Print Friendly, PDF & Email

Die amerikanische Hafenarbeitergewerkschaft ILA und die USMX haben noch immer keine Einigung erzielt – und es ist keine in Sicht.

Sollte der Streit bis nächsten Montag nicht gelöst sein, werden 45.000 Hafenarbeiter in den Streik treten. Die Häfen an der Ost- und Golfküste der USA könnten geschlossen werden.[ds_preview]

Der seit 1977 erste Streik der Gewerkschaft hätte Auswirkungen auf den weltweiten Schiffsverkehr. Experten erwarten eine Umwälzung der Lieferkette.

Bisher waren die Vertragsverhandlungen zwischen der International Longshoremen’s Association (ILA) und der United States Maritime Alliance (USMX), welche die Arbeitgeber in den Häfen vertritt, restlos gescheitert. Am Montag läuft der Vertrag zwischen beiden Parteien aus. Er gilt für sechs der zehn verkehrsreichsten US-Häfen.

ILA fordert Lohnerhöhungen um 70%

„Die ILA wird am 1. Oktober mit Sicherheit auf die Straße gehen“, sagte Harold Daggett, Präsident der Gewerkschaft. Sie fordert Lohnerhöhungen von über 70% sowie Zusagen der Terminalbetreiber, ihre Anlagen nicht zu automatisieren, um Arbeitsplätze zu sichern.

„Wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte“, sagte ILA-Vizepräsident Dennis Daggett, und verwies auf die Leistungen der Gewerkschaft und der Hafenarbeiter. Während der Pandemie habe man „keinen Tag freigemacht“ und dafür gesorgt, dass die Lieferketten gehalten haben. „Jetzt brauchen wir die Hilfe der Öffentlichkeit.“

Die USMX hatte wiederholt erklärt, dass es keine Anzeichen für eine Einigung gebe. Man hoffe auf ein Machtwort aus dem Weißen Haus, doch die demokratische Regierung teilte mit, dass man nicht bereit sei, einzugreifen. Branchenanalysten befürchten »tiefgreifende Auswirkungen« auf den Markt, die sich auf die Lieferketten auswirken und zu weitreichenden Verzögerungen führen können.

Einige Häfen und Terminals entlang der Ost- und Golfküste der USA haben angekündigt, dass sie in der kommenden Woche verlängerte Öffnungszeiten haben werden. In dieser Zeit rechnet man mit einem Ringen um verfügbare Lkw-Ressourcen, um den Warenstrom aufrecht zu erhalten. Die Häfen wiesen darauf hin, dass eine Schließung bedeutet, dass sie die Bedingungen für Kühlladung, die in den Häfen festsitzt, nicht garantieren können.

Reedereien reagieren auf Streikwarnung

Wie Sea-Intelligence berichtet, reagieren die Reedereien bereits auf den drohenden Streik der ILA. THE Alliance kündigte an, in der kommenden Woche eine Reihe von Häfen an der Ostküste der USA auszulassen. Auch Störzuschläge wurden angekündigt. Zwar sei es möglich, einige Schiffe auf kanadische Häfen wie Halifax oder Montreal umzuleiten, doch sie werden nicht in der Lage sein, Dutzende von zusätzlichen Schiffen abzufertigen. Auch die dänische Reederei Maersk warnte schon vor Wochen vor einer Unterbrechung der Lieferketten.

In den 14 von der ILA kontrollierten Häfen wurden im Jahr 2023 28,4 Mio. TEU an Containerfracht umgeschlagen, das sind fast 550.000 TEU pro Woche. Jede Woche, in der die ILA streikt, würde demnach 1,7% der weltweiten Containerflotte blockieren, wie Linerlytica mitteilte. Ein unbefristeter Streik würde voraussichtlich sogar 4,5 Mio. TEU der Flotte betreffen – 15% der globalen Kapazität.

Die letzte größere, vergleichbare Arbeitsniederlegung war eine 11-tägige Aussperrung in den Häfen der Westküste im Jahr 2002. Diese Schließung kostete jeden Tag 1 Milliarde Dollar und verursachte einen Rückstau von sechs Monaten.