Auf der Hitzler Werft ist heute das Forschungsschiff „Coriolis“ getauft worden. Nach nur eineinhalbjähriger Bauzeit konnte der Neubau an den Auftraggeber, das Helmholtz-Institut Hereon, übergeben werden.
„Es ist ein Spezialschiff unter den Spezialschiffen“, beschrieb Werftchef Marek Klimenko die „Coriolis“ bei ihrer Taufe. Er bedankte sich bei dem Auftraggeber Hereon dafür, „dieses schöne Schiff bauen zu dürfen“. In den Hallen der Hitzler Werft seien bereits die verschiedensten Schiffe entstanden, von Versorgern über Eisbrecher bis hin zu Schleppern. „Die Bandbreite unserer Möglichkeiten ist schier unendlich. Nichtsdestotrotz stellt dieses Schiff eine Besonderheit dar“, sagte Marek Klimenko und zählte anschließend die technologischen Innovationen des Forschungsschiffes auf. „Technisch und integrativ zählt dieses Schiff zu den Schwergewichten“, betonte der Werftchef in seinem Grußwort.[ds_preview]
Auch Kai Klimenko, wie sein Vater Geschäftsführer der Werft, ging auf dieses besondere Projekt ein. Einschließlich der Projektphase habe der Bau knapp drei Jahre gedauert. Rund 500 Menschen haben direkt an diesem Schiff mitgearbeitet. Kai Klimenko bedankte sich bei allen Beteiligten: „Ohne euch wäre es nicht möglich, dieses Schiff zu erschaffen“, sagte der Geschäftsführer.
Es war Kai Klimenko zudem ein besonderes Anliegen, eine Person hervorzuheben: seinen Vater. Er sei ein genialer Schiffsingenieur und habe sein ganzes Herzblut in dieses Projekt gesteckt. „Ohne ihn würden wir heute nicht bei dieser Taufe stehen“, so Kai Klimenko.
Drei Labore für die Hereon-Forscher
Das neue Forschungsschiff ist zum einen besonderes, weil es auf die speziellen Bedürfnisse der Hereon-Wissenschaftler zugeschnitten wurde. Sie wurden von Anfang an in die Planungen einbezogen. Das Ergebnis ist ein Schiff mit drei Laboren an Bord: einem Nasslabor, einem Elektrolabor sowie einem Labor für Wasserstoffforschung. Sie alle befinden sich auf einer Fläche von rund 47 m2.
Zum anderen ist die „Coriolis“ besonders, weil die Technologien, die an Bord erforscht werden sollen, auch dort genutzt werden. Das heißt, dass die „Coriolis“ künftig bis zu fünf Stunden mit Brennstoffzellen fahren soll. Diese werden aber nicht „herkömmlichen“ Wasserstoff zur Energieerzeugung verwenden, sondern sogenannte Metallhydride – eine Art pulverförmigen Wasserstoff.
Des Weiteren verfügt das Schiff über einen Hybrid-Antrieb aus Batterien und Dieselmotoren. Die NOx-Emssionen werden mit einem speziellen Membranfilter gereinigt, um die Schadstoffbelastung für die Umwelt zu reduzieren.
Rund 400 Gäste feiern mit der Hitzler Werft
Und weil dieses Schiff so speziell ist, haben sich auch über 400 Gäste zur Taufe auf der Hitzler Werft eingefunden. Neben dem Maritimen Koordinator der Bundesregierung, Dieter Janecek, sowie seinem Vorgänger Norbert Brackmann, haben sich zahlreiche weitere Gäste aus Politik und Forschung auf der Lauenburger Werft eingefunden. Taufpatin war Karin Prien, die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein.
Wasserstoffanlage an Bord
Die „Coriolis“ bekommt eine vom Bund geförderte Wasserstoffanlage zur Erzeugung von Strom. Der Förderbescheid über 560.000 € wurde Anfang des Jahres vom Projektträger, der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistung, übermittelt. Das Geld stammt aus dem Fördertopf für die Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS).
Im Fokus des insgesamt 1,4 Mio. € teuren Projektes steht die Beschaffung der Brennstoffzelle, der Bunkerstation, des Metallhydridtanks sowie der Steuerung und Regelung des Wasserstoffsystems zur Speicherung.
Wasserstoff kommt in Metallhydriftanks
Der Metallhydridtank zur Wasserstoffspeicherung wurde vom Hereon entwickelt und in seinem Institut für Wasserstofftechnologie erforscht. Die sichere und kompakte Bauweise habe den Vorteil, dass Wasserstoff bei moderaten Druck- (50 bar) und Temperaturbedingungen (Betriebstemperaturen im Tank -30 bis gut 50 °C) gespeichert werden kann, heißt seitens von Hereon. Darüber hinaus wird er im Tank chemisch gebunden, was eine explosive Freisetzung im Falle einer Tankhavarie verhindert.
Das Bordstromsystem soll den Angaben zufolge die „Coriolis“ sowohl während der Liegezeit als auch während der Messkampagnen in Nord- und Ostsee versorgen. Außerdem könnten kurzzeitig auch der elektrische Lagesteuerungspropeller am Heck und das Bugstrahlruder Energie beziehen.
Für Forschungszwecke wird darüber hinaus ein 45-kW-Dieselgenerator mit einem Membranmodul kombiniert, der von Hereon entwickelt worden ist. Dadurch können schädliche NOx-Emissionen nahezu eliminiert werden. Das Antriebskonzept ist redundant ausgelegt. Brennstoffzelle, Batterie und Generatoren können demnach untereinander kombiniert werden. Für den Antrieb auf der „Coriolis“ sorgen elektrische Fahrmotoren.
„Coriolis“ kommt in Küstennähe und Flüssen zum Einsatz
Die „Coriolis“ soll nach Übergabe Anfang kommenden Jahres auf Nord- und Ostsee sowie auf den Flüssen Ems, Weser und Elbe eingesetzt werden. Die Ergebnisse im späteren Betrieb sollen genutzt werden, um die Wasserstoff-Anlagen zu optimieren und eine Nachrüstung von anderen See- und Binnenschiffen zu vereinfachen.
Die Gesamtkosten für die „Coriolis“ belaufen sich auf 18 Mio. € und werden vom Bund getragen.
Technische der „Coriolis“
- Länge/Breite/Tiefgang: 29,90 m / 8,00 m / 1,6 m
- Besatzung/ Wissenschaftler: 2 (+1) / 12
- Laborfläche/ Fläche Arbeitsdeck: 47 m²/ 70 m²
- Einsatzbereich: Küstenfahrt International 100 sm
- Geschwindigkeit: max. 12 kn
- Maschinenleistung: 750 kW
- Einsatztage/Jahr: ca. 225
- Brennstoffzelle: 100 kW
- Metallhydridtank/Wasserstoffspeicherung: 5 t (30 kg)
- Klassifikation: Bureau Veritas