Offshoretechnik in Deutschland

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Der Weg in das regenerative Zeitalter ist von der Bundesregierung beschlossen. Windparks auf hoher See sind ein wesentlicher Bestandteil der[ds_preview] energiepolitischen Ziele Deutschlands. Bis zum Jahr 2030 soll für die Offshore-Windenergie eine installierte Leistung von 25.000 Megawatt in Nord- und Ostsee errichtet werden. Anders als häufig im internationalen Vergleich, liegen deutsche Offshore-Windenergie-Parks – aufgrund verschiedener Forderungen – außerhalb des Küstenmeeres. Die deutschen Gewässer in Nord- und Ostsee unterteilen sich in die 12-Seemeilen-Zone (das sog. »Küstenmeer«) und die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Das Küstenmeer ist deutsches Hoheitsgebiet und unterliegt der Zuständigkeit des jeweiligen Bundeslandes. Seewärts der 12-Seemeilen-Grenze bis maximal 200 sm Entfernung zur Küste befindet sich die AWZ, an die sich die hohe See anschließt. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) stellt, unter Mitarbeit des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Raumordnungspläne für die AWZ in der Nordsee und in der Ostsee zur räumlichen Steuerung der dortigen unterschiedlichen Nutzungen und Funktionen auf. Die Raumordnung für die deutsche AWZ in der Nordsee ist seit Mitte September 2009 und für die Ostsee seit Mitte Dezember 2009 in Kraft (siehe Seite 28: »Offshore-Windparks in der AWZ von Nord- und Ostsee« von Prof. Dahlke, BSH).

Offshoretechnik ist »High-Tech«. Nicht nur der Bau solcher Anlagen auf hoher See für eine jahrzehntelange Nutzung stellt für die Planer und die Bauindustrie eine technische Herausforderung dar. Aspekte wie Einhaltung der Grenzwerte für Schallemissionen zum Schutz der Meeresfauna sind ebenso wichtig wie die objektorientierte Forschung zur morphologischen Veränderung des Meeresbodens.

In Wassertiefen bis 50 m herrschen extreme äußere Lastbedienungen. Hier gilt es, eine Risikoabschätzung und eine Quantifizierung der Zuverlässigkeit dieser Bauwerke zu erhalten. Bislang werden bewährte Gründungskonzepte für Offshore-Windenergieanlagen – wie Monopiles, Tripods, Jackets, Saugrohrgründungen und Schwergewichtfundamente – für freistehende Offshore-Plattformen eingesetzt. Erweiterten Forschungsbedarf sehen hier beispielsweise Mitglieder der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG), etwa hinsichtlich neuartiger eigenständiger Gründungskonzepte mit abgespannten Strukturen. Neben den Gründungsbauwerken sind innovative Bohr- und Transportschiffe sowie Installationsgeräte erforderlich, die auch bei rauer See noch funktionstüchtig sind.

Um zukunftsorientiert und zielgerichtet in die Offshoretechnik zu investieren, sind neue Forschungsschwerpunkte zu definieren. Zur langfristigen Erhaltung und zum weiteren Ausbau des maritimen Hightech-Standorts Deutschland bedarf es der Zusammenarbeit aller betroffenen Wissenschaftsgebiete, der Ingenieure und Naturwissenschaftler, bis hin zu den Juristen.


Dipl.-Ing. Ralf Hinrichs