© Jens Meyer

Gerade auch wegen aktueller Reiserestriktionen und gestörter Lieferketten bleiben für die Schifffahrtsbranche persönliche Kontakte und Netzwerke von Bedeutung. Ein Beleg dafür ist die ungebrochene Attraktivität der Peter Gast Schiffahrtsregatta. Von Jens Meyer [ds_preview]

Zwar musste 2020 erstmals eine Auflage dieser aus einer spontanen Wettfahrt unter drei Schifffahrtskaufleuten entstandenen größten privat organisierten Regatta Deutschlands aufgrund des damaligen Corona-Infektionsrisikos und der behördlichen Einschränkungen abgesagt werden. Doch schon im Folgejahr waren statt der in der Vor-Corona-Zeit üblichen bis zu 120 Yachten mit mehr als 1.000 Teilnehmern bereits wieder 70 Yachten am Start der traditionell am letzten August-Wochenende zwischen Schleimünde und der in der dänischen Südsee gelegenen Insel Ærø ausgesegelten Regatta.

»Zur 39. Schiffahrtsregatta am 27. August dieses Jahres erwarten wir noch eine leichte Steigerung von rund 100 Yachten mit bis zu 900 Crewmitgliedern und Gästen«, freuen sich die Brüder Dieter und Christian Gast, die seit nunmehr 14 Jahren mit Hans Joachim Lemcke die nach ihrem Vater, dem 2018 verstorbenen Hamburger Schifffahrtskaufmann und passionierten Segler Peter Gast, als Initiator und Gründer benannte Veranstaltung organisieren.

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,

Peter Hanstedwillkommen zur Regatta 2022, der 39. in Folge auf Ærø, bei der wir uns wie immer darauf freuen, Sie im Hafen von Ærøskøbing begrüßen zu dürfen. Der Hafen, die Stadt und die ganze Insel freuen sich auf Ihren Besuch und den Anblick der vielen schönen Schiffe, die unseren Hafen zum Bersten füllen. Als neuer Bürgermeister freue ich mich darauf, Sie willkommen zu heißen. Ich wohne seit jeher in Küstennähe und konnte immer die vielen Schiffe auf der letzten Strecke um Urehoved auf ihrem Weg zum Ziel bei jedem Wetter verfolgen.

Ærø erlebt einen Bevölkerungszuwachs und ist zu einem beliebten Reiseziel für dänische und ausländische Touristen geworden. Die Regatta ist ein Erlebnis für alle und trägt dazu bei, Ærø als einen Ort der vielfältigsten Erlebnisse bekannt zu machen. Überall auf der Insel sehen wir, dass Häuser verkauft werden, sowohl zur Nutzung als Ferienhäuser als auch zum ganzjährigen Wohnen. Auch viele Bürger aus EU-Ländern haben ihren Weg hierher gefunden, die meisten natürlich von unserem nächsten Nachbarn Deutschland, und wir heißen die vielen neuen Bewohnerinnen und Bewohner von Ærø auf unserer Insel willkommen.

In Marstal ist die Werft »HCC Bådeværft« mit Monica Fabricius als Geschäftsführerin im Aufwind. Sie konzentriert sich seit der Übernahme auf die Sanierung älterer Holzschiffe und den Innenausbau neuerer Schiffe, wobei Holzarbeiten von hoher Qualität im Mittelpunkt stehen. Vor Kurzem hat HCC die Yacht Talisman saniert. Dabei leisteten hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Verwendung der besten Materialien eine sehr hochwertige Arbeit. Da die Talisman an der Regatta teilnimmt, können Sie sich selbst von dem schönen Ergebnis überzeugen. Was nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist: Die Talisman ist die erste Yacht der Welt, die in der Werft »HCC Bådeværft« mit einem Elektromotor ausgestattet wurde. Damit ist sie unabhängig von fossilen Brennstoffen und CO2-frei und weist den Weg in Richtung umweltfreundlicher Schifffahrt, auch für Sportboote.

Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt und freuen uns darauf, Sie auf Ærø zu sehen.

Allzeit gute Fahrt!

Peter Hansted, Bürgermeister von Ærø

Nach dem Ausfall des Eisbeinessens der Schiffsmakler und des Hamburger Hafengeburtstages im vergangenen Jahr habe man erfreulicherweise die 38. Schiffahrtsregatta als einzige maritime Großveranstaltung der Region durchführen können. Da sich das Konzept bewährt habe und gut angenommen wurde, habe man auch das diesjährige Rahmenprogramm der Peter Gast Schiffahrtsregatta wieder als Outdoor-Veranstaltung geplant, so die PGS-Geschäftsführer. Auf ein gesetztes Essen zur Preisverleihung werde deshalb auch in diesem Jahr verzichtet, die Preisverleihung und Begrüßungen finden stattdessen in einem offenen Zelt am alten Hafen in Ærøskøbing statt, wobei es verschiedene Stationen für Speisen und Getränke gibt. Das Veranstaltungsgelände erstreckt sich über das gesamte Hafenareal und bietet ausreichend Platz für Business- und Small Talk. Im alten Hafen werden die dort ankommenden Yachten über die Toppen geflaggt und ihre Crews mit dem von der Hamburg Messe mit der SMM gesponserten traditionellen »Einlauf-Bier« versorgt, bevor unter Führung des neuen Bürgermeisters Peter Hansted mit musikalischer Begleitung der »Peder Most Garde« der traditionelle gemeinsame Rundgang durch die »Märchenstadt« Ærøskøbing startet.

Yachten-Mix macht’s

»Wir versuchen, den einzigartigen Charakter dieser Regatta zu bewahren, bei der trotz allen möglichen sportlichen Ambitionen das Networking im Vordergrund steht und neben der Geselligkeit auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen soll«, so Dieter Gast. Wichtig dafür und nicht zuletzt auch aus Kapazitätsgründen des Zielhafens sei, dass die Teilnehmer nicht nur segelbegeistert sind, sondern auch einen weitgehend direkten Bezug zu maritimen Branche aufweisen.

Der Reiz der Veranstaltung, zu der internationale Gäste aus rund 18 Nationen erwartet werden – coronabedingt fehlen in diesem Jahr unter anderem die chinesischen Partner – und die einen zunehmenden Anteil segelbegeisteter weiblicher Teilnehmer verzeichnet, liege auch in dem umfassenden Mix der teilnehmenden Yachten, wobei die Palette über pure Racer und Performance Cruiser bis zu den klassischen Yachten und Oldtimern der verschiedensten Größen reicht, so Gast. Er hofft in diesem Jahr auf bessere Wetterbedingungen als die Regenschauer und heftigen Sturmböen des Vorjahres.

Bis zum Redaktionsschluss für diese Ausgabe Anfang Juli waren bereits 90 Boote aller Größen und Klassen – vom 8 m-Boot über Klassiker bis zum 25,9 m/86’-Racer – gemeldet. Sie werden von Bord der vom dänischen Marine-Heimwehr-Kommando (MHV) wieder als Startschiff an die Schleimündung entsandten »Lyra« (MHV 808) mit fünf Starts in acht Gruppen auf drei Bahnen zwischen 29,5 und 34 Seemeilen Länge gen Æerø geschickt. Dort wird das wieder von der HFG Finanz Holding Hamburg zur Verfügung gestellte Zielschiff »Mia« – eine 13,38 m lange, 3,80 m breite und mit ihren beiden je 400 PS leistenden Volvo D6-Dieseln bis zu 40 kn schnelle Kiel Classic 44-Motoryacht, mit Eigner und Skipper Christian Seegers – durch Aussetzen einer Spierentonne die Ziellinie nahe dem Hafen von Ærøskøbing an der Nordküste Ærøs markieren. Als Regattaleiter fungiert zum siebten Mal Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein, zu dessen Team auch Hans Herbert Hoffmann (NRV), Ralf Paulsen (KYC) und Jan Keppler sowie Daniel Rüter (SVAOe) gehören.

Dabei zeigen wieder bekannte Klassiker wie die für die Hammonia-Reederei mit Karsten Liebing startende Classic Yawl »Peter von Seestermühe«, der für die Hamburg Messe unter Bernd Aufderheide startende 19,9 m-Schoner »Preussischer Adler«, die One Off »Fleur de Mer«, die im Vorjahr Platz 1 der Klasse 1 belegte, und die für Piening Propeller ins Rennen gehende Ketch »Johanna« Flagge.

000 0099a 2
© Jens Meyer

Ein besonderes Highlight ist dabei die erste Teilnahme der am 28. September 1920 von der Werft Abeking und Rasmussen in Lemwerder als Bau-Nr.944 unter persönlicher Aufsicht des dänischen Werftgründers und Konstrukteurs Henry Rasmussen an seinen Segelfreund Schroeder abgelieferten Ketch »Talisman«. Das 23,36 m lange und 4 m breite Stahlschiff, das sich viele Jahrzehnte in deutschen Besitz befand und 2019 nach 99-jähriger wechselvoller Geschichte und mehreren Eignerwechseln von der Talisman Schiffskontor in Steinburg angekauft worden war, ist seitdem von der HCC Badeverft in Marstal komplett restauriert und mit einem Elektromotor ausgestattet worden.

Wieder dabei sind auch bekannte und schnelle Schiffe wie die »Haspa Hamburg«, eine 17,2 m lange JV 52, die wieder mit Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang an Bord starten wird, die »Outsider«, eine TP 52 (MTK Group) sowie die »Bank von Bremen«, eine 16,25 m lange J/V53, die für Nordic IT Marine Communication teilnimmt, die vom DNV als Hauptsponsor gemeldete »Broader View Hamburg« eine Andrews 56, sowie die für Buss Shipping mit Johannes Killinger startende »Black Jack«, eine Swan 60. Zu den größten Regatta-Teilnehmern gehören die für MPC Capital startende »Uca«, ein 2002 gebauter 25,90 m langer J/V86‘-Transatlantic Racer, der Vorjahressieger »Milan«, eine 20 m lange Sloop, die unter Uwe Lebens für Genuport Trade startet, sowie die 18,62 m lange »Almost Nothing«, eine für Oldendorff Carriers startende Brenta 60, und die für Nordic Hamburg Shipmanagement startende »Störtebeker«, eine Carkeel 47. Kleinster Regattateilnehmer ist die »Avanti«, eine Seascape 27, die für Otto Wulff startet. Mit der »X-Fi«, einer X-482, der »Xola«, einer X 4.3 und der »Xeremonia«, einer X-412, schickt einer der Sponsoren, SKF, auch in diesem Jahr gleich drei Yachten in das Rennen, zu dem das Veranstalter-Trio auch in diesem Jahr »gutes Wetter und gute Stimmung« wünscht.