Die großen Schiffshaftpflichtversicherer wollen die Prämien im kommenden Jahr weiter hochschrauben. Begründet werden die Beitragsanhebungen mit einer erneuten Zunahme von Großschäden sowie der Inflation.
Die angekündigten Erhöhungen der P&I Clubs pendeln sich bei durchschnittlich 5% ein. Für genau dieses Level haben sich die Vorstände von NorthStandard, London P&I Club, Skuld, Steamship und West of England ausgesprochen.[ds_preview]
Etwas darüber liegt der UK Club mit +6,5%, Marktführer Gard knapp darunter mit +4%. Einige weitere Anbieter halten sich noch bedeckt. Etwaige Kostensprünge in der Rückversicherung, wie sie nach der folgenschweren Kollision des Containerschiffs „Dali“ mit der Key Bridge in Baltimore im Frühjahr durchaus zu erwarten sind, werden noch zusätzlich berechnet.
Sechste Verteuerung in Folge
Die P&I-Versicherung, die die Haftung der Reedereien für Schäden an Dritten (Ladung, Crew, Umwelt etc.) abdeckt, verteuert sich damit das sechste Jahr in Folge. Bei der Erneuerung der Verträge am 20. Februar dieses Jahres hatte die Mehrzahl der Clubs eine Beitragsanhebung von 7,5% gefordert.
Die großen Gegenseitigkeitsversicherer, die sich unter dem Dach der International Group in London zusammengeschlossen haben, gelten als gut kapitalisiert. Um erwartete Kostensteigerungen abzufedern, müssten jedoch die Beiträge „zur Vorsicht“ angehoben werden, heißt es in den Rundschreiben mehrerer Clubs.
Versicherer in roten Zahlen?
Die Schäden in der Branche sind nach zwei sehr ruhigen Jahren dieses Jahr wieder angestiegen, wie aus Berichten einzelner Versicherer hervorgeht. Allein in den ersten sechs Monaten seien dem zentralen Pool der International Group sieben Schäden von je mehr als 10 Mio. $ gemeldet worden, berichtet der in Newcastle (UK) ansässige NorthStandard. 2022 und 2023 seien es zu diesem Zeitpunkt deutlich weniger gewesen. Aufgrund dieser Entwicklung zeichnet sich ab, dass einige Clubs in die roten Zahlen rutschen.
NorthStandard rechnet nach eigener Aussage mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von über 110% im laufenden Jahr. Das bedeutet, dass Schäden und Betriebskosten die Prämieneinnahmen um mindestens 10% übertreffen. Die Verluste könnten voraussichtlich nur zum Teil durch Kapitalerträge kompensiert werden, warnt das Management. (mph)