Peter Sand, Xeneta
Peter Sand (© Xeneta)

Die Analysten der Frachtraten-Benchmarking-Plattform Xeneta warnen, dass Trumps „America First“-Handelspolitik bei den Einfuhrzöllen den US-Verladern schadet.

Der wiedergewählte US-amerikanische Donald Trump hat sein Wahlversprechen, umfassende Einfuhrzölle zu erheben, nicht sofort eingelöst. Aufgrund der Unsicherheit in Bezug auf seine Handelspolitik machen sich die US-Versender jedoch auf Chaos in der Lieferkette gefasst. [ds_preview]

Kurz nach seiner Amtseinführung am Montag erklärte Trump, er „denke darüber nach“, die von ihm vorgeschlagenen 25-prozentigen Zölle auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada am 1. Februar einzuführen. Die zuvor angedrohten Zölle in Höhe von 60 % auf Waren aus China und 10-20 % auf Waren aus dem Rest der Welt setzte er nicht sofort um, sondern ordnete stattdessen eine Untersuchung der „Handelsdefizite und unfairen Handelspraktiken sowie der angeblichen Währungsmanipulation durch andere Länder“ an.

Peter Sand, Chefanalyst bei Xeneta, einer Plattform für See- und Luftfrachtinformationen, sagte: „Trump stellt seine Handelspolitik als ‚America First‘ dar, aber die Menschen, denen es am meisten schadet, sind die US-Verlader. Wir wissen, dass Zölle kommen werden – wir wissen nur nicht, wann, wo und welche Warenkategorien betroffen sind.“ Diese Ungewissheit mache das Management von Lieferkettenrisiken zu einer fast unmöglichen Aufgabe.

Worst Case: Pauschale Zölle gegen China und den Rest der Welt

„Das schlimmste Szenario ist, dass Trump gleichzeitig pauschale Zölle gegen China und den Rest der Welt ankündigt“, so Sand weiter. „Der Ansturm auf die Warenimporte in die USA vor Inkrafttreten der Zölle könnte Chaos in den globalen Lieferketten anrichten und die ohnehin schon hohen Frachtraten weiter in die Höhe treiben.“ Die von Xeneta veröffentlichten Daten zeigten, dass die Raten für die Seecontainerschifffahrt um über 70 % anstiegen, als Trump während des Handelskriegs 2018 die Zölle auf China-Importe erhöhte.

Im kritischen Handel zwischen China und der US-Westküste stiegen die durchschnittlichen Spot-Frachtraten von 1.503 $ pro FEU (40-Fuß-Container) am 1. Januar 2018 auf 2.604 $ pro FEU am 1. November 2018. Der Ansturm auf die Einfuhr von Waren in die USA vor Inkrafttreten der Zölle könnte ein Chaos in den globalen Lieferketten auslösen und die ohnehin schon hohen Frachtraten weiter in die Höhe treiben.

Die aktuellen Spotraten von Fernost nach der US-Westküste liegen bei 5.234 $ pro FEU. Das sind 29 % mehr als vor zwölf Monaten, was vor allem auf die Auswirkungen des Konflikts im Roten Meer zurückzuführen ist. Wenn die Raten vom heutigen Niveau aus um 70 % steigen, wie es 2018 der Fall war, würde der Markt ein Allzeithoch erreichen und den bisherigen Rekord von Covid-19 übertreffen.

Einbruch der Frachtraten

„Ein Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas könnte zu einem Einbruch der Frachtraten führen, wenn Containerschiffe in großem Umfang ins Rote Meer zurückkehren, aber das ist alles andere als sicher“, so Sand. Die Verlader könnten eine weitere Verunsicherung durch Trumps Zollpolitik nicht gebrauchen.

„Die Verlader wollen entschlossen gegen diese geopolitischen Bedrohungen vorhehen“, so der Chefanalyst weiter. „Kurzfristig kann das bedeuten, dass sie ihre Lagerbestände aufstocken, wenn sie wissen, wann die Zölle in Kraft treten und welche Waren davon betroffen sind. Längerfristig könnten sie versuchen, ihre Lieferketten aus China in Länder wie Indien oder benachbarte südostasiatische Länder zu verlagern, wenn der Handelskrieg dramatisch eskaliert. „Die Verlader werden sich jedoch nicht auf der Grundlage von Rhetorik und politischem Getue zu diesen finanziellen Investitionen und massiven Unterbrechungen der Lieferkette verpflichten.“