Ein möglicher Einstieg des Investors Carlyle bei TKMS, der Marine-Sparte von ThyssenKrupp, hat sich zerschlagen. Die Zukunft der Werft ist wieder völlig offen.
Die Investmentgesellschaft Carlyle hat mitgeteilt, dass sie den sogenannten Bewertungsprozess für einen möglichen Teilkauf nicht weiter verfolgen wird. Zu den Hintergründen dieser Entscheidung sei Vertraulichkeit vereinbart worden, heißt es. [ds_preview]
Der Ausstieg von Carlyle aus dem Bieterprozess für thyssenkrupp Marine Systems (TKSM) sei nicht aus betriebswirtschaftlichen Gründen erfolgt, schreibt CEO Oliver Burkhard. Sie habe „nichts mit der Qualität und finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu tun.“ „Gerade deshalb bedauern wir die Entscheidung sehr“, so Burkhard.
Wie das Handelsblatt berichtet, sei die Transaktion am Widerstand aus den Reihen der Bundesregierung gescheitert. In Berlin werden offenbar andere Lösungen geprüft und präferiert.
Teilverkauf bleibt bei TKMS auf der Agenda
thyssenkrupp habe stets erklärt, für Marinegeschäft die werthaltigste Lösung finden zu wollen. An den Anspruch, dauerhaftes, stabiles Wachstum und eine starke Stellung im internationalen Wettbewerb zu erreichen, werde festgehalten. Die Absicht, die Marinesparte vom Stahlkonzern loszulösen, bleibe bestehen.
Die Gespräche mit der Bundesregierung zu einer staatlichen Beteiligung dauerten noch an. Auch würden anderen Investorenmodelle intensiv sondiert. Dies beinhalte industrielle Partnerschaften und/oder einen Börsengang. „Wir werden zusammen weiter hart daran arbeiten, eine Herauslösung aus der thyssenkrupp AG auf andere Art und Weise möglich zu machen“, sagt Burkhard.
Bund soll sich beteiligen und für TKMS bürgen
Neben einem Investor sollte der Staat einen Anteil von etwa 25% an TKMS übernehmen. Über diese Beteiligung sollten hohe Bürgschaften abgesichert werden, die das Unternehmen für Aufträge unter anderem von Deutschland, Israel und Norwegen übernommen hatte. Eine umfangreiche Prüfung der staatlichen KfW-Bank soll positiv ausgefallen sein.
Zu weiteren Interessenten an TKMS und Alternativen zu Carlyle gehören dem Vernehmen nach die Bremer Lürssen-Gruppe. Erst jüngst hatten beide Unternehmen eine Joint Venture zum Bau der Fregattenklasse F127 gegründet. Auch bei früheren Marine-Projekten haben die beiden Werften bereits eng zusammengearbeitet.
TKMS ist mit Standorten in Kiel und Hamburg einer der größten Hersteller von konventionellen Unterseebooten sowie einer der führenden Anbieter von Überwasserschiffen für die Marine. Die Sparte beschäftigt rund 7.880 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen operativen Gewinn von 703 Mio. €. Daher sieht der Bund den Einstieg ausländischer Investoren oder auch einen Börsengang skeptisch.