MV Werften, Stralsund
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Mit einem Großauftrag im Offshore-Geschäft könnte die Neptun Werft in Rostock an ihre Grenzen kommen.

Das Unternehmen sucht daher einen zweiten Standort in Mecklenburg-Vorpommern – und hat das Volkswerft-Gelände in Stralsund ins Visier genommen. [ds_preview]

Wie die regionale Ostsee-Zeitung berichtete, ist die Neptun Werft – ein Tochterunternehmen der Papenburger Meyer Werft – ins Rennen um die Volkswerft eingestiegen. Damit macht sie nun dem Windkraft-Unternehmen EEW Konkurrenz, das die Halle zur Herstellung von Monopiles verwenden will. Berichten zufolge hat Werft-Geschäftsführer Stephan Schmees Gespräche mit der Stadt bestätigt.

Neptun benötigt zusätzliche Fläche

Die Neptun Werft, spezialisiert auf Flusskreuzfahrtschiffe, erwartet gemeinsam mit dem Unternehmen Smulders einen Auftrag zum Bau einer Konverterplattform für belgische Windparks. Die Entscheidung wird noch im März erwartet und würde ein Milliardengeschäft für die Werft bedeuten. In Rostock sollen demnach bis zu 600 neue Arbeitsplätze entstehen, doch das Gelände wäre nicht ausreichend.

Für den Bau der Plattformen würden zusätzliche Kapazitäten benötigt, heißt es – die 30.000 t Stahl ließen sich in Rostock nicht bewältigen. Eine zweite Werft soll demnach in Stralsund aber nicht entstehen. Es gehe primär darum, den Stahlbau auszulagern.

Neben der Stadt selbst führt die Neptun Werft derzeit auch Gespräche mit Ostseestaal, einem der größten Betriebe auf dem Gelände der Volkswerft. Beide Unternehmen hätten in der Vergangenheit schon mehrfach erfolgreich zusammengearbeitet und seien bereit, die Kooperation noch weiter auszubauen.

Im Falle einer Übernahme der Volkswerft durch EEW hoffe man darauf, dass genug Platz verbleibt, um den Auftrag durchzuführen. Der Hersteller von Großrotoren sei momentan im Gespräch, in Stralsund einen zweiten Produktionsbetrieb aufbauen zu wollen – die Investitionen belaufen sich Berichten zufolge auf einen „dreistelligen Millionenbetrag“, es sollen 500 Arbeitsplätze entstehen.

Dagegen regt sich jedoch auch Widerstand: Schiffbau-Unternehmen wie Strela Shiprepair, Fassmer und Abeking & Rasmussen lehnen die Ansiedelung von EEW ab.

„Eine Werft muss eine Werft bleiben“

„Stralsund hat die letzte offene Bauwerft an der Ostseeküste“, sagte Strela-Chef Jan Tebbe-Simmendinger im Gespräch mit der HANSA (zu lesen in Ausgabe 03/2025). Die Volkswerft fungiere als „Back-up“ für die Branche und biete Werften die Möglichkeit, Aufträge zu realisieren, die sie mit eigenen Kapazitäten nicht hätten annehmen können. Die Aussieht, sie vollständig für den Bau von Offshore-Monopiles zu verwenden, nannte er einen Nachteil für die Branche. „Eine Werft muss eine Werft bleiben.“

HANSA 03/25, Strela
Das Interview mit Jan Tebbe-Simmendinger ist ab März in HANSA 03/2025 zu lesen (© HANSA / Fraede)