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T. Albrecht

1. Einleitung

Die dichteste und daher die tiefste nördliche Komponente der globalen thermohalinen Zirkulation ist das[ds_preview] Dänemarkstraße-Overflow-Wasser (in der Fachterminologie DSOW). Die unterschiedlichen Wassermassen, die außerhalb oder innerhalb der Grönland-Island-Norwegensee (GIN-See) gebildet werden, werden südwärts in Richtung Dänemarkstraße innerhalb des Ostgrönlandstromes transportiert. Diese Wasserwasser tragen zur Bildung des DSOW bei, welches südlich der Dänemarkstraße entlang des kontinentalen Hangs südwärts in den tiefen Nordatlantik fließt. Abb. 1 zeigt eine Skizze der Zirkulation und der Wassermassen, welche in die DSOW-Bildung eingebunden sind. Rudel et al. (2002) geben einen Überblick über die unterschiedlichen Wassermassen und Prozesse, die in die DSOW-Bildung involviert sind. Der Overflow (die Überströmung) selbst wurde extensiv untersucht. So ist bei Saunders (2001) ein kurzer Überblick über das World Ocean Circulation Experiment (WOCE) und das pre-WOCE Gebiet gegeben. Ebenfalls beschäftigten sich mehrere Studien wie VEINS (Variability of exchanges in the Nordic Seas) und das ASOF (Arctic-Subarctic Ocean Fluxes) Programm mit diesem Thema.

Die NAO (Nordatlantische Oszillation) ist das am bekanntesten und sich am meisten wiederholende Muster der atmosphärischen Variabilität im Nordatlantik Hurrel et al. (2003). Die wissenschaftliche Meinung, wie etwa auch bei Dickson et al. (1996) angegeben, besagt, dass die Tiefen- und Zwischenwasserbildung im Nordatlantik stark durch die NAO beeinflusst wird.

Über die letzten vier Dekaden zeigt die Gesamtheit des Nordatlantiks eine rapide Aussüßung, Dickson et al. (2002), welche mit der Zunahme des NAO-Index von tiefen Werten in den 1960er Jahren zu hohen Werten in den 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts verbunden sein kann.

Der Zweck dieses Artikels ist die Darstellung des Sachverhaltes, dass auf den Zeitskalen von einen bis zu zwei Jahren die Wassermassencharakteristik des DSOW haupt­sächlich durch atmosphärische Stellgrößen beeinflusst wird. Bei der Einflussnahme handelt es sich jedoch nicht um die großskalige NAO sondern mehr um lokale Einflussgrößen in und nördlich der Dänemarkstraße. Damit ist gemeint, dass auf diesen Zeitskalen die Änderung in der DSOW-Charakteristik nicht durch die Veränderungen in der Zusammensetzung der Ursprungswassermassen bestimmt, sondern ausschließlich durch das Mischungsverhältnis der unterschiedlichen Ursprungswassermassen DSOW gebildet wird.

2. Daten

Als Basis wurden sowohl historische Daten von unterschiedlichen Quellen als auch aktuelle Daten von verschiedenen Seereisen genutzt. Die Quellen der historischen Daten sind die Wolrd Ocean Database Conkrigth et al. (1998). Die Daten sind publiziert und verfügbar bei ICES und enthalten die VEINS Daten (http://www.ices.dk) und die von WOCE, WOCE Data Products Committee (2002). Der Grossteil der aktuellen Daten stammt von den jährlich durchgeführten Seereisen des Institutes für Meereskunde der Universität Hamburg. Die Seereisen führten entlang der Messstationen für VEINS. Die zeitliche Auflösung ist in den 1970er und 1980er Jahren mangelhaft. Besser eigneten sich die Daten zwischen 1957 und 1967. Jedoch handelt es sich bei diesen um Flaschendaten mit einer begrenzten vertikalen Auflösung und folglich einem größeren Interpolationsfehler in der Dichtegenauigkeit als dies bei den CTD-Daten der Fall ist. Der Hauptfokus in den Untersuchungen lag deshalb bei Daten der Jahre ab 1990.

Die Temperaturen und Salzgehalte des Strömungsmessers der Verankerung bei Angmasalik wurden nicht verwendet, da der Messfehler der Leitfähigkeit in den Aanderaa Strömungsmessern zu groß war. Als atmosphärische Daten sind die NCEP-Reanalysen vom ftp-Server: ftp://ftp.cdc.noaa.gov (Juli 2003) und die täglichen ERA40-Daten als monatlich gemittelte vom ECMWF Daten Server (Mai 2004) genutzt worden.

3. Variabilität der Charakteristik des Dänemarkstraße Overflow-Wassers

Um die Hauptdatenreihe konstruieren zu können, wurden alle verfügbaren Daten innerhalb eines elliptisch angelegten Gebietes, welches den Weg des DSOW entlang des Kontinentalhanges vollständig abdeckt, benutzt. Zur graphischen Veranschaulichung ist das Gebiet in Abb. 2 dargestellt. Zu bemerken ist, was auch Abb. 3 zeigt, dass der südwärts gerichtete Fluss das DSOW mit dem umgebenden Wasser vermischt und daher ein Salzgehaltsanstieg von 0.003 PSU pro Breitengrad vorliegt.

Wir benutzten unterschiedliche 2 mit Isopyknen mit 2 > 37,04 kgm-3. Die verwendete Dichte wird mit 2 bezeichnet, wenn es adiabatisch auf 2.000 dbar gebracht wird. Jedoch werden hauptsächlich Daten von einer einzelnen Isopykne mit 2 > 37,04 kgm-3 dargestellt. Die Ergebnisse sind nicht abhängig von der Auswahl der Isopykne, jedoch sind diese mit höheren Dichten nur vereinzelt vorhanden und bei tieferen Dichten ist das DSOW Signal mit dem einfließenden Wassersignal vermischt. Wassermassen mit 2 > 37,04 kgm-3 können also in anderen Wassermassen als denen des DSOW gefunden werden. Um diesen Prozess zu verhindern, wurden diese Daten ausgeschlossen und nur die aus dem begrenzten Gebiet mit vertikalen Druckwerten von 300–3.500 dbar und innerhalb 400 dbar vom Boden verwendet.

Im nordöstlichen Teil der Untersuchungsregion bildete sich das gegenwärtige DSOW durch Vermischung in der Dänemarkstraße, Rudel et al. (2002). Dies ist auf die große Variation im Salzgehalt nördlich von 64.5° N zurückzuführen, zu sehen in Abb. 3. Deshalb wurde dieser nördlichste Teil in den folgenden Berechungen ausgeschlossen. Innerhalb des verbleibenden geographischen Bereiches vermischte sich das südwärts fließende DSOW mit dem umgebenden Wasser und wurde salziger, ebenfalls zu sehen in Abb. 3. Eine lineare Anpassung aller Daten (für Drücke größer 1.500 dbar und ungeachtet der Zeit) zeigt, dass die mittlere Zunahme im Salzgehalt ca. 0.003 PSU pro Breitengrad beträgt. Dieser südwärts gerichtete Gradient wurde verwendet, um den Mischungseffekt zu korrigieren und so eine Referenz für alle Salzgehalte bei einer geographischen Breite von 60° N zu haben. Das DSOW benötigt also Zeit, um südwärts zu fließen. Die zu einer bestimmten Zeit gefundenen bzw. anzutreffenden Wassermassen bei 64.5° N treten etwas später südlicher in Erscheinung. Als Referenz für alle Zeiten wurde 60° N ausgewählt und eine zeitliche Ausbreitungsrate von 280 Tagen per 5° geographischer Breite verwendet, da diese mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 2,3 cm/s von Nord nach Süd korrespondiert und ebenfalls eine longitudinale Verschiebung von 3,4 cm/s entlang des DSOW-Strömungsweges aufweist. Diese Zeitkorrektur führt ebenfalls zu einer besseren Zeitauflösung, obwohl eine Sommerseereise in der abzudeckenden Region zu einer zeitlichen Abdeckung von mehreren Monaten führt. Die Zunahme der Ausbreitungsgeschwindigkeit auf 120 Tage per 5° geographische Breite ergibt eine schlechtere zeitliche Auflösung, jedoch keine gravierenden bzw. bemerkenswerten Änderungen in der geglätteten zeitlichen Entwicklung des Salzgehalts. Die mittlere aktuelle Geschwindigkeit des DSOW bei 63° N beträgt ca. 20–30 cm/s, Dickson et al. (1998). Die Signalausbreitung ist generell kleiner als die mittlere aktuelle Geschwindigkeit. Die verwendete Ausbreitungsgeschwindigkeit liegt jedoch in der gleichen Größenordnung.

Die sich ergebende zeitliche Entwicklung ist in Abb. 4 dargestellt und zeigt zu Beginn der 1990er Jahre Salzgehalte um 34,885 mit sehr tiefen Werten von 34,850 für 1995 und einem rasanten Anstieg mit einem Maximum von 34,890 im Jahr 1996. Der Salzgehalt nimmt danach bis auf 34,860 im Jahre 1999 ab und steigt bis 2003 auf Werte um 34,895 an. 2004 waren wiederum tiefere Werte von 34,865 vorhanden. Zur Bestimmung des Fehlers, hervorgerufen durch die Vermischungs- und Ausbreitungskorrektur, wurde ebenfalls eine zeitliche Entwicklung ohne die genannten Korrekturen festgelegt. Dazu eignete sich ein kleineres Gebiet nahe des südlichen Zipfels Grönlands. Die datenseitige Abdeckung dieses Gebiets war infolge des WOCE (Section A1E), VEINS und ASOF (Section 6) und anderer historischer Daten, siehe dazu Abb. 5, sehr gut. Die Daten beruhen auf Sommerdaten, jedoch sind deren sehr kurzzeitige Fluktuationen in der Quelle durch die Vermischung entlang des 1.000 km langen Weges von der Dänemarkstraße in die ausgewählte Region tiefpassgefiltert. Die Einzelmessungen in der Zeit sind repräsentativ für eine längere Periode. Die gefundene zeitliche Entwicklung im Salzgehalt in der genannten kleineren Region, siehe dazu Abb. 6, ist gleich der in der größeren Region, die weniger Daten mit einer gröberen zeitlichen Auflösung aufweist.

Die verwendeten Daten der ausgewählten Sommerreisen in der kleineren Region wurden zur Konstruktion eines Diagramms der mittleren potentiellen Temperatur versus des Salzgehaltes verwendet. Als Referenzdruck für die potentielle Temperatur wird 2000 dbar angegeben. Alle Temperatur- und Salzgehalte von einer Reise innerhalb eines 2-Intervall (±0.02) kgm-3 wurden um genau 2-Werte gemittelt. Das sich ergebende -S Diagramm ist in Abb. 7 dargestellt.

Das zeitliche Signal ist innerhalb der Dichtebereiches des DSOW gleich. Deshalb ist die in diesem Artikel gezeigte zeitliche Entwicklung von 2 = 37,12 kgm-3 als repräsentativ für den gesamten DSOW Dichtebereich anzusehen. Hohe Salzgehalte innerhalb des DSOW wurden in den Jahren 1991, 1992, 1997 und 2002 und tiefe Salzgehalte in den Jahren 1994, 1995 und 1999 festgestellt.

4. Atmosphärischer Antrieb

Die Änderungen in der Charakteristik des DSOW können aus Änderungen aus jedem in die Wassermassenbildung involvierten Anteil resultieren und so prozessbestimmend für die Formation von DSOW sein, Rudels et al. (2002). Letztlich sind diese vielfältigen Änderungen durch die Atmosphäre beeinflusst bzw. werden durch sie angetrieben. Um identifizieren zu können, wie die Atmosphäre die Änderungen in der Zusammensetzung des DSOW induziert, wurden zeitverschobene Korrelationen der obigen Zeitreihe des Salzgehaltes des DSOW mit verschiedenen atmosphärischen Parametern des NCEP und ERA40 Datensatzes errechnet. Da in den Untersuchungen nur die durch atmosphärische Änderungen hervorgerufenen ozeanographischen Änderungen von Interesse waren, wurde die Analyse auf Zeitverschiebungen begrenzt, bei denen das atmosphärische Signal dem ozeanographischen voraus eilt. Die verwendete ozeanographische Zeitreihe ist geglättet geworden, ebenso wie die Ozeanvermischung in bzw. am Ausgang der Dänemarkstraße. Letztere wirkt so als Tiefpassfilter. Die atmosphärischen Daten wurden mit einem drei monatlich laufenden Mittel geglättet.

Die Korrelationsrechnungen von kurzzeitigen und lückenhaften Zeitreihen mit vielen unterschiedlichen Parametern an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Zeitverschiebungen ergaben mehrere Korrelationsergebnisse mit einem hohen Korrelationskoeffizienten. Jedoch implizieren die hohen Korrelationskoeffizienten nicht notwendigerweise eine direkte Verbindung bzw. Kopplung. Einige können rein zufällig oder indirekt gekoppelt sein, wie ein allgemeines Beispiel zeigt: Wenn A die Ursache für B und C ist, so kann die Korrelation zwischen B und C groß sein, ohne dass B C verursacht. Deshalb ist ein großer Korrelationskoeffizient nötig. Die zweite Möglichkeit ist ein physikalisch gekoppelter Prozess. Ist die Zeitverschiebung groß genug, so hat das Signal genügend Zeit, um sich im Ozean von einem geographischen Ort mit einem großen Korrelationskoeffizienten zur in der Analyse definierten DSOW Region südlich der Dänemarkstraße zu bewegen.

Es konnten keine direkten Korrelationen mit unterschiedlichen Variablen (mittlerer Luftdruck auf Meeresspiegelniveau, Wind, Temperatur) der NCEP und ERA40 Re-Analysen erstellt werden. Jedoch konnten diese Variablen einer Empirischen Orthogonal Funktion(s) (EOF)- Analyse und einer rotierten EOF (rEOF)-Analyse unterzogen werden. Die bedeutendsten unter den gefundenen Korrelationen, dargestellt in Abb. 8, waren die mit dem Windfeld westlich und nördlich Islands bzw. die der Differenz des mittleren Luftdrucks auf Meeresspiegelniveau (mslp = mean sea level pressure) entlang der Dänemarkstraße. Die Zeitverschiebung von neun Monaten resultiert aus der Geschwindigkeit des Ausbreitungssignals in der Größenordnung von mehreren cm/s. Diese ist gleich zur Ausbreitungsgeschwindigkeit, die verwendet wurde, um vorher die hydrographischen Messungen der DSOW-Zeitreihe zu korrigieren. Die Skalierung der atmosphärischen Zeitreihe mit einem konstanten Offset und einem Faktor des Salzgehaltbereiches des DSOW sowie die Anwendung eines Zeitoffsets zeigt eine gute Korrelation mit der Zeitreihe des DSOW-Salzgehaltes (Abb. 9). Die Verwendung dieser Art der linearen Regression mit der Luftdruckdifferenz entlang der Dänemarkstraße erklärt ca. 40 % der gesamten Varianz der DSOW-Salzgehalt-Zeitreihe von 1990 an.

Ein schwächerer, südwärts gerichteter Wind entlang der Dänemarkstraße führt zu einer Zunahme im Salzgehalt des DSOW. Eine einfache Erklärung zu diesem Verhalten kann sein, dass mit schwächeren südwärts, gerichteten Winden ein schwächerer nördlicher salzärmerer Wasserfluss in Richtung Dänemarkstraße erfolgt. Umgekehrt fließt mehr salzreiches Wasser aus den südlichen Regionen gen Norden und tritt so in der Dänemarkstraße auf. Dieser Wechsel in den Verhältnissen der Wassermassen, die in die DSOW-Bildung involviert sind, führt zu einem salzreicheren DSOW. Andere Erklärungen für dieses Verhalten sind: Schwächere, südwärts gerichtete Winde führen zu einer flachen Grenzschicht zwischen dem von Norden einfließenden salzarmen Polarwasser (PW) und ebenfalls von Norden einfließendem salzreichen Return Atlantic Wasser (rAW). Diese Grenzschicht führt zu einem höheren Prozentsatz an rAW verglichen zu dem PW in der DSOW-Bildung, was sich letztlich auch auf den Salzgehalt niederschlägt. Mit den in der Analyse zur Verfügung stehenden Daten war es nicht möglich den Prozess festzulegen bzw. genau zu bestimmen, der zu dem beobachteten Verhalten führt.

Es ist letztlich festzustellen, dass dieser noch unbekannte dynamische Prozess zu einer Vielzahl von Veränderungen in den unterschiedlichen, in die DSOW-Bildung involvierten Wassermassen führt. Somit folgt es dem DSOW-Bildungsprozess nach Rudels et al. (2002), bei dem die DSOW-Charakteristik letztlich bereits nördlich der Dänemarkstraße festgelegt wird. Für die Änderungen in der DSOW-Charakteristik, die auf Zeitskalen von Monaten bis mehreren Jahren liegt, ist jedoch der am meisten bestimmende Faktor das Windregime entlang der Dänemarkstraße.

5. Langzeitänderungen

In den vorherigen Ausführungen wurde dargestellt, dass auf kurzen Zeitskalen das Windregime entlang der Dänemarkstraße den Salzgehalt des DSOW bestimmt. Wird die Analyse auf Zeiten vor 1990 erweitert, dann wird sichtbar, dass der mittlere Wind sich nicht sehr viel ändert, jedoch die Salzgehalte gerade in den 1960er Jahren besonders hoch waren (siehe dazu Abb. 10). Die generelle Abnahme im Salzgehalt über die letzten 40 Jahre wurde bereits bei Dickson et al. (2002) beschrieben. Es ist ebenso klar, dass diese Abnahme nicht mit den Änderungen in der Differenz des mittleren Luftdrucks auf Meeresspiegelniveau quer durch die bzw. entlang der Dänemarkstraße erklärbar ist. Das in den Jahren von 1965 bis 1970 auftretende Signal kann mit dem entlang der Dänemarkstraße auftretenden Windvektor erklärt werden. Jedoch lagen die Werte des mittleren Salzgehaltes um 0.065 höher als die in der Periode von 1990–2004. Die Prozesse, die die kurzzeitigen Änderungen in der Periode 1990–2004 regeln, sind die gleichen, wie diese in der vorausgehenden Periode. Allerdings muss deren Erscheinungsbild etwas verändert sein, da die langzeitlichen Prozesse den mittleren Salzgehalt zwischen 1965 und 1990 veränderten. Eine mögliche Erklärung sind die advektiven Prozesse wie sie von Dickson et al. (1999) beschrieben werden. Ein Signal im nordwärts, entlang der Norwegischen Küste fließenden Atlantikwasser führt zu einem Signal im rAW. Dieses wiederum breitet sich entlang Grönlands innerhalb des Ostgrönlandstromes (East Greenland Current-EGC) aus und gelangt somit letztlich in die Region des DSOW. Dickson et al. (1999) sind der Auffassung, dass die kurzzeitigen Änderungen durch diese advektiven Prozesse hervorgerufen werden. Jedoch wird hier die Auffassung vertreten, dass die kurzzeitigen Änderungen in der Dänemarkstraße lokal begrenzt auftreten. Nimmt man alle Mischungs- und Einströmungsprozesse zwischen Framstraße und Dänemarkstraße zusammen, wie dies bei Rudels et el. (2002) der Fall ist, so wirken diese wie ein Tiefpassfilter. Daher ist es recht unwahrscheinlich, dass die kurzzeitigen Fluktuationen mit ihren Eigenschaften die oben beschriebene Strecke überstehen. Infolge des Tiefpassfiltereffekts der ozeanischen Vermischung kann nur ein großer Sprung im Salzgehalt in der Framstraße zu eher allmählichen Änderungen in der Dänemarkstraße führen. Jedoch könnte eine langzeitliche, allmähliche Zunahme im Salzgehalt weitestgehend ungehindert dieses System passieren. Somit ist der angegebene advektive Weg entlang des Ostgrönlandstromes eine mögliche Erklärung für die langzeitlichen Änderungen im Salzgehalt des DSOW, obgleich ebenso andere Prozesse, wie zum Beispiel die Advektion von Süden sowie Änderungen im Eistransport, möglich sind.

6. Schlussfolgerungen für den Seeverkehr

Bezüglich des oben genannten Eistransports infolge der Aussüßung des Meereswassers und der damit verbundenen Eisbedeckung des Arktischen Ozeans mit seinem Minimum im Sommer / Herbst 2009 von 4,52 Mio. km2, der zweitkleinsten Fläche seit Beginn der Aufzeichnung von Satellitendaten 1979 durch das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) der US-Raumfahrtbehörde NASA, das an der University of Colorado in Boulder – nur im September 2007 war der nördliche Eispanzer der Erde noch kleiner, ergeben sich zukünftig neue Optionen etwa für die Seeverkehrswirtschaft.

Setzt sich der negative Trend der vorangegangenen Jahre weiter fort, so ist nach Lindsay et al. (2009), Overland et al. (2008) und Belchansky et al. (2008) mit einerdauerhaften geringeren Eisbedeckung in den kommenden Jahrzehnten zu rechnen. In deren Analysen mit Daten aus dem vergangenem März, wo die Eisdecke am Ende des arktischen Winters ihre maximale Ausdehnung erreicht, im langjährigem Vergleich einen negativen Trend aufwies. Es wurde festgestellt, dass bereits der Zerfall des dickeren älteren Meereises fortgeschritten war und nur noch 30 % dieser Eismassen die Fläche des arktischen Ozeans bedeckte, im Vergleich dazu, waren es früher 50–60 % Bedeckung. Verstärkt wird das Phänomen durch einen windinduzierten Transport von aus der Arktis hinaus auf den Atlantik.

Die genannten Verhältnisse bewirkten so, dass die 5.700 km lange Nordwestpassage (Seeweg durch das Nordpolarmeer, welcher nördlich des amerikanischen Kontinents den atlantischen mit dem pazifischen Ozean verbindet) und die sich 6.500 km erstreckende Nordostpassage (entlang der Nordküste Europas und Asiens vom Weißen Meer bis zur Beringstrasse) im Sommer eisfrei sind und so erstmals beide Schiffsrouten durch das Polarmeer befahrbar waren, Beispielhaft ist hier ist hier die Reise der zwei deutschen Schwergutfrachter »Beluga Fraternity« und »Beluga Foresight« in den Hafen von Murmansk zu nennen.

Für die Seeverkehrswirtschaft bedeutet dies, das zukünftig beispielsweise die Route Europa–Asien auf 14.000 bis 15.000 km, statt der bisherigen 21.000 km durch den Suezkanal verkürzt wird. Somit ergeben sich neue Handelsströme, die gegebenenfalls ein neues Schutzbedürfnis der Reedereien hervorrufen, welches über die Politik etwa an die Deutsche Marine der Zukunft herangetragen wird. Somit wird diese in der Zukunft, etwa bis 2030, vor neue bisher nicht in den Fokus gerückte Herausforderungen gestellt, um den dann möglicherweise realen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.

7. Zusammenfassung und Ausblick

Auf den Zeitskalen von einigen wenigen Jahren wird der Salzgehalt des DSOW durch das Windregime entlang der Dänemarkstraße bestimmt. Dies führt zu einer genauen Vorhersagbarkeit der Wassermassen-Charakteristik in der Dänemarkstraße aus atmosphärischen Daten für einen Zeitraum von mehreren Monaten.

Die Veränderungen im DSOW sind neben weiteren dominierenden Prozessen für die Aussüßung des Arktischen Ozeans verantwortlich. Damit verbunden ist in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten ein Rückgang in der Eisbedeckung im Arktischen Ozean. Dieser eröffnet für die Seeverkehrswirtschaft neue Möglichkeiten für Handelsströme. Des Weiteren rückt durch den Eisrückgang und die neuen Schiffsrouten die Arktis verstärkt in das sicherheitspolitische Interesse, wodurch gegebenenfalls auch Streitkräfte als Akteure präsent werden können.

Um entlang der neuen Handelswege deutsche Interessen, bedingt durch die starke maritime Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, wahrnehmen zu können sowie dem neuem Schutzbedürfnis von Handelsschiffen gerecht zu werden, bedarf es gegebenenfalls einer für die klimatische Region sowohl materiell-technisch, als auch organisatorisch zukunftsfähigen Deutschen Marine, etwa mittels eisrandfähiger Kriegsschiffe, die dann die oben genannten Aufgaben in einem für sie bisher unbekannten Umfeld wahrnehmen kann

Danksagung

Allen in die Arbeiten Involvierten herzlichen Dank für die gute Kooperation, besonders während der Datenerfassung. Ein besonderer Dank an die Besatzungen der Forschungsschiffe »Valdivia«, »Meteor« und »Poseidon«.

Legende für die englischen Bezeichnungen in den Abbildungen

Latitude = geographische Breite

Salinity = Salzgehalt

Density = Dichte

Year = Jahr

Pot. Temperature = Potentielle Temperatur

Lag correlation = Verschiebungskorrelation

Longitude = geographische Länge


KptLt Dr. T. Albrecht