Philipp Maracke – Geschäftsführer – Flensburger Schiffbau-Gesellschaft © FSG
Philipp Maracke – Geschäftsführer – Flensburger Schiffbau-Gesellschaft © FSG
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Wie hat sich das Geschäft seit der Übernahme der FSG durch die Tennor Holding und Ihrem Antritt entwickelt?

Philipp Maracke: Wir haben uns in den vergangenen anderthalb Jahren gut im Markt positioniert und sind bei den Angebotsaufforderungen der Reeder wieder mit dabei. Eine RoRo-Fähre bauen wir gerade für IVP Ship Invest. Außerdem [ds_preview]vertraut die australische SeaRoad, die bereits eine Fähre der FSG in Betrieb hat, auf die hohe Qualität aus Flensburg und hat uns mit dem Bau einer RoRo-Fähre mit LNG-Antrieb beauftragt.

Was hat sich bei der Werft selbst getan?

Maracke: Seit dem Neustart haben wir die Werftstrukturen gestärkt und den Bereich Forschung und Entwicklung personell aufgestockt. Die FSG ist also gut gerüstet.

In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für die FSG und Nobiskrug und wie wollen Sie sich diesbezüglich aufstellen?

Maracke: Technologien für die emissionsfreie Schifffahrt werden die Branche in Zukunft bestimmen. Deshalb haben wir dies auch zu einem Kernthema für die FSG gemacht. Auch die Nachfrage nach schadstofffrei betriebenen Superyachten wächst. Mit der Sailing Yacht »A« und der »Artefact« hat sich Nobiskrug in diesem Segment bereits weltweit Renommee erworben. Daran wollen wir anknüpfen.

Sie haben auch den Marine-Markt als Ziel ausgegeben …

Maracke: Der Marineschiffbau hat ebenfalls großes Potenzial für uns. Dieser Markt wird, das zeigt ja auch die aktuelle politische Weltlage, immer wichtiger. Die FSG besitzt insbesondere für Versorgungsschiffe und multifunktionale RoRo-Schiffe bereits eine große Kompetenz.

Welche »Hausaufgaben« hat die FSG selbst dafür noch zu erledigen?

Maracke: Die Entwicklung neuer Technologien fußt auf einer innovativen Mannschaft. Wir wollen Know-how weiterentwickeln und uns mit tatkräftigen Spezialisten verstärken.

Ist eine weitere Expansion – beispielsweise durch weitere Werftübernahmen – eine Option für Sie?

Maracke: Das Zusammenspiel zwischen FSG und Nobiskrug läuft sehr gut, wir bauen zwischen beiden Werften Synergien auf, beispielsweise eine sinnvolle Teilung zwischen den Standorten bei Fertigungsarbeiten und dem Engineering. Weitere Übernahmen stehen nicht an.

Was muss sich aus Ihrer Sicht an der deutschen und europäischen Schiffbaupolitik ändern, damit die hiesigen Werften wie die FSG sich stärker im Weltmarkt aufstellen können?

Maracke: Der Schiffbau ist eine wichtige wirtschaftliche Kernleistung, die in Europa erhalten und gestärkt werden sollte. In Deutschland und Europa müssen wir uns als Gegengewicht zu China und Korea besser aufstellen, wenn wir verhindern wollen, dass noch weitere Industriezweige abwandern. Die aktuelle geopolitische Situation unterstreicht ja, wie bedeutend es ist, bestimmte Fähigkeiten im eigenen Land zu erhalten. Das fängt bei Spezialschiffen an, geht aber noch weit darüber hinaus. Auch bei der Entwicklung alternativer Antriebe müssen Deutschland und die EU unabhängig werden. Ich sehe hier Möglichkeiten zu Kooperationen zwischen wichtigen europäischen Schiffbaunationen, etwa zwischen Deutschland und Frankreich. Ich bin sicher, dass leistungsstarke Werften auch länderübergreifend daran arbeiten sollten, die EU in der globalen Gemeinschaft als Industriepartner wieder unentbehrlich zu machen. Hier können wichtige Entwicklungen im zivilen Schiffbau politisch flankiert werden. MM