Nördlich von Rügen treibt ein Tanker manövrierunfähig in der Ostsee. Das Havariekommando koordiniert den Rettungs- und Bergungseinsatz.
Der Tanker „Eventin“ ist den Angaben zufolge 274 m lang und 48 m breit und fährt unter der Flagge Panamas. Auf Ersuchen der Verkehrszentrale Warnemünde übernahm das Havariekommando die Gesamteinsatzleitung übernommen.
Eine Evakuierung der Besatzung sei derzeit nicht notwendig, teilte die Behörde mit. Zur Vermeidung weiterer Gefahren wurden das Mehrzweckschiff „Arkona“ und der Notschlepper „Bremen Fighter“ zum Havaristen entsandt.
An Bord des Schleppers befand sich ein Spezialteam, das sich für die Herstellung einer Schleppverbindung auf den Tanker abseilen kann. Gegen 15:00 Uhr gelang das Manöver. Wegen des aufziehenden Sturms soll der Havarist möglichst schnell in einen sicheren Hafen gebracht werden, heißt es. Dies kann in Deutschland oder auch in Dänemark geschehen.
Vorerst werde das Schiff auf Position gehalten, damit es nicht unkontrolliert abtreibt. Es würden die nächsten einsatztaktischen Schritte geprüft, teilte das Havariekommando mit.
Außerdem ist ein Seeüberwachungsflugzeug vom Typ Do 228 ist auf dem Weg ins Gebiet, um weitere Informationen zu sammeln. Nach derzeitigem Kenntnisstand hat der Tanker etwa 99.000 t Öl geladen. Über einen Schadstoffaustritt ist bislang nichts bekannt.
Das 248 Meter lange Suezmax-Tanker (152.000 tdw) hat im russischen Ostsee-Hafen Ust-Luga an der Grenze zu Estland Öl geladen und hatte dort am vergangenen Montag (6. Januar) abgelegt. Als Zielhafen war Port Said in Ägypten angegeben.
Als Manager nennt VesselsValue Vaigai Lines aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gebaut wurde das Schiff als „Storviken“ für norwegische Auftraggeber im Jahr 2006.
Vermutlich gehört das Schiff zur sogenannten Schattenflotte, mit der russisches Öl verschifft wird, vor allem nach Indien. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist die „Eventin“ in der Vergangenheit bereits mehrfach negativ aufgefallen.
Das Schiff hat demnach besonders gefährliche Schiff-zu-Schiff-Transporte von Öl übernommen, auch seien technische Mängel festgestellt worden. Deshalb steht das Schiff auf einer Liste der 192 gefährlichsten Rohöltanker.
“Die Eventin ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie die Schiffe der russischen Schattenflotte tagtäglich die Ostseeküste bedrohen“, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Das jüngste Sanktionspaket der EU sei ein wichtiger Schritt, „aber es reicht längst nicht, um die Ostsee zu schützen.“
Schon in ein paar Tagen passieren mit der „Ursus Maritimus“ und der „Garasan“ zwei weitere etwa 20 Jahre alte, aus Russland kommende Öltanker die deutsche Küste. „Was heute mit der Eventin passiert ist, kann sich jederzeit wiederholen“, sagt Maack.