Casper Jensen, CEO Danelec
Casper Jensen, CEO Danelec (© Danelec)
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Mit einem neuen Investor im Rücken will der dänische VDR- und Kommunikationsspezialist Danelec sein Geschäft ausbauen – auch weitere Übernahmen sind eine Option. Deutschland sieht CEO Casper Jensen als einen Markt mit viel Wachstumspotenzial. Von Michael Meyer

Seit der skandinavische Finanzinvestor Verdane 2020 die Mehrheit ü[ds_preview]bernahm, ist Danelec auf Wachstumskurs. Als klares Ziel wurde seinerzeit die Ausweitung der Angebotspalette ausgegeben – sei es organisch oder anorganisch.

Der erste Schritt war schließlich die Übernahme von Kyma aus Norwegen, eines Spezialisten für digitales Perfor­mance Monitoring. Gemeinsam will man zu einem führenden Anbieter von Datenerfassungslösungen in der Schifffahrt werden. Mehr als 10.000 Schiffe nutzen bereits Kyma, um Fahrtrouten und Schiffsleistung zu optimieren. Die SaaS-Plattform ermöglicht eine automatische und digitalisierte Datenerfassung, die auch bei der Berechnung und dem Reporting von Emissionen eine entscheidende Rolle spielen soll.

Nachholbedarf in Digitalisierung

Danelec selbst hat seinen Hauptsitz in Dänemark mit Niederlassungen in China und Singapur sowie ein Netz von Vertriebs- und Servicepartnern in mehr als 50 Ländern. Zu den Produktlinien gehören Schiffsdatenschreiber (VDR), elektronische Karten- und Informationssysteme (ECDIS) und Ship-to-Shore-Lösungen für das »Internet der Dinge«.

Als potenzieller Wachstumsmarkt zählt auch Deutschland – dass die hiesigen Reedereien in den vergangenen Monaten mit hohen Charter- und Frachtraten verhältnismäßig gutes Geld verdient haben, ist neben den bevorstehenden Regulierungen nur einer der Gründe dafür.

Beide Portfolios – von Danelec und Kyma – sollen hier an den Mann gebracht werden. Im Gespräch mit der HANSA sagt CEO Casper Jensen: »Zusätzlich zur traditionellen Leistungsüberwachung an Bord und den VDR sehen wir ein Wachstumspotenzial mit unserer IoT-Lösung, die alle Daten vom Schiff an Land übermittelt – und anders herum. Es wird einen Beitrag zur Digitalisierung der deutschen Flotte und der Reeder leisten.«

Das spezielle Interesse am hiesigen Markt beruht auf einer Kombination von zwei Faktoren. Denn es gebe durchaus noch Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. In diesem Punkt hat Jensen eine positive Entwicklung beobachtet, die von den guten Erträgen und der Erwartung der kommenden Regulierung beeinflusst sein dürfte: »Wir beobachten durchaus, dass es bestimmte Reeder gibt, die jetzt in einem größeren und schnelleren Tempo auf die Digitalisierung aufspringen als noch vor 12 oder 24 Monaten.«

Die Bereitschaft steigt demnach, an Bord gesammelte Daten in eine Cloud-Lösung zu übertragen, wenn man selbst oder ein erfahrener Partner einen Mehrwert aus der Analyse ziehen kann.

Die maritime Industrie sei immer noch konservativ und der Kapitän in vielen Fällen immer noch der König, sagt Jensen und führt aus: »Aber wenn man einige der Daten, die entweder stärker automatisiert sind oder in höherer Frequenz anfallen, in die Cloud-Lösung verlagern kann, dann gibt es mehr Leute, die tatsächlich die Verantwortung für die Optimierung des Betriebs übernehmen können. Ich denke, wir werden sehen, dass sich das immer schneller entwickelt.«

Man könne nicht erwarten, dass die gesamte Besatzung und der Kapitän in der Lage sind, all diese Entscheidungen zur Optimierung des Schiffes selbst zu treffen, »die Crew hat ein Schiff zu führen!«

Im Blick haben die Danelec-Verantwortlichen nicht zuletzt kleinere und mittelgroße Reedereien. Große Unternehmen haben nicht selten eigene Kompetenzen und In-house-Lösungen. Andere könnten aber davon profitieren, wenn sie Daten mit höherer Frequenz in eine mathematische Analyse einfließen lassen und Empfehlungen für den Betrieb eines Schiffes erhalten. Kosteneinsparungen seien das Ziel.

Gemeinsamer Daten-Zugriff

Jensen betont zudem die Komponente »Regulierung«, etwa die bevorstehenden Vorschriften zu EEXI (Energy Efficiency Existing Ship Index) und CII (Carbon Intensity Indicator): »Wir können die Daten bereitstellen, mit denen der Reeder nachweisen kann, dass er die Vorschriften eingehalten hat.«

Für die Zukunft könne er sich außerdem vorstellen, dass einige der VDR-Daten in eine Cloud-Lösung übertragen werden, so dass Klassifikationsgesellschaften, Schiffseigner, Versicherungsgesellschaften und andere Beteiligte die Daten im Bedarfsfall einsehen können.

Der zweite Grund für die Wachstumserwartungen ist, dass Danelec in Deutschland bislang nicht sonderlich aktiv war. »Unser Fokus lag bislang auf der Nachrüstung von VDR durch Servicemodelle. Wir haben in Deutschland kein Team, das an die Türen der Reeder klopft und dafür sorgt, dass alle wissen, was wir liefern können«, so der CEO.

Das könnte sich allerdings bald ändern. Die Dänen sondieren den Markt, »möglicherweise eröffnen wir in den kommenden zwölf Monaten ein Büro«, sagt Jensen. Einen anderen Weg zu Wachstum will er explizit nicht ausschließen: Sind weitere Fusionen oder Übernahmen wahrscheinlich? »Ja«. Möglicherweise auch in Deutschland? »Das könnte passieren.«