Knallrot und über drei Meter hoch. Trotz dieser Eigenschaften trat das Formmodell eines Propellerblatts am Eingang zur diesjährigen SMM in den Hintergrund.[ds_preview]
Neben ihm stand nämlich, golden schimmernd, das Wahrzeichen der maritimen Weltleitmesse in Hamburg. Ein über 35 t schwerer und 7,7 m im Durchmesser großer Propeller, hergestellt von der Mecklenburger Metallguss GmbH (MMG). Für 12,5 % Kraftstoffeinsparung soll der Hightechpropeller an seinem künftigen Bestimmungsort sorgen, einem Containerfrachter von MSC.
Doch ohne das in zweiter Reihe stehende Formmodell wäre dies gar nicht möglich. Genauer gesagt handelt es sich bei dem roten Propellerblatt um ein Flügel-Nabensegment-Modell, dass formgebend für den »goldenen Riesen« vor der SMM war. Allein die Herstellung des rund 750 kg schweren Modells hat etwa vier Wochen gedauert.
Hierzu wird eine Fräse genutzt, die anhand zuvor erstellter CAD-Daten das Formmodell aus einem Stück Schichtholz herausarbeitet. Anschließend wird das Werkstück mit einem Zweikomponenten Lack versiegelt. Bevor es dann in die Formerei geht, werden nochmals die Maße kontrolliert sowie Ausrichtepunkte festgelegt. Letztere dienen im weiteren Verlauf der Überprüfung der exakten Lage des Modells.
Für den Formbau selbst wird das Modell an einer Spindel fixiert, die das Zentrum der späteren Propellerachse darstellt. Dann kann die Formung des ersten Flügels beginnen. Hierzu wird das Holzmodell in einer Zement-Sandmischung einzementiert. Formpuder verhindert, dass Holz und Zement zusammenkleben. So kann nach der Aushärtung der obere Teil der Gussform abgenommen und der Holzflügel entfernt werden. Dieser Prozess wiederholt sich, bis ein vollständiges Gussmodell entstanden ist. Dies dauert nochmals drei bis vier Wochen.
Dann ist der Auftrag des Flügel-Nabensegment-Modells erfüllt. Der Guss selbst ist dann nach zehn Minuten vorbei. Ob er erfolgreich war, zeigt sich erst, wenn der Propellerrohling erkaltet ist. Nach einer Woche kann er aus seiner Zementform befreit und weiterverarbeitet werden.
Bald wird der fertige Propeller im Rahmen eines Retrofits am Heck der »Oila«, einem 3500-TEU-Frachter von MSC angebracht werden und unter der Wasseroberfläche seine Arbeit verrichten.
Der Ursprung dieses Hightechprodukts bleibt aber glücklicherweise zugänglich. Eine Verschrottung droht nicht. Das Flügelmodell wird in bester Lage, in der Hamburger Hafencity, zu sehen sein. Genauer gesagt am Kaispeicher B, in dem das Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH) 3.000 Jahre Seefahrtsgeschichte ausstellt. Hier hat das Modell einen Platz in erster Reihe bekommen. (OH)