Cyber Security, Crews & Co.: Schifffahrt in der digitalen Transformation

Die Bedeutung digitaler Infrastrukturen für die maritime Wirtschaft stand im Mittelpunkt der jüngsten HANSA Lounge, die gestern mit Inmarsat im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg ausgerichtet wurde.
Menschen in einer Paneldiskussion
Rund 70 Zuhörer informierten sich über Erfahrungen aus der Praxis zum Thema maritime Konnektivität (v.l.: Svante Einarsson, Guido Försterling, Nils Aden, Dennis Winterswijk und Janne Silden (© Wygand)

Unter dem Titel „Beyond the Digital Horizon: Speed, Technology, and Long-Term Value“ gaben Vertreter und Fachexperten von Reedereien und aus der maritimen Dienstleistungsbranche am Mittwochnachmittag Einblicke in die Chancen und Herausforderungen moderner Schiffs-Konnektivität.

Fünf Schlüsselfaktoren im Fokus

Im Zentrum standen bei dem Paneltalk die sogenannten „5Cs“, fünf Handlungsfelder, die für die digitale Transformation der Schifffahrt entscheidend sein sollen: Crew Welfare, Cyber Security, Certainty & Consistency, Coverage sowie Creating Business Value. Sie reichen von stabiler Internetversorgung für die Besatzung über Cyber-Sicherheit bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle durch digitale Dienste.

Zu den Teilnehmern des Panels zählten Guido Försterling, Vorstandsmitglied bei Sloman Neptun, Nils Aden, Geschäftsführer der Harren Group, Dennis Winterswijk, Regional Director Inmarsat Maritime, sowie Svante Einarsson, Cyber Security Advisory bei DNV. Moderiert wurde die Runde von Janne Silden (hansa.news.global).

Im Gespräch: Dennis Winterswijk, Regional Director Inmarsat Maritime, mit
HANSA-Moderatorin Janne Silden (© Wygand)

Skepsis bei KI-Einsatz für mehr Crew Welfare

Während Nils Aden vor allem die Chancen von KI hervorhob, zeigte sich Försterling beim Thema Crew Welfare zurückhaltender. „Die Arbeit der Kollegen an Bord verändert sich. Selbst Chefingenieure wenden sich inzwischen mit Fragen an ChatGPT. Das ist eigentlich nicht das, was wir wollen“, sagte er. Mit Blick auf das Leben an Bord fügte er hinzu: „Früher gab es ein stärkeres Miteinander unter der Besatzung. Heute ziehen sich viele in ihre Kabinen zurück, anstatt in der Messe Karten zu spielen.“ Zugleich sieht er aber auch positive Aspekte: „Auf der anderen Seite macht es die Welt sozial, weil die Mitarbeiter in Kontakt bleiben können.“

Cybersicherheit als Schlüsselfrage

Aden warnte vor steigenden Risiken im Bereich Cyber Security: „Mit der wachsenden Konnektivität an Bord steigt auch die Verwundbarkeit. Die Lücke ist heute deutlich größer als noch vor zehn Jahren. Regulierung allein wird hier nicht ausreichen.“ Zugleich betonte er: „Eine konkrete Vorhersage für zehn Jahre ist kaum möglich. Aber die Entwicklung wird viel größer, schneller und umfassender sein, als wir es uns heute vorstellen können. KI wird nicht verschwinden – im Gegenteil: sie wird sich noch breiter entfalten.“


Cyber-Sicherheit hat für Reedereien zuletzt deutlich an Bedeutung gewonnen. Auch die Politik hat sich der Sache angenommen – etwa das Bundesverteidigungsministerium, das eigens einen hochrangigen Vertreter zum diesjährigen HANSA Forum nach Hamburg schickt: Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter Cyber/Informationstechnik & Ressort CIO, wird den Gästen exklusive Einblicke in die Arbeit der Bundesregierung und ihre Ansichten zu Herausforderungen und vor allem auch Hausaufgaben für Reedereien geben. Sichern Sie sich einen Platz beim HANSA-Forum und melden Sie sich hier für einen der verbliebenen Plätze an: hansa-online.de/hansaforum


(© Wygand)

Auch Winterswijk machte die Cyberabwehr zum Thema: „Wir stellen sicher, dass unsere Dienstleistungen sicher sind“, betont er. Zugleich sei der Inmarsat-Experte überrascht über das teilweise geringe Problembewusstsein in der Branche: „Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Reeder und Manager noch die Haltung eines sehr kleinen Weltbilds haben.“ Mit Blick auf Angriffe stellte er klar: „Wir bei Inmarsat sind ebenfalls täglich Angriffen ausgesetzt – und wir müssen sie abwehren.“

Einarsson unterstrich, dass steigende Konnektivität unausweichlich sei: „Konnektivität ist etwas, das zwangsläufig kommen wird – und sie wird weiter zunehmen. Damit müssen wir umgehen.“ Gleichzeitig müsse man die Risiken sorgfältig abwägen: „Wir müssen die Vorteile und den Nutzen der Konnektivität den Risiken gegenüberstellen – sei es das soziale Risiko für die Crewmitglieder oder die Risiken der Digitalisierung.“ Zudem beobachte die Klassifikationsgesellschaft, dass sich Bedrohungen zunehmend verlagern: „Wir sehen, wie sich Bedrohungen aus den Büro-Umgebungen zunehmend auf die Schiffe verlagern.“

Im Anschluss an die Diskussionsrunde nutzten die rund 70 Teilnehmer die Gelegenheit zum Austausch und Networking. Dabei zeigte sich einmal mehr: Maritime Konnektivität bedeutet nicht nur digitale Vernetzung, sondern auch persönlichen Dialog.

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