Der Einstieg von MSC bei der HHLA schlägt weiter Wellen. Hapag-Lloyd denkt über einen Teilrückzug aus Hamburg nach, der Eurokai-Chef über ein Gegenangebot.
Das Hamburger Vorhaben, einen Teil seiner Anteile am Hafenbetreiber HHLA an die Reederei MSC zu veräußern, sorgt weiter für große Unruhe in der Hansestadt. Als Konsequenz aus dem Einstieg der weltgrößten Containerreederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA zieht Hapag-Lloyd einen Teil-Rückzug und die Verlagerung von Transportvolumen in Betracht. »Es hat sich etwas in Hamburg geändert«, lässt CEO Rolf Habben Jansen wissen. [ds_preview]
Die Hansestadt hatte am Mittwoch den Einstieg der Schweizer Containerreederei bei dem Terminalbetreiber angekündigt. Dazu soll sich der Branchenführer mit knapp der Hälfte der Anteile an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) beteiligen. Die Hansestadt reduziert ihren Anteil von knapp 70% auf 50,1%.
Hapag-Lloyd schlägt mehr in Hamburg um als MSC
Hapag-Lloyd sorgt aktuell für jährlich etwa 2,5 Mio. TEU an Umschlag im Hamburger Hafen und damit für weit mehr, als MSC mit bestenfalls 1 Mio. TEU bis zum Jahr 2031 verspricht. Außerdem ist die deutsche Linienreederei selbst am Terminal in Altenwerder mit 25% beteiligt. Hapag-Lloyd prüft nun, ob wie bisher 100% des für Zentraleuropa bestimmten Volumens über Hamburg abgewickelt wird. »Ich könnte mir auch ein Szenario vorstellen, in dem das nur noch 70- 80% sind«, so Habben Jansen in einem Interview.
Hamburg bleibe ein wichtiger Hafen, betont Habben Jansen. Mit einer steigenden Zahl von großen Containerschiffen würden für Hamburg die Chancen für weiteres Wachstum sinken. Bereits im Vorjahr hatte Hapag-Lloyd eine Beteiligung von 30% am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven übernommen – und könnte künftig dort verstärkt ihre Schiffe abfertigen lassen. Ein Konkurrenzangebot für die HHLA, wie von Großaktionär Klaus-Michael Kühne angekündigt, sieht er hingegen skeptisch.
Eurokai zieht Gegenangebot in Betracht
Ohnehin scheint der Senat dafür nicht offen zu sein. Es sei keine Auktion eröffnet, sondern eine strategische Partnerschaft mit MSC besiegelt worden, heißt es aus dem Rathaus. Davon lässt sich ein bislang nicht in Erscheinung getretener Dritter aber offenbar nicht abschrecken. Medienberichten zufolge zieht Thomas Eckelmann, Hauptaktionär der Eurokai-Gruppe und Joint-Venture-Partner der Bremer BLG Logistics beim konkurrierenden Terminalbetreiber Eurogate, ein Gegenangebot »zu gleichen Konditionen« in Betracht.
Der MSC-Deal sei eine »Katastrophe für den Hamburger Hafen«, sagt Eckelmann in einem Zeitungsinterview. Größeren Schaden für das Eurogate-Terminal im Waltershofer Hafen befürchtet er hingegen nicht. Zwar dürfte der bisherige Stammkunde MSC zu den HHLA-Terminals wechseln und etwa 25-30% des Umschlagvsolumens mitnehmen. Doch im Gegenzug könnten viele HHLA-Kunden zu Eurogate wechseln. »Wir sind für jeden offen.«