Nach der Insolvenz der Werften FSG und Nobiskrug sind die Löhne der 500 Beschäftigten vorerst gesichert. Die Insolvenzverwalter suchen neue Investoren.
Am Vortag war für die beiden Werften in Flensburg und Rendsburg Insolvenz angemeldet worden. Betroffen sind vier Gesellschaften – die FSG-Nobiskrug Holding GmbH, die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH, die Nobiskrug Yachts GmbH und die FSG Nobiskrug Design GmbH mit den Werftstandorten Flensburg und Rendsburg. [ds_preview]
Um die Löhne und Gehälter der knapp 500 Mitarbeiter – rund 340 in Flensburg und 140 in Rendsburg – kurzfristig zu sichern, wurde eine Insolvenzgeldvorfinanzierung eingeleitet. Sie umfasst die ausstehenden Zahlungen bis einschließlich Januar 2025 und beinhaltet auch die noch ausstehenden Novembergehälter, die Windhorst nicht mehr gezahlt hatte.
Pikantes Detail: Der Antrag kam nach Angaben der Insolvenzverwalter nicht von Windhorst, sondern von den Sozialversicherungsträgern. Der bisherige Eigner erklärte, er wolle die Werften erhalten und sanieren. Windhorst könne aber nicht mehr eigenständig Entscheidungen treffen, stellten die Insolvenzverwalter klar.
Die noch ausstehende Auszahlung der November-Gehälter soll dennoch bis Anfang kommender Woche erfolgen. Gespräche mit Banken über die Vergabe eines Massekredits für die dringlichsten Ausgaben würden laufen.
Können FSG und Nobiskrug saniert werden?
die Werften Die beiden von den Gerichten bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner) und Hendrik Gittermann (Kanzlei REIMER) wollen einer Mitteilung zufolge eng zusammenarbeiten, um Sanierungslösungen für die Werftengruppe zu finden. Dazu sollen jetzt Gespräche mit den Auftraggebern der begonnenen zwei Neubauten aufgenommen werden.
Dabei handelt es sich um eine RoRo-Fähre (FSG) für SeaRoad und eine Superyacht (Nobiskrug) für einen namentlich nicht genannten Käufer. Sollte es erforderlich werden, wollen Morgen und Gittermann den Angaben zufolge mit Bundes- und Landesregierung über mögliche Zwischenfinanzierungen der Baukosten bis zur Abnahme der Schiffe sprechen.
Christoph Morgen bewertete seine ersten Erkenntnisse als „erschreckend“. Er sprach von einer „Verantwortungslosigkeit der Geschäftsführung“. Löhne und Gehälter seien nicht pünktlich gezahlt, Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt, Jahresabschlüsse seit über zwei Jahren nicht erstellt worden, sagte er nach einer Betriebsversammlung. Mehr als 150 Zwangsvollstreckungsaufträge häuften sich in den Büros, so Morgen. Die Kassen seien leer.
Der FSG-Betriebsratschef Jan Brandt wurde deutlich: „Lügen, Lügen, Lügen haben wir von Lars Windhorst zu hören bekommen.“ Michael Schmidt, Geschäftsführer der IG Metall in Flensburg, sprach vom „Tag der Befreiung“.Parallel sondieren die beiden Insolvenzverwalter daher Optionen für eine Sanierung der Werften. Es gebe Interessenten, heißt es.
Die FSG besteht seit 1872 und hat mehr als 750 Schiffe gebaut, darunter komplexe Projekte wie RoRo-Fähren und Marineschiffe. Die Werft Nobiskrug baut seit über 120 Jahren Schiffe, zuletzt Superyachten. Zu den bekanntesten Projekten gehören die „Sailing Yacht A“ und die umweltfreundliche Hybrid-Superyacht „Artefact“, die mehrfach ausgezeichnet wurde.