Der US-Finanzinvestor Carlyle will offenbar die Mehrheit an TKMS erwerben. Seit Monaten wird bereits über die Zukunft des Kieler Schiffbauers spekuliert.

Seit längerem sondiert der Essener Stahlkonzern ThyssenKrupp Möglichkeiten, wie und wen die Werftengruppe TKMS verkauft werden könnte. Der US-Investor Carlyle hat nun offenbar die besten Karten. Noch in dieser Woche soll der Einstieg in eine vertiefte Prüfung vereinbart werden, beirichtet unter anderem die FAZ. [ds_preview]

TKMS hat volle Auftragsbücher

Es geht dem Vernehmen nach um den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung, die von der Finanzagentur Bloomberg mit 1,5 Mrd. € bewertet wird. Eine offizielle Bestätigung fehlt bislang von den beteiligen Parteien.

TKMS, U-Boot
Foto: Thomas Wägener

TKMS gilt als Marktführer für U-Boote und Marineschiffe in Europa und erwirtschaftete zuletzt mit rund 6.500 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 2 Mrd. €. Die Marinewerft hat Aufträge für 12 Mrd. € in den Büchern, darunter sechs U-Boote für die deutsche und norwegische Marine.

Zudem hatten die Kieler vor zwei Jahren die ehemalige MV Werft in Wismar gekauft, um neuen Kapazitäten aufzubauen. TKMS gilt als wahrscheinlicher Auftragnehmer beim Bau neuer Fregatten.

Bund prüft Einstieg bei TKMS

Parallel prüft die die staatliche KfW Bank seit einigen Wochen die Möglichkeiten für einen Einstieg des Bundes bei TKMS. Ende des Monats, so der Zeitplan, soll ein Ergebnis vorliegen. Ein Minderheitsbeteiligung des Bundes mit Sperrminorität (25,1%) wären auch bei einem Verkauf an einen Investor weiter denkbar, heißt es. Auch eine nachfolgende Konsolidierung mit anderen Werften wie NVL (Lürssen) oder German Naval ist nicht ausgeschlossen.

Denn auch die Bremer Lürssen-Gruppe würde angeblich ihr Marinegeschäft in einen neuen Schiffbauverbund abgeben. Die im Oktober 2021 ausgegliederte Gesellschaft Naval Vessels Lürssen (NVL) umfasst unter anderen Blohm+Voss und die Norderwerft in Hamburg sowie die Peenewerft in Wolgast und die Jadewerft in Wilhelmshaven.

German Naval Yards (GNY) in Kiel steht dem Vernehmen nach ebenfalls zum Verkauf, nachdem Eigner Iskandar Safa jüngst verstorben ist. Laut Branchenkreisen könnten seine Erben einen Verkaufsprozess forcieren, heißt es in dem Zeitungsbericht.

IG Metall offen für Gespräche

Die IG Metall, frühzeitig eingebunden in den Verkaufsprozess, steht einem möglichen Einstieg des Investors nach eigenen Angaben »offen und konstruktiv« gegenüber. »Einen Verkauf um jeden Preis wird es mit uns aber nicht geben«, betonte allerdings Bezirksleiter Daniel Friedrich. Entscheidend seien verbindliche Vereinbarungen für die Zukunft aller Standorte und die Sicherung von Arbeitsplätzen, Investitionen, Tarifverträgen und Mitbestimmungsstrukturen. Die IG Metall fordert weiter den Staat als Ankerinvestor, um den Marineschiffbau als Schlüsseltechnologie langfristig zu sichern, so Friedrich.

Nach eigenen Angaben ist Carlyle eine der größten privaten Beteiligungsgesellschaften weltweit. Das Unternehmen verwaltet knapp 300 $ und beschäftigt weltweit rund 1800 Angestellte in 26 Büros.