Erstmals nach der Insolvenz können die Werften FSG und Nobiskrug nach vorn blicken.
Die Rönner-Gruppe aus Bremerhaven wird die Flensburger Werft weiterbetreiben, die Lürssen-Gruppe aus Bremen übernimmt Nobiskrug in Rendsburg. Die Beschäftigten sollen übernommen werden – fast alle haben dem Angebot bereits zugestimmt. [ds_preview]
Wie heute bekannt gegeben wurde, ist der Betrieb der beiden bisher zur Tennor-Gruppe von Lars Windhorst gehörenden Werften gesichert. Während Rönner die FSG übernimmt, soll die Nobiskrug-Werft als Teil der benachbarten Lürssen-Kröger-Werft in Schacht-Audorf betrieben werden. Lürssen hat dafür ein notarielles Angebot abgegeben.
Die vorläufigen Insolvenzverwalter Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner) und Hendrik Gittermann (Kanzlei Reimer) teilten mit, dass sie diese Angebote in der Woche nach Eröffnung der Insolvenzverfahren als Insolvenzverwalter annehmen werden. Darüber wurden die Belegschaften von FSG und Nobiskrug auf Mitarbeiterversammlungen informiert.
Aus diesem Anlass kamen Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschafts-Staatssekretärin Julia Carstens zur Flensburger Werft. Die Inhaber der Rönner-Gruppe stellten sich den Mitarbeitenden persönlich vor. Chas Kelly, Chairman von Searoad Shipping aus Tasmanien / Australien, erklärte, dass er einen Auftrag zur Fertigstellung des Schiffsbauwerks in Flensburg an die Rönner-Gruppe erteilt hat.
FSG wird RoRo-Schiff abliefern
„Es ist uns innerhalb des extrem engen Zeitfensters von nur sieben Wochen gelungen, zwei renommierte strategische Investoren für FSG und Nobiskrug zu finden“, erklärt Christoph Morgen. In der Woche nach Eröffnung der Insolvenzverfahren sollen auf der Flensburger Werft die technischen Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Werftbetriebs durch die Rönner-Gruppe beginnen, so Morgen weiter.
„Wir freuen uns sehr, dass mit der Übernahme durch Lürssen eine langfristige Perspektive für Rendsburg geschaffen wurde. Das Traditionsunternehmen passt hervorragend zu Nobiskrug. Zudem ergänzen sich die Kapazitäten und Standorte der beiden Werften nahezu idealtypisch“, ergänzt Hendrik Gittermann.
Vorarbeiten auf beiden Werften nötig
Aufgrund des erheblichen Investitionsstaus sind beide Werften aktuell jedoch noch nicht funktionsfähig. Hierfür müssen in den kommenden Monaten noch umfangreiche Vorarbeiten erledigt werden. Dazu gehören zum Beispiel das Einholen von TÜV-Genehmigungen und Zertifizierungen, die Sanierung von Gebäuden, das Einrichten von Anlagen, die Materialbeschaffung und einiges mehr, wie mitgeteilt wurde.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird daher eine Transfergesellschaft eingerichtet, die ab dem 1. Februar den Übergang sichert und Weiterqualifizierungen ermöglicht. Über 95% der Beschäftigten haben diesem Vorgehen vertraglich zugestimmt. 310 davon gehören zur FSG, weitere 140 zu Nobiskrug. Die Transfergesellschaft hat eine Laufzeit von vier Monaten, in denen die Beschäftigen 80% ihres Nettolohns erhalten werden. Schon vor der Insolvenz im Dezember 2024 hatten die Angestellten mitunter Wochen auf ihre Löhne warten müssen.
„Gute Nachricht für die Belegschaften“
Auch die IG Metall Küste äußerte sich positiv über den Verkauf der Werften. „An den beiden Standorten in Flensburg und Rendsburg können weiter Schiffe gebaut werden. Das ist eine gute Nachricht für die Belegschaften, die in den vergangenen Monaten viel mitgemacht haben“, sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich.
Martin Bitter, Geschäftsführer der IG Metall Rendsburg, bewertete den Verkauf von Nobiskrug als Gewinn. „Mit Lürssen gibt es einen Käufer, der die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und das nötige Know-how mitbringt, um die Werft wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen“, sagte er.
VSM: „Das Trauerspiel ist zu Ende“
Aus Sicht des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) setzt der Fortbestand der Werften ein wichtiges Signal für Deutschland als Industriestandort. Diese Entwicklung zeige deutlich, dass der deutsche Schiffbau auch in herausfordernden Zeiten Bestand habe. „Es werden jedes Dock, jede Kaikante und jeder Quadratmeter Schwerlastfläche gebraucht“, sagte Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. „Das Trauerspiel, das in Flensburg und Rendsburg so lange für Frust gesorgt hat, ist zu Ende – und die Kunden können sich wieder auf großartige Schiffe freuen.“