Morgen beginnt der Korruptionsprozess gegen ehemalige Manager und Geschäftsparnter der Elsflether Werft. Dabei geht es nicht nur um den Sanierungsfall »Gorch Fock«.
Das Landgericht Oldenburg hat drei Strafverfahren rund um die Elsflether Werft in einem Prozess gebündelt. Morgen beginnt die Verhandlung gegen sechs Angeklagte im Alter zwischen 32 und 67 Jahren, teilte das Gericht jetzt mit. Aufgrund der Vielzahl der Verfahrensbeteiligten findet das Gerichtsverfahren in den Weser-Ems-Hallen statt. [ds_preview]
Laut Anklage geht es in den Strafverfahren unter anderem um Korruption, Betrug, Untreue und Bestechlichkeit. Es seien 40 Termine geplant, ein Urteil könnte erst Mitte Dezember fallen.
Kostenexplosion bei Sanierung der »Gorch Fock«
Seit Dezember 2018 laufen die Ermittlungen rund um die Elsflether Werft, die von der Deutschen Marine mit der Sanierung des Marineschulschiffs »Gorch Fock« beauftragt worden war. Die Kosten waren von geplanten 10 Mio. € auf letztlich 135 Mio. € explodiert. Im Februar 2019 meldete die Elsflether Werft Insolvenz an, und die Bremer Lürssen-Werft übernahm die Fertigstellung des Segelschiffs bis Herbst 2021.
Im Zuge der Ermittlungen wurde festgestellt, dass unter anderem zwei frühere Vorstände der Werft ihre Mitarbeiter angewiesen haben, mit den Subunternehmen Rabatte auszuhandeln. Diese Preisnachlässe, meist um die 15%, wurden dann aber nicht an die Kunden weitergereicht. sondern sollen veruntreut worden sein. Insgesamt geht es um eine Schadenhöhe von 7,2 Mio. €.
Nach 100 Jahren Ende der Elsflether Werft
Ende 2020 war bekannt geworden, dass das Gelände nach Insolvenz, Übernahme durch Lürssen und der Betriebsaufgabe verkauft werden soll. Neue Eigentümer sind der Schiffsausrüster Kloska Group und TT Bau-Gruppe aus Rastede.
Das ehemalige Werftgelände soll »für Erweiterungen der beiden Investoren« genutzt werden, für Reparaturen, Umschlag und Dienstleistungen in den Bereichen Industrie und Schifffahrt.
Im Oktober 2019 hatte Lürssen die Elsflether Werft aus der Insolvenz übernommen. Während Lürssen die Mitarbeiter und mit ihnen das Know-how im Reparaturgeschäft halten wollte, sah man für den Standort in Elsfleth nach einer Bestandsaufnahme keine Zukunft mehr. Im April 2020 hieß es daher, eine Fortführung der Werft sei »wirtschaftlich nicht tragfähig«, der Betrieb werde eingestellt. Gründe waren die Verschlickung des an der Hunte gelegenen Werfthafens, Altlasten auf dem Gelände sowie ein massiver Sanierungsstau. Die nötigen Investitionen seien aus dem laufenden Betrieb nicht zu erwirtschaften.