Im neuen Hafenentwicklungsplan legt der Hamburger Senat die strategischen Leitlinien für die Hafenpolitik der kommenden Jahre fest. Außerdem wird die Verfügbarkeit von Flächen für die Hafenentwicklung festgeschrieben und Möglichkeiten für die künftige Verwendung dieser Flächen aufgezeigt.
Der Hafenentwicklungsplan benennt globale Trends, lokale Rahmenbedingungen und gesellschaftliche wie ökonomische Entwicklungen, denen sich der Hamburger Hafen anpassen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. [ds_preview]
Der Plan definiert im ersten Teil Leitlinien für die erforderlichen Transformationsprozesse und benennt in einem zweiten Teil konkrete Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen. Stakeholder des Hafens wie Unternehmen, Verbände, Kammern ebenso wie Bürgerinnen und Bürger waren in den Erstellungsprozess eingebunden.
Der Hamburger Hafen soll demnach globale Megatrends wie Digitalisierung, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Transformation der Arbeit oder E-Commerce nutzen, um seine Position auszubauen. Kundenorientierung, Qualität und Klimaschutz seien zentrale Leitmotive der künftigen Hafenentwicklung, erklärt der Hamburger Senat. »Hamburg setzt auf vorhandene Stärken, vor allem jedoch auf die große Branchenvielfalt. Diese eröffnet dem Hafen nicht nur zahlreiche Entwicklungsperspektiven, sondern macht ihn zugleich anpassungsfähig und resilient gegenüber konjunkturellen Schwankungen.«
Der Hamburger Hafen soll auch weiterhin »durch ein vielfältiges Leistungsspektrum geprägt sein«, das vom Warenumschlag über die breite industrielle Basis und die Logistik bis hin zur Kreuzschifffahrt reicht. Hierfür wird im Hafenentwicklungsplan eine strategische Flächenzuordnung vorgelegt, die die Grundlage schafft, »um auch künftig einen Funktionenmix« zu ermöglichen.
Hafenbetrieb ab 2040 klimaneutral
Die Vorhaben sind den Handlungsfeldern Digitalisierung, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Ökologie, Infrastrukturerhalt und -ausbau, Ansiedlungs- und Flächenstrategie, Transformation der Arbeit, E-Commerce sowie Stadt und Hafen zugeordnet. Sie umfassen Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Infrastruktur und den Einsatz digitaler Mittel. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Hafenbahnnetz und der Bahnanbindung ans Hinterland, die den Hamburger Hafen »zu einem Vorreiter der klimaschonenden Verkehrswende beim Güterverkehr« machen soll.
Der Hafen soll seinen Betrieb ab 2040 bilanziell klimaneutral gestalten. Der Ausbau des Landstromangebots für Schiffe soll dabei den Ausstoß von Luftschadstoffen reduzieren.
Die Funktion des Hamburger Hafens als Ort der Wertschöpfung und als maritimes Logistikdrehkreuz wolle man stärken. Das globale Umfeld mache große Schritte in Sachen Digitalisierung, Effizienz und Klimaneutralität erforderlich, so Melanie Leonhard, Senatorin für Wirtschaft und Innovation. »Entlang dieser veränderten Anforderungen werden wir die Etablierung und Weiterentwicklung vorantreiben. Unser Hafen ist wichtiger denn je: Wir benötigen in den kommenden Jahrzehnten große Mengen erneuerbarer statt fossiler Energieträger. Sie werden Hamburg über den Hafen erreichen, den wir heute schon zum Treiber der Energiewende umbauen. Maritime Logistik kann damit eine wichtige Rolle für klimafreundlichen Transport und die Dekarbonisierung der ganzen Gesellschaft einnehmen, und unser Hafen ist Hamburgs Schlüssel dafür«, meint die Senatorin.
Lob und Kritik am Hafenentwicklungsplan
Begrüßt wird der Hafenentwicklungsplan von Wirtschaftsseite. So erklärt der Geschäftsführer des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS), Alexander Geisler: »Der HEP beinhaltet ein klares Bekenntnis zur Bedeutung des Hafens für die Stadt und seiner Zukunftsfähigkeit. Die Fortentwicklung des Hafens zu einem Energie-Hub ist mit Blick auf die gewaltigen Veränderungen, die wir bei der Versorgung der Bevölkerung und der Industrie mit Energie in der letzten Zeit gesehen haben und noch sehen werden, genau die richtige Antwort. Traditionelle Ladungsarten dürfen aber nicht vergessen werden.«
Wichtig ist dem Chef des Maklerverbands vor allem die »klare Absage an die regelmäßig geäußerten Fantasien bezüglich einer alternativen Nutzung der Hafenflächen«. Der HEP bilde nun einen transparenten, verlässlichen Rahmen für die zukünftige Nutzung und damit auch die benötigte Planungssicherheit für Investoren. »Das ist wichtig für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, denn über so viele alternative Branchen mit globaler Bedeutung und mit einer ähnlichen hohen Wertschöpfung sowie einem so hohen Beschäftigungsgrad verfügt die Stadt letztlich ja nicht. Daher gilt, es bestehende Stärken auszubauen. Dazu gehören auch übergeordnete Infrastrukturprojekte wie die neue Querung des Köhlbrands sowie die A-26-Ost. Beides wird für die Weiterentwicklung der Stadt dringend benötigt«, so Geisler.
»Benchmark mit Blick auf Wettbewerbshäfen fehlt«
Der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) zeigt sich erfreut, dass viele der aus Sicht der Hafenwirtschaft notwendigen inhaltlichen Schwerpunkte im Hafenentwicklungsplan berücksichtigt wurden. »Allerdings fehlt aus Sicht der Hafenwirtschaft ein wesentlicher Aspekt im HEP: ein Benchmark mit Blick auf die Wettbewerbshäfen der Nordrange aber auch auf die Häfen in der Ostsee und im Mittelmeerraum. Demzufolge fehlt es auch an konkreten Schlussfolgerungen, damit der Hamburger Hafen im internationalen Vergleich wieder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt«, so der Verband.
UVHH-Präsident Gunther Bonz: »Wir wünschen uns, dass sich die Hamburger Hafenpolitik künftig noch stärker als bisher an den Anforderungen der Hafenkunden und an den Entwicklungen in den Wettbewerbshäfen orientiert.« Aus Sicht der Hafenwirtschaft wirken sich die bestehende Wettbewerbsnachteile, wie beispielsweise zu hohe Hafenkosten, lange Genehmigungs- und Realisierungsprozesse beim Infrastrukturausbau, Einfuhrumsatzsteuer und Steuerprivileg für Reeder, nachteilig auf den Standort aus.