Maersk exhaust Mette Maersk Schiffsemissionen Panamkanal
© Maersk
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Auf den wichtigsten Seefrachtrouten sind die Schiffsemissionen bis Anfang 2023 gesunken. Wenn der Markt wieder anzieht, könnte sich der Trend aber schnell umkehren.

Zunächst ist die Nachricht erfreulich: Auf zehn der 13 verkehrsreichsten Seefrachtrouten sind die CO2-Emissionen aus der Containerschifffahrt im ersten Quartal 2023 gesunken. [ds_preview]

Der Carbon Emissions Index (CEI), ein Umwelt-Benchmarking-Tool der Marktanalyseunternehmen Xeneta und Marine Benchmark basiert auf Echtzeit-AIS-Daten und individuellen Schiffsspezifikationen, die es ermöglichen, die Umweltleistung pro Tonne beförderter Fracht auf den verkehrsreichsten Handelsrouten des Sektors zu verfolgen und zu berechnen. Der CEI verwendet einen Basiswert von 100, um die Transportunternehmen im Vergleich zum Durchschnitt der Handelsrouten zu Beginn des Jahres 2018 zu bewerten.

Diese Werte, so Emily Stausbøll, Analystin bei Xeneta Shipping, zeigen vierteljährliche Verbesserungen der Schiffsemissionen auf vielen Routen für den Beginn des Jahres 2023. Stausbøll gibt jedoch zu bedenken, dass dieser Trend nicht von Dauer sein wird, da nicht nur das Umweltengagement die CEI-Werte senken könnte.

»Globale Verlader, die den CO2-Fußabdruck ihrer Logistikketten verkleinern wollen, werden sich über einen deutlichen Rückgang der Emissionen auf wichtigen Frachtkorridoren freuen. Und nach dem MEPC 80 und den verschärften Treibhausgasverpflichtungen der IMO sind solche Verbesserungen sicherlich zu begrüßen. Aber die Frage ist, was passiert, wenn sich der Markt verbessert? Werden wir erleben, dass kommerzielle Erwägungen die Umweltbelange übertrumpfen? Die Zeit wird zeigen, wie engagiert die einzelnen Reedereien hier sind.«

Slow Steaming drückt Schiffsemissionen

Stausbøll sagt, dass ein Großteil der Verbesserungen darauf zurückzuführen ist, dass die Reedereien die Geschwindigkeit der Schiffe reduzieren, was zu einer Verbesserung der Treibstoffeffizienz führt und es ihnen gleichzeitig ermöglicht, in einem gedämpften makroökonomischen Klima eine deutlich geringere Nachfrage zu befriedigen. Im Verkehr zwischen der US-Westküste und dem Fernen Osten (Backhaul) wurde die Geschwindigkeit um fast 1 kn reduziert, was in Verbindung mit einer Zunahme der Schiffsgrößen und einer stabilen Auslastung eine Verbesserung des CEI um 11,3 % gegenüber Q4 2022 ermöglichte.

Sie fügt hinzu: »Wir beobachten auch, dass mehrere Allianzen ihre Dienste mit zusätzlichen Kapazitäten ausstatten, z. B. wenn Neubauten in Betrieb genommen werden, und dann die Geschwindigkeit der eingesetzten Schiffe verlangsamen. Auf diese Weise können sie die Schiffe aufstocken, ohne die Kapazität real zu erhöhen (aufgrund der langsameren Transitzeiten). Man kann sagen, dass diese Strategie eher von geschäftlichen als von ökologischen Erwägungen geleitet wird.«

Nur drei Verkehre haben im Laufe des Quartals an Geschwindigkeit zugenommen, und zwar auf den Strecken von Fernost nach Nordeuropa und zur US-Ostküste sowie von Nordeuropa zur US-Ostküste. Von den 13 führenden Korridoren wiesen nur die Routen von Nordeuropa nach Fernost und zur US-Ostküste sowie vom Mittelmeer zur US-Ostküste einen Anstieg der vierteljährlichen CEI-Werte und damit der Schiffsemissionen auf.

Langfristige Perspektive uneinheitlich

Trotz dem günstigen aktuellen Trend ist die langfristige Perspektive uneinheitlich, da vier Verkehre im ersten Quartal 2023 sogar schlechtere CEI-Werte aufweisen als im ersten Quartal 2018. Der Verkehr zwischen dem Mittelmeer und der US-Ostküste ist mit einem um 13,6 % höheren CEI-Wert das Schlusslicht. Am anderen Ende der Skala steht der Korridor Fernost-US-Ostküste mit einer Verbesserung bei den Schiffsemissionen um 21,2 % im gleichen Zeitraum.

»Generell sehen wir einige positive Schritte nach vorn«, so Stausbøll, »viele Reedereien haben genau die richtige Balance zwischen Schiffsgeschwindigkeit, Größe und Load Factor gefunden. Vor allem für die vielen Exporteure aus dem Fernen Osten gibt es gute Nachrichten, denn die fünf wichtigsten Verkehre aus der Region haben sich im Vergleich zum ersten Quartal 2018 alle deutlich verbessert. Keiner dieser Verkehre hatte einen CEI über 91 – mit anderen Worten: eine Verbesserung von mindestens 9 % seit Einführung des Index.«

Das beste einzelne Transportunternehmen ist den Daten zufolge Yang Ming, das im vierten Quartal 2022 auch die besten CEI-Werte verzeichnete. Die taiwanesische Reederei war gemessen am CO2-Ausstoß pro Tonne beförderter Ladung in drei Verkehren der sauberste Frachtführer, während OOCL und HMM in jeweils zwei Verkehren den ersten Platz belegten.