Meyer Werft
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Die milliardenschwere Rettung der finanziell angeschlagenen Meyer Werft durch den Staat ist beschlossene Sache. Nun muss das Unternehmen saniert werden.

Nach dem Haushaltsausschuss des Bundestags hat auch der Haushaltsausschuss des niedersächsischen Landtags grünes Licht für die Hilfen gegeben. Bund und Land steigen mit jeweils 40% der Anteile bei der Werft in Papenburg ein. Dafür zahlen sie jeweils 200 Mio. € als Kapitaleinlage. [ds_preview]

Trotz guter Auftragslage war die Meyer Werft in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 2,6 Mrd. €. Neben der Kaufsumme bürgen Bund und Länder in Höhe von zu 80% für einen Kreditrahmen in Höhe von insgesamt 2,6 Mrd. €, heißt es.

Rettungspaket für Meyer Werft

Mit diesem Rettungspaket sollen vor allem die rund direkten und indirekten 20.000 Arbeitsplätze und das unbestrittene schiffbauliche Know How an den Traditionsstandorten Papenburg und Rostock gesichert werden. Meyer Turku in Finnland ist davon nicht betroffen.

Meyer Werft wird künftig als Konzern mit Aufsichtsrat und Konzernbetriebsrat und Sitz in Deutschland geführt. Das galt als Voraussetzung für ein staatliches Engagement. Parallel soll ein Sanierungsprogramm umgesetzt werden, das mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einhergeht. Die Einzelheiten sollen in den nächsten Tagen präsentiert werden. Ziel ist es demnach, die Werft auf absehbare Zeit wieder rentabel zu machen. Vor allem die FDP hatte darauf gedrungen, die staatliche Beteiligung nur vorübergehend einzugehen.

Bis zuletzt war offen, ob und in wieweit sich die Familie Meyer um den Firmenpatriarchen Bernard Meyer einbringt. Ursprünglich sollte ein private Investor gefunden werden, der die restlichen 100 Mio. € bzw. knapp 20% der Anteile übernimmt.

Zuletzt war die Uhr unerbittlich heruntergelaufen. Am 15. September, dem kommenden Sonntag, steht ein Großkredit zur Rückzahlung an. Ohne die staatliche Hilfe wäre das Unternehmen zahlungsunfähig.

Aufträge sind für Meyer Fluch und Segen zugleich

Das volle Orderbuch ist Fluch und Segen zugleich. Zwar ist die Meyer Werft mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen gut ausgelastet, zuletzt hatten unter anderem Disney und Royal Caribbean weitere Luxusliner bestellt. Gleichzeitig muss das Unternehmen zur Finanzierung der Neubauten bis Ende 2027 fast 2,8 Mrd. € vorstrecken. Denn die Kunden zahlen den Großteil der vereinbarten Summe (80%) erst bei der Ablieferung.

Die Schiffbaukapazitäten an den beiden deutschen Standorten sind für Deutschland auch mit Blick auf Rüstungsvorhaben und die Energiewende wichtig. Meyer baut bereits zusammen mit NVL (Lürssen) Marine-Tanker für die Bundeswehr und könnten auch bei künftigen Beschaffungsmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen. Für den Bau von Konverterplattformen für die Offshore-Windparks vor der deutschen Küste hat sich die Werft mit dem niederländischen Unternehmen Smulder verbündet.