In Papenburg endet zum Ende des Jahres eine Ära. Im Jahr der schwersten Unternehmenskrise verlässt Bernard Meyer die Geschäftsführung der Meyer Werft.
Meyer kann auf mehr als 50 meist erfolgreiche Arbeitsjahre zurückblicken. Das letzte dieser Jahre war besonders schwer. Monate lang wurde um die Existenz der Werft gerungen, die Existenz stand auf dem Spiel.
Schließlich stiegen Bund und Land in diesem Jahr in die in finanzielle Schieflage geratene Traditionswerft ein, die 2,6 Mrd. € an Verbindlichkeiten belastet ist. Im Zuge einer Investition von 400 Mio. € gehören jetzt 80% der Unternehmensanteile Bund und Land. Die Familie Meyer hält einen Anteil von nur noch 20% an der Meyer Werft.
Im Mitarbeitermagazin „Kiek ut“ kündigt Bernard Meyer jetzt seinen Rückzug an. Werftsprecher Peter Hackmann begründet auf HANSA-Nachfrage den Ausstieg mit den nun anstehenden Umstrukturierungen und dem Alter des Seniorchefs. Bereits in einem exklusiven Gespräch mit HANSA zu seinem 75. Geburtstag hatte Meyer selbst angekündigt, sich langsam aus dem operativen Geschäft zurückziehen zu wollen.
Bis zuletzt habe der 76-Jährige Senior-Chef maßgeblich an der Akquise von Aufträgen mitgewirkt, heißt es. So konnte Meyer mit dem Auftrag über vier Kreuzfahrtschiffe für Disney Cruise Line den Kontrakt mit dem höchsten Auftragswert der Unternehmensgeschichte unterzeichnen.
An der Spitze der Meyer Werft stehen seit Dezember 2023 Bernd Eikens als CEO und der in der Krise hinzugerufene Restrukturierungsexperte Ralf Schmitz. Bedingung des Staatseinstiegs war die Gründung eines Aufsichts- und eines Konzernbetriebsrats. Auch die Verlagerung des Unternehmenssitzes nach Deutschland muss vollzogen werden.
Wer für die Familie Meyer in den Aufsichtsrat einzieht, steht laut Hackmann noch nicht fest. Als wahrscheinlich gilt, dass es Jan Meyer, einer der beiden Söhne des Senior-Chefs, sein wird. Er hatte zunächst Meyer Turku als Geschäftsführer geführt und war danach nach Papenburg zurückgekehrt. (ass)