Am angenehmsten ist das Tätigsein

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Ein Rückblick auf das wirtschaftlich schwierige Jahr 2009, das von den Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise geprägt war, zeigt[ds_preview], dass bei vielen maritimen Unternehmen ein Auftragsrückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen war. Die maritimen Wirtschafts-

bereiche sind voneinander abhängig, wie in kaum einem anderen Industriezweig. Die Bedeutung der Schifffahrt für die deutsche Wirtschaft ist nicht zu unterschätzen. Eigner von rund 3.500 Schiffen haben ihren Sitz in Deutschland. Überwiegend sind es Eigner von Containerschiffen, die, gemessen an der Stellplatzkapazität, einen Anteil an der Welt-Containerhandelsflotte von 34 % haben.

Transport und Logistikunternehmen verzeichneten erhebliche Umsatzrückgänge gegenüber den Vorjahren. Die Häfen registrierten einen rapiden Rückgang der Umschlagzahlen aufgrund der ausbleibenden Tonnage. Niedrige Charterraten und das Aufliegen von mehr als 600 Containerschiffen schlossen die Bilanz Ende 2009.

Nach der Abarbeitung der bestehenden Neubauaufträge auf deutschen Werften kam es zu Insolvenzanträgen einzelner Unternehmen. Kredite und Bürgschaften wurden nicht nur für Banken und Linien-Reedereien, sondern auch für angeschlagene Werften durch den Bund gewährt. Negativstimmung kam auch von Anlegerseite, Gesellschaften verlangten gezahlte Ausschüttungen zurück. Während unserem jüngsten HANSA-Forum Schiffsfinanzierung Mitte November 2009 stellte Jürgen Dobert eine Branchenumfrage vor, in der er mit 1.371 Schiffsfonds mehr als die Hälfte der etwa 2.500 über geschlossene Fonds finanzierten Schiffe erfasst hatte. Demnach haben 68 % keine Auszahlungen und ein gutes Drittel keine Tilgung geleistet. Hochgerechnet dürften mehr als 330 der existierenden Schiffsfonds Sanierungsfälle sein, schätzte Dobert (siehe Seite 66 ff., »Branche diskutiert den Ernst der Lage«).

Voraussichtlich wird 2010 auch für einige Schiffbauzulieferbetriebe ein schwieriges Jahr werden, da hier zunächst noch die Auftragsbestände abgearbeitet werden müssen, Neubauaufträge in den Maßen der letzten Jahre indessen nicht in Sicht sind.

In einem Artikel aus den 1980er Jahren, aus dem Michael Rathmann in dieser Ausgabe in seinem Beitrag »Ceterum censeo …« zitiert, heißt es, dass im Jahre 1984 1.663 Schiffe (80 Mio. tdw) auflagen, und damit mehr als ein Viertel der damaligen Welthandelsflotte von 422,6 Millionen. Diese Krise war eine von vielen, die die maritime Industrie erfolgreich überlebt hat.

Denken wir an den Aufschwung, den die Schifffahrt und somit auch alle »Keyplayer« der maritimen Industrie in den darauf folgenden Jahren genommen haben. Sicherlich ist diese Tankerkrise nicht eins zu eins auf die heutige Zeit übertragbar, aber durch gezieltes Umdenken und sensiblen Umgang miteinander können Wege und Lösungen für die Zukunft erarbeit werden. Die Kosten müssen an die wegbrechenden Umsätze angepasst werden. Bei einigen Firmen geht es in diesem Jahr ums Überleben. Sicherung des Unternehmenssitzes und die Firma zukunftssicher zu machen, sind die Aufgaben des Jahres 2010.

Schon Aristoteles erkannte: »Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung. Am angenehmsten und in gleichem Maße liebenswert ist das Tätigsein.«

So muss die Parole heute heißen: die Flaute nutzen. Der Ausspruch »die Krise birgt auch Chancen« hat seine Berechtigung, auch wenn viele diese Platitüden nicht mehr hören wollen. Die Krise hat gezeigt, wie wichtig es ist, Unternehmen an langfristigen Werten auszurichten, egal, ob Familienbetrieb oder Kapitalgesellschaft, denn wer Werte vorlebt, gibt diese auch an seine Mitarbeiter weiter.