapazität der europäischen LNG-Importterminals inklusive Großbritannien betrug laut Clarksons Research rund 243,8 Mrd. m³ bei einer Auslastungsquote von nur 44%. Legt man eine technisch mögliche, maximale Auslastungskapazität von 90% zugrunde, könnte Europa bis zu 112,1 Mrd. m³ LNG importieren.

Deutschland, bis gestern ein weißer Fleck auf der LNG-Landkarte, wird insgesamt vier FSRU einchartern, die jeweils rund 5 Mrd. m³ jährlich verarbeiten können, insgesamt also 20 Mrd. m³. RWE übernimmt den Betrieb von zwei Einheiten von Hoegh LNG, Uniper bedient sich in der Flotte von Dynagas.

Die Handelsflotte der LNG-Tanker umfasst derzeit rund 600 Schiffe mit einer Tonnagekapazität >100.000 m³. Darunter sind nur etwa 35 FSRU. Das hohe LNG-Tankerorderbuch von rund 30% der Bestandsflotte enthält aktuell keinen FSRU-Neubau.

Da die Anzahl an freien Schiffen relativ begrenzt ist, dürfte die steigende Nachfrage nach LNG-Tankern zu steigenden Marktraten. Sie sind für Einheiten mit 160.000 m³ seit Ende Januar bereits um rund 85% auf etwa 45.000 $/Tag gestiegen. Auch die Baupreise für LNG-Tanker (174.000 m³) sind von durchschnittlich 188 Mio. $ auf aktuell 223 Mio. $ geklettert.

Bezogen auf Europa werden zusätzlich 20 LNG-Tanker mit einer durchschnittlichen Kapazität von 160.000 m³ benötigt, um die von den USA zugesagten 15 Mrd. m³ importieren zu können. Bis Ende 2022 sind insgesamt noch 25 Schiffsablieferungen in die LNG-Handelsflotte geplant. Unter der Annahme, dass zusätzlich weitere 43,5 Mrd. m³ zu jeweils 50% aus den USA und aus Katar nach Europa transportiert werden müssten, wären weitere 44 frei verfügbare LNG-Tanker nötig.

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