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Der norwegische SatComm-Dienstleister Marlink will mit neuem Service und neuen Partnern wachsen und den Marktanteil auf 35 % steigern – auch in der deutschen Flotte. Es geht um mehr Möglichkeiten an Bord und an Land. Von Michael Meyer[ds_preview]

Mehrere tausend Schiffe nutzen mittlerweile die Angebote von Marlink. Allein 8.500 sind es für die Breitband-Lösungen wie VSAT. Hinzu kommen MSS- und weitere Angebote mit Partnern, so dass die Norweger auf rund 25.000 Schiffe in der Kundenkartei kommen. Auch in Deutschland setzen diverse Reeder auf Marlink. So wurden in der jüngeren Vergangenheit Verträge beispielsweise mit den Reedereien Hartmann, NSC, Held oder Candler bekannt.

Im Moment hält der Dienstleister, der seit dem vergangenen Jahr mehrheitlich dem nordamerikanischen Finanzinvestor Providence Equity Partners gehört, einen Marktanteil von rund 29 %. Dabei soll es aber nicht bleiben, wie Tore Morten Olsen, Präsident der Maritim-Sparte, im Gespräch mit der HANSA ankündigt: »Wir wollen diesen Anteil in den nächsten fünf Jahren auf 35 % ausbauen.« Einerseits soll das Wachstum durch Übernahmen oder Fusionen getrieben werden. Andererseits wollen Olsen und sein Team auch organisch wachsen.

Zum Beispiel mit deutschen Reedern. »In Deutschland sehen wir seit einiger Zeit ›Folge-Geschäfte‹: Die Reeder haben Breitbandkommunikation an Bord und erkennen nun den Wert. Und dann ist es sehr wichtig, zusätzliche Dienste anzubieten«, erläutert Olsen.

Dabei geht es um die zunehmende Digitalisierung an Bord, für den Schiffsbetrieb, für die Land-Anbindung, aber auch für bessere Möglichkeiten für Seeleute. Am wichtigsten sind weiterhin integrierte Kommunikationslösungen, auch wenn es bei bestehenden Kunden immer mehr Interesse an größeren IT-Lösungen an Bord gibt, also auch in puncto Service, Software und nicht zuletzt Cyber-Sicherheit. Den Grund für die Investitionen sieht der Manager in einer Optimierung der Betriebskosten, die einerseits durch die verbesserte Ertragslage der Reeder in der jüngeren Vergangenheit ermöglicht wurden: »Das Verständnis dafür, wie man einen Business Case erstellt und die notwendigen Investitionen rechtfertigt, um auf der anderen Seite Geld zu sparen, ist gereift.« Andererseits müsse man heute Seeleuten mehr Komfort bieten, um sie von der Arbeit auf See zu überzeugen.

Neue Kooperation für Premiere im »Low Earth Orbit«

Auf der bei Marlink »Bridge Link« genannten Ebene folgt eine ausgereifte Vernetzung der Anlagen an Bord, so dass eine vorausschauende Wartung aufgebaut werden kann, also bei Bedarf und nicht nur nach festen Intervallen. »Unsere Telemar-Kollegen kümmern sich darum, und wir sehen, dass immer mehr Geschäfte in diese Richtung gehen«, sagt Olsen.

Ebenfalls »interessant« seien die aufkommenden LEO-Systeme – »Low Earth Orbit« –, also vergleichsweise tieffliegende Satelliten. In diesem Segment will Marlink künftig mit dem Anbieter OneWeb zusammenarbeiten, so dass dessen Produkte die Anforderungen des Seeverkehrs erfüllen. OneWeb hat 428 Satelliten im LEO, 70 % der geplanten Flotte. Ab Januar 2023 soll ein Service für die maritime Industrie angeboten werden. Marlink ist Partner für Technologietests und der Validierung für den Markt. Ein denkbares Ergebnis der jetzt verkündeten Zusammenarbeit ist die Integration der OneWeb-Technologie in das »Hybrid Smart Network« der Norweger. »Für uns kann das eine weitere Komponente für die Daten-Übertragung bedeuten«, so Olsen weiter. In Kooperation mit Hardware-Herstellern wie Intellian und Hughes Network Solutions werden im vierten Quartal Onboard-Tests durchgeführt, die ersten ihrer Art, wie die Partner betonen.

Die verhältnismäßig größte technologische Herausforderung ist für Marlink nach wie vor die Frage der Kapazität. Olsen sagt, man habe zwar bewiesen, dass man über ein sehr stabiles Netz verfügt, »aber es gibt immer eine Nachfrage nach mehr und zuverlässigerer Bandbreite.«

Ganz wichtig dabei: die Sicherheit der Daten, denn die Cyber-Kriminalität nimmt stetig zu. Schiffe sind ein interessantes Ziel für Hacker. »Sie können für immer mehr Leute interessant sein, von denen wir nicht wollen, dass sie sich dafür interessieren«, so der Marlink-Präsident. Seiner Ansicht nach ist der entscheidende Punkt das Knowhow, die Sensibilisierung der Besatzung und des Land-Personals bei Reedern und Shipmanagern: »Der Mensch wird immer das wichtigste Element in der Kette sein.« Ausbildung und Technologie seien der Schlüssel. »Das menschliche Element, das Bewusstsein in der Organisation, sowohl an Land als auch auf See, ist immer noch entscheidend«, so Olsen weiter, der meint, an dieser Stelle gebe es noch einiges zu tun – Stichwort Schulungen und Betreuung. »Ich kann mir vorstellen, dass die Besatzung das gutheißt, wenn sie das Gefühl vermittelt bekommt, ein wichtiger Teil des Geschehens zu sein.« Mit der heutzutage verfügbaren Bandbreite kann man solche Schulungen online durchführen. »Das gibt den Schiffsmanagern viel mehr Flexibilität.«