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Erster Neubau der Superlative soll neue Maßstäbe setzen

Straffe Projektplanung und perfekte Abstimmung mit etwa 600 Zulieferern machten es möglich. Am 28. Oktober konnte die in Turku ansässige[ds_preview] STX Finland Oy vorzeitig ihre Bau-Nr. 1363 an die in Miami ansässige Reederei Royal Carribean International abliefern. Die am 6. Februar 2006 bestellte »Oasis of the Sea« ist mit einer Vermessung von 220.900 BRZ das weltweit größte und innovativste Kreuzfahrtschiff und mit rund 900 Mio. € Kosten bisher auch das teuerste. Seine offizielle Jungfernfahrt startete das Luxus-Kreuzfahrtschiff am 5. Dezember von Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida nach Haiti. Das ebenfalls von Royal Caribbean in Finnland bestellte Schwesterschiff »Allure of the Seas« soll im Herbst 2010 fertig gestellt sein. Mit der Oasis-Klasse will die Reederei bezüglich Schiffsdesign und Bordinnovationen völlig neue Dimension erreichen und den Gästen einzigartige Kreuzfahrterlebnisse mit unbegrenzten Möglichkeiten bieten.

1969 startet Royal Caribbean Cruiseline das Unternehmen mit der »Song of Norway«. Mittlerweile gehören zur Flotte der Royal Caribbean International 21 Schiffe in sechs Schiffsklassen. So bietet die »Sovereign«-Klasse mit Kletterwänden, Sports Deck mit Pools, Whirlpools und Basketballfeld Einrichtungen für eine Vielzahl an Bordaktivitäten. Eine zusätzliche Eislaufbahn und Einkaufsmeilen über vier Decks zeichnet die »Voyager«-Klasse aus. Als »Symphonie aus Licht« stellt sich die »Vision«-Klasse dar. Glaskuppeln und lichtdurchfluteten Atrien ermöglichen faszinierende Ausblicke. Die Schiffe der »Radiance«-Klasse bestechen durch innovatives Superyacht-Design. Zur 30 m längeren »Freedom«-Klasse gehören drei Cruiseliner mit Aktivitäten, Unterhaltung und Wohnkomfort auf fünfzehn Decks. Neben den einst bahnbrechenden und jetzt für die Schiffe von Royal Caribbean International typischen Einrichtungen wie der Kletterwand und dem Flowrider® für vielseitige Sportmöglichkeiten verfügt die »Oasis«-Klasse über eine neuartige Erlebniswelt aus sieben Lifestyle-Arealen von einem echten Park auf See bis hin zu Shows im Wasser, auf dem Eis und in der Luft.

Decks und Kabinen

Völlig neue Wege geht Royal Caribbean mit der Ausgestaltung der öffentlichen Bereiche. »Dieser Neubau stellt einen Wachstumssprung in der Schiffsgröße dar und bietet eine Evolution der an Bord unserer bereits fahrenden Schiffe angebotenen Aktivitäten«, schwärmt Royal Caribbean Cruises-Chef Richard D. Fain. Dass dieses Schiff mit seinen auch mit Blick auf die Konstruktion revolutionären Innovationen eine neue Ära in der Kreuzfahrtbranche einleiten wird, davon ist Fain überzeugt und zeigt sich erfreut über die bei den Erprobungen gewonnenen Eindrücke. Das von ihm als »Meilenstein in der Kreuzfahrt« gelobte schwimmende Ferienparadies verfügt über 2.706 Kabinen, unterteilt in 22 Typen für 6.360 Gäste, die von 2.165 Besatzungsmitgliedern betreut werden. Das Konzept der zwei auf einen Rumpf platzierten Hotelblöcke ermöglicht 1956 Außenkabinen mit Balkonen, wahlweise mit Blick auf den innenliegenden Park, zu den Arkaden oder auf die See. Achtundzwanzig ab 50 m2 große Loft-Suiten mit raumhohen Fenstern und Balkon haben Wohn- und Schlafebenen über zwei Decks, durch eine Treppe bzw. einen Lift ist der obere Bereich zugänglich. Die 141 m2 großen Kabinen der Kategorie Royal-Suite im 17. und 18. Deck mit Panoramablick sind mit einem 78 m2 großen Balkon inklusive Whirlpool ausgestattet. Auch zu den auf Deck 12 gelegenen 118 m2 großen Royal Suiten und 101 m2 großen Presidental Suiten gehören Balkone mit Jacuzzi beziehungsweise Whirlpool.

Antrieb- und Betriebssysteme

Der von Det Norske Veritas klassifizierte 361 m lange und an seiner breitesten Stelle 66 m messende Neubau, erreicht mit seinen 18 Decks vom Kiel bis zur Mastspitze 72 m. Das Schiff entspricht nicht nur den neuesten IMO- und SOLAS-Vorschriften, sondern erfüllt auch bei der Wirtschaftlichkeit und dem Umweltschutz höchste Anforderungen. Zur High-Tech-Ausrüstung gehören sechs Wärtsilä-46 Motoren, drei 12-Zylinder-V-Motoren mit einer Leistung von je 13.800 kW und drei 16-Zylinder-V-Motoren von je 18.400 kW, alle mit Common-Rail-Technologie ausgestattet, die insgesamt mehr als 96 MW erzeugen. Der Energieverbrauch an Bord – beispielsweise für Klimaanlagen, die Produktion von täglich 50 t Eiswürfeln, das Temperieren der 21 Schwimmbäder und den Betrieb der Whirlpools – liegt schon bei mehreren Megawatt. Vier 5,5 MW-Bugstrahler von Wärtsilä sowie drei um jeweils 360 ° drehbare von Asea Brown Boveri (ABB) maßgeschneiderte 20-MW-Azipod-Antriebssysteme sorgen dafür, dass eine Geschwin-

digkeit von 20,2 kn erreicht wird. In jeder Gondel befindet sich ein Elektromotor, der die Leistung direkt auf einen in Fahrtrichtung nach vorn gerichteten 5-Blatt-Festpropeller überträgt. Zwei Flossenstabilisatoren halten das Schiff in Balance.

Die großen mit Marinediesel betriebenen Maschinen erreichen mit ihrer Filtertechnik die vollständige Elimination von Schwefeldioxid und reduzieren die Stickoxide um 80 % und den CO2-Ausstoß um mehr als 20 %. Laut Angaben von Wärtsila wird die »Oasis of the Seas« 25 % weniger Energie benötigen als vergleichbare kleinere Kreuzfahrtschiffe. Auf dem Schiff wird der anfallende Müll in der eigenen Abfallbeseitigungstechnologie aufbereitet.

Wirtschaftlich können auch mit vier Frischwasser-Generatoren von Hamworthy mit Hilfe des Multi-Stage-Flash-Verfahrens aus dem Meerwasser 4,1 Mio. l Trinkwasser pro Tag erzeugt werden. Der thermische Wirkungsgrad der achtstufigen MSF-Verdampfer liegt mit weniger als 150 kWh pro Tonne Destillat unter den sonst üblichen 190 kWh pro Tonne. Das Abwasser wird biologisch nach dem MBBR-Verfahren geklärt und erreicht einen höheren Standard als der in den strengen Vorschriften von Alaska State Discharge geforderte.

Nach den Plänen von Royal Caribbean entstand ein gigantischer Freizeitpark für Urlauber. Schon während der Bauzeit wurden bemerkenswerte Rekorde aufgestellt. Unter anderem wurden im Gigaliner 250 km Rohrleitungen und 6.000 km elektrische Kabel verlegt, 2.500 km Schweißnähte aufgebracht und 630.000 l Farbe benötigt.

Rettungsboote

Das Schiff verfügt über 18 Doppelhüllen-Rettungsboote des Typs Schat-Harding CRV55. Die Katamaranboote sind rundum geschlossen und werden von zwei Dieselmotoren mit einer Leistung von je 52 kW angetrieben. Jedes Boot hat eine Länge von 16,7 m, eine Breite von 6,6 m und ist für 372 Passagiere ausgelegt. Die Boote sind mit GPS, Staumöglichkeiten für Krankentragen und erstmalig auch mit sanitären Anlagen ausgestattet. Im Notfall sollen sie innerhalb von 12 Minuten bestiegen werden können. Zusätzlich verfügt das Schiff über weitere aufblasbare Rettungsinseln.

Die Rettungswesten werden an Bord der »Oasis of the Seas« erstmals nicht mehr in den Kabinen untergebracht, sondern an den Sammelplätzen für Passagiere und die Besatzung gelagert. Bei der obligatorischen Seenotrettungsübung werden die Passagiere mit Hilfe ihrer Bordausweise gescannt und die­se elektronisch erfasst. Dies ist sofort im Sicherheitszentrum auf der Brücke sichtbar, so dass der Evakuierungsfortschritt von dort in Echtzeit kontrolliert werden kann.

Öffentliche Bereiche

Die 21 Swimmingpools und Jacuzzis haben ein Fassungsvermögen von insgesamt 2.300 t Wasser, der Aquatheater Pool auf dem Achterschiff mit Sprungtürmen ist mit seiner Tiefe von 5,4 m der größte jemals gebaute Pool auf See.

Im Hauptrestaurant können 2.000 Menschen auf einmal speisen, weitere 23 kleinere Restaurants und Bistros stehen den Passagieren zur Auswahl. Völlig neuartig ist auch der nach oben offene, 120 m lange und 20 m breite Central Park mit 56 bis zu 8 m hohen natürlichen Bäumen und Bambusstauden, 62 Weinstöcken und 12.175 weiteren Pflanzen. Den erreichen Gäste beispielsweise durch eine Fahrt in der »Rising Tide Bar«, einer ovalen Gondel, die lautlos durch drei Etagen des Schiffs schwebt. Weitere Attraktionen in der schwimmenden »Kleinstadt« sind die Flaniermeile Royal Promenade und die zwei am Heck des Schiffes im Boden eingelassenen Surfsimulatoren, die Benutzern mit Blick über die Reling ein Surfgefühl wie auf dem Meer vermitteln. Strandambiente bietet sich den Gästen beim bisher einmaligen Beachpool mit echtem Sand. Risikofreudige können sich an Kletterwänden vor den Hotelblöcken ausprobieren, der einer englischen Strandpromenade nachempfundene Boardwalk mit Karussell vermittelt Jahrmarktflair und lässt sich aus einer Seilbahn, neun Decks darüber, betrachten. Zum Entertainment Place gehören verschiedene Theater, Casino und Nachtclubs; weitere Lifestyle-Areale sind Spa und Fitnesscenter mit 158 Geräten und die Youth Zone.

Nach der Überführungsreise in die USA war ein weiterer Höhepunkt die dortige Taufe am 30. November. Auch da beschritt Royal Caribbean International neue Wege und setzte bei einer der ältesten Schifffahrtstraditionen neue Maßstäbe. Während normalerweise nur einer Persönlichkeit die Ehre zuteil wird, ein Schiff zu taufen, wählte Royal Caribbean International gleich sieben, die für die sieben Lifestyle-Areale auf der »Oasis of the Seas« stehen. Zu den Auswahlkriterien zählten Charakterstärke und Mitmenschlichkeit als Vorbildcharakter für Männer, Frauen und Kinder.

Getauft wurde das Schiff durch die Sängerin Gloria Estefan, Olympiamedalliengewinnerin und Gesandte des Außenministeriums Michelle Kwan, die offizielle Sprecherin der UNICEF, Jane Seymore, die 1999 zum »Officer of the Order of British Empire« ernannt wurde, Schwimmerin Dara Torres als älteste Gewinnerin einer olympischen Schwimmmedaille überhaupt, die Emmy-nominierte sechsjährige Schauspielerin Keshia Knight Pulliam, Fernsehmoderatorin Daisy Fuentes und Shawn Johnson, viermalige Gewinnerin einer Olympiamedaille und Aktivistin im Kampf gegen den Brustkrebs. Sie fungierte nicht nur als Taufpatin der Oasis of the Seas, sondern wird an Bord des Schiffes im Rahmen ihrer Arbeit für die Make-A-Wish Foundation Wünsche erfüllen. »Wir finden es sehr passend, dass unser modernstes Schiff von einer Gruppe einzigartiger Frauen getauft wird, die sich durch herausragende Leistungen in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern hervorgetan haben«, erörterte Richard D. Fain.


B. Krömer, O. Mueller