Die Bremer Reederei German Tanker hat sich viele Jahre zurückgehalten. Doch nun ordert sie bis zu sechs Neubauten in China.
Knapp 15 Jahre ist es her, dass mit der »Seapike« der letzte Neubau vom Stapel lief, seinerzeit bei Lindenau in Kiel. In den folgenden Krisenjahren gab es keine Neubau-Aktivitäten mehr – bis jetzt. [ds_preview]
German Tanker Shipping (GTS) hat in China vier Produktentanker mit Eisklasse 1B bestellt, außerdem hält die Reederei zwei zusätzliche Optionen, die zeitnah fällig werden. »Wir wollen und müssen die Flotte modernisieren«, sagt Geschäftsführer Ulrich Niebusch.
Schiffe von German Tanker kommen in die Jahre
14 Produktentanker der Handysize-Klasse mit Tragfähigkeiten von 32.200 tdw bis 45.700 tdw zählen derzeit zur Flotte der Reederei, die Anfang dieses Jahres ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert hat. Hauptfahrtgebiet ist Nordwest-Europa, einige Einheiten sind aber mit Zeitcharterverträgen auch weltweit unterwegs.
Die »Sealing« als ältestes Schiff ist mittlerweile 20 Jahre alt, die »Seapike« als jüngstes kommt auf 15 Jahre. In seiner Geschichte hatte das Unternehmen bislang ausschließlich in Deutschland bauen lassen. Nachdem 2021 und 2022 bereits vier ältere Schiffe verkauft worden waren, investiert German Tanker daher in die Flottenerneuerung.
Der Auftrag für zunächst vier fest bestellte Neubauten geht nach China an Xiamen Shipbuilding, Mawei übernimmt die technische Konstruktion. Das Design stammt von FKAB Marine Design aus Schweden. Die Bauverträge sind unterzeichnet, die Finanzierung muss noch finalisiert werden. Abgeliefert werden die Schiffe ab September 2025 im Rhythmus von 3-4 Monaten.
German Tanker setzt auf Hybrid-Antrieb
Die neuen Produktentanker werden über eine Tragfähigkeit von 41.000 t und über einen Hybyrid-Antrieb verfügen, bei dem ein MAN-4-Takt-Motor mit einem Wellengenerator und einem Batteriepack kombiniert werden. An Bord wird es den Angaben zufolge einen leistungsfähigen Landstrom-Anschluss geben, über den gleichzeitig sechs Ladepumpen betrieben werden können.
Außerdem werden die Schiffe laut Niebusch ab Werft bereits als Methanol-ready abgeliefert. »Wir können also zu einem späteren Zeitpunkt ohne größeren Aufwand auf alternative Kraftstoffe umrüsten.«
Die Bremer Reederei schätzt die Aussichten im Tankermarkt und speziell im Handysize-Segment als ausgesprochen gut ein. »On order« seien nur 2% der Bestandsflotte, in den beiden kommenden Jahren werde die globale Flotte sogar schrumpfen. Gleichzeitig gebe es absehbar zu wenig Tonnage. Gerade durch den Ausfall Russlands, das vor Ausbruch des Ukraine-Krieges 60% der in Europa verbrauchten Dieselmengen geliefert hatte, hätten sich die Transportwege verlängert und sich der Bedarf an Schiffen eher noch vergrößert, so Niebusch. (KF)