Bertram Rickmers, ASSC, Brick
Bertram Rickmers (© ASSC)

Er war einer der bekanntesten, schillerndsten und auch umstrittensten Reeder in Deutschland. Nun ist Bertram Rickmers unerwartet gestorben. Er wurde 71 Jahre alt.

Bertram Rickmer Clasen Rickmers war ein Grand Seigneur der Hamburger Schifffahrtsszene. Seine Vorfahren, ursprünglich auf Helgoland beheimatet, bauten ab Mitte des 19. Jahrhunderts Schiffe in Bremerhaven auf einer Werft, die den Familiennamen trug.

Dort begann nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre auch die berufliche Karriere von Bertram Rickmers, bevor er sich selbstständig machte und nach Hamburg umzog. 1984 gründete er die Reederei B. Rickmers und gab bei der Familien-Werft einen ersten Neubau in Auftrag. Bertram und sein Bruder Erck Rickmers (59, Nordcapital, E.R. Rickmers) setzen die lange Familientradition mit getrennten Firmen in fünfter Generation fort.

Bertram Rickmers baut Firmenimperium auf

Über die folgenden viereinhalb Jahrzehnte baute Bertram Rickmers ein Firmenimperium auf, das neben der Reederei auch die Rickmers Line (Schwergut), Rickmers Maritime (Shipmanagement) und die Finanzgesellschaft Rickmers Maritime Trust mit Sitz in Singapur umfasste und zuletzt von der Rickmers Holding gesteuert wurde. Noch 2015 hegte Bertram Rickmers Pläne, seien Reederei-Gruppe an die Börse zu bringen. Die Flotte im Eigentum und im Management zählte damals 114 Container- sowie rund 30 Schwergutschiffe, die Gruppe beschäftigte mehr als 2.000 Mitarbeiter, darunter 500 an Land.

Im Strudel der globalen Finanzkrise

Doch ab 2016 geriet Rickmers’ Unternehmen in den Nachwehen der globalen Finanz- und der folgenden Schifffahrtskrise in Deutschland ins Strudeln. Eine geplante Kooperation mit Bruder Erck Rickmers und dessen E.R. Schiffahrt scheiterte. Nachdem zuerst 2016 der Trust in Singapur in die Insolvenz musste, scheiterte ein Jahr später ein Sanierungsplan für die Hamburger Unternehmensteile, als die Zinszahlungen für eine 2013 platzierte Unternehmensanleihe in Höhe von 275 Mio. $ nicht mehr geleistet werden konnten.

Angesichts von Außenständen in Höhe von rund 700 Mio. € wollte und konnte die damalige HSH Nordbank als Hauptgläubiger keine »wirtschaftliche Perspektive« mehr entdecken und drehte – sprichwörtlich – den Geldhahn zu.

In der Folge wurden die Holding abgewickelt und nacheinander sowohl die Rickmers Line als auch Rickmers Maritime an den Bremer Bauunternehmer Kurt Zech verkauft. Bis heute überlebt hat nur das Third-Party-Management unter dem Namen Zeaborn Ship Management. Die Rickmers-Line war zunächst Teil der MPP-Reederei Zeamarine, bis auch diese einige Jahre später zahlungsunfähig wurde und vom Markt verschwand. Die Reste finden sich bei der zur Harren Group gehörenden Intermarine.

Neustart für Rickmers mit ASSC

Was blieb und bis heute Bestand hat, war die bereits 2015 – vor der Insolvenz – gegründete Asian Spirit Steamship Company (ASSC), erneut eine Reederei mit zuletzt elf Containerschiffen, darunter modernen Bangkokmax-Neubauten aus China. Daneben investierte Bertram Rickmers mit eigenen Unternehmen auch in den Immobilien- und Offshore-Wind-Sektor. Im vergangenen Jahr hatte der Firmenpatriarch offiziell die Führung dieses Unternehmens an seinen Sohn Rickmer Clasen Rickmers (32) übergeben.

Bertram Rickmers steht für eine der spektakulärsten Pleiten in der deutschen Schifffahrt der Nachkriegszeit. Aber er war auch ein Mäzen, der viel Geld unter anderem an die UKE-Stiftung, das Maritime Museum, die »Stiftung Mittagskinder« oder das St. Pauli Theater spendete.