Wenige Tage nach dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz wird jetzt bekannt, wie das Rettungskonzept für die Meyer Werft konkret aussehen wird.
Bekanntlich hat die Meyer Werft derzeit hohe Verbindlichkeiten, die unter anderem aus der Verschiebung von Ablieferungen während der Corona-Krise resultieren. Bis 2026 fehlen der Meyer Werft frühreren Angaben zufolge ca. 2,6 Mrd. €. Bereits in diesem Herbst steht ein Kredit über 500 Mio. € zur Rückzahlung an. [ds_preview]
Trotz einer guten Auftragslage, die sich in den vergangenen Wochen durch die Bestellung von Disney- und Royal Caribbean-Schiffen noch verbessert hat, ist das Unternehmen offenbar nicht in der Lage, selbst aus der Krise zu kommen. Selbst der Bau von vier weiteren Disney-Schiffen wurde explizit an den Einstieg von Bund und Land bei der Meyer-Werft geknüpft.
Der Staat soll es nun richten. Kanzler Scholz und auch Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil hatten bei ihrer Visite keine konkreten Zusagen gemacht – mit Rücksicht auf laufende Verhandlungen vor allem mit den Banken. Doch heute wurden die Eckpunkte genannt.
400 Mio. € an frischem Eigenkapital für Meyer
Bund und Land stellen zu gleichen Teilen mit insgesamt 400 Mio. € an frischem Eingenkapital bereits und erwerben damit 80% der Gesellschaftsanteile. 20% verbleiben bei der Familie Meyer, die zudem über ein Rückkaufoption für die Staatsanteile verfügen wird. Darüber hatte die HANSA schon Mitte Juni berichtet.
Die von der Meyer Werft benötigten Bankkredite in Höhe von etwa 2,3 Mrd. € sichern Bund und Land über Bürgschaften ab. „Beihilferechtlich sind wir auch ohne zusätzlichen privaten Investor auf der sicheren Seite“, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olf Lies in einer Erklärung. Seit letztem Wochenende liegt der finale Entwurf für den sogenannten Private Investor Test vor, mit dem der Einstieg des Staates geprüft worden war.
„Das gemeinsame Ziel von Bund und Land ist, die Meyer-Werft zu erhalten und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen“, bekräftigte Lies. Er verwies darauf, dass an die 3.700 Arbeitsplätze in Papenburg und Rostock weitere 20.000 Jobs im Land geknüpft seien.
„Die Rettung der Werft bleibt eine große Herausforderung“, sagt Lies allerdings auch. Es gebe noch keine endgültige Garantie, dass alles klappt. „Wichtige Entscheidungen auf Ebene der Fremdkapitalgeber, der Familie Meyer und der parlamentarischen Gremien von Bund und Land sind noch zu treffen.“