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Die internationale Gruppe besteht immer noch aus den 13 Clubs. Sechs von ihnen konnten die bisherige Krise nur durch die »Unbudgeted Calls« in Höhe von US$ 500 Mio. überstehen. Ohne diese hätte die Gruppe ein Gesamtdefizit von US$ 1 Mrd. erlitten. Tysers, das 1820 gegründete Londoner Versicherungshaus, stellte bereits früher die Frage, ob der Markt wirklich diese große Anzahl von Clubs benötige. Was nach Marktvielfalt aussieht, ist es in Wirklichkeit gar nicht, denn der Wechsel von einem Club zum anderen gestaltet sich für einen Schiffseigner recht schwierig. Tysers fragt, ob eine kleinere Gruppe mit weniger, aber stärkeren Clubs nicht sinnvoller wäre und eine stabilere Basis für die Schifffahrt bieten könnte. Gleichzeitig wird jedoch bezweifelt, dass sich diese Überlegung in die Führungsetagen der P & I Clubs tragen ließe.

Dabei scheint es, als würden sie unter dem Verlust ihres Kurzzeitgedächtnisses leiden, denn im Jahr 2009 wich der kommerzielle Druck[ds_preview] bei einigen Clubs schon wieder: Sie meldeten erneut ordentliche Gewinne aus getätigten Investitionen. Neben dem Japan Club, der seit langem nur in sichere Geldanlagen investiert, sind bisher nur zwei weitere Clubs völlig aus dem Anlagengeschäft ausgestiegen: der North of England und der Steamship Mutual P & I Club. Sie verpassten es, ihre zuvor erlittenen Verluste auf dem sich erholenden Finanzmarkt auszugleichen. Sie sind nun gezwungen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, wenn ihre Reserven nicht weiter absinken sollen. Es würde aber nicht überraschen, wenn auch andere Clubs, nachdem sie ihre Gewinne aus den Anlagegeschäften abgeschöpft haben, ebenfalls eine defensivere Investitionsstrategie einschlagen würden.

Die stärkeren Clubs drängen auf eine Erhöhung des Club-Eigenbehalts von US$ 7 Mio. auf US$ 8 Mio. Experten hingegen raten dazu, erst einmal die Situation zu stabilisieren, anstatt unnötige Veränderungen einzuleiten. Es mangele jedoch an Logik, wenn der Eigenbehalt erhöht wird, um ihn dann lediglich auf den Rückversicherungsmarkt zu verschieben.

Einige Clubs befürchten, dass die Auswirkungen ihrer Additional Calls vom letzten Jahr noch bevorstehen könnten, da die Renewals vor der Bekanntgabe der Calls stattfanden. Nach Jahren ständiger erheblicher Erhöhungen wird man wohl jetzt eine weitere Konfrontation mit den Mitgliedern vermeiden wollen. Für die Reeder könnte das Jahr 2010 daher mit einstelligen Erhöhungen freundlicher ausfallen.

Wie von Insidern vorhergesagt, werden sich die Erhöhungen im Februar 2010 im Durchschnitt um die 5 % bewegen. Lediglich der American Club wird bei etwa 4 % liegen, während der Standard Mutual Club mit 3 % und der Steamship Mutual Club mit 2,5 % noch darunter bleiben. Eine Ausnahme bildet der Japan Club mit einer angekündigten Erhöhung von 12,5 % (Vorjahr 27,5 %). Gard hat angekündigt, keine Erhöhung vorzunehmen.

Nachfolgend kurze Bilanzen der einzelnen Clubs.

American Steamship Owners Mutual P & I Association Inc.

Standard und Poors hob das Rating des American Clubs leicht von BB- auf BB an. In seinem Annual Report kündigt der Club einen Anstieg seiner Reserven von US$ 20 Mio. im September 2009 auf US$ 56 Mio. aufgrund von Investitionserlösen von 8,3 % an. Auch verbesserte sich das Schadenaufkommen beim Club. Die allgemeine Erhöhung von 4 % wird auf den Anstieg der Supplementary Calls von 20 auf 25 % zurückgeführt. Die Erhöhung bezieht sich auf P&I und »Freight, Deadfreight und Demurrage« (FDD) Deckungen, während sie die »Fixed Premium Entries« nicht betrifft.

Release Call 2009: 25 %

The Britannia Steam Ship Insurance Association Ltd.

Auch Brittania berichtet über ein positives Ergebnis bei Investitionen im Jahre 2009. Schäden, die die US$ 1 Mio. überstiegen, während Rückversicherungs-Schadensfälle bisher fast unverändert wie im Vorjahr auftraten.

Der Club bedauert, dass eine Erhöhung von 5 % nicht vermieden werden kann, obwohl die Steigerungen in den letzten Jahren eigentlich gerechtfertigt wären. Zusätzlich zu der allgemeinen Erhöhung wird der Selbstbehalt bei vielen Verträgen auf 10 % ansteigen.

Nach einem erheblichen Anstieg von FDD-Schadensfällen während der letzten Periode kündigte der Club hierfür eine allgemeine Erhöhung von 20 bis 50 % für die Mitglieder an. Für »Fixed Premium Entries« steigen die Beiträge sogar um 80 %.

Release Call 2009: 20 %

Assecuranceforeningen Gard Gjensidig

Gard berichtet über ein gutes Halbjahr in 2009 mit einem Überschuss von insgesamt US$ 197 Mio. Das Technische Ergebnis lag bei 92 %, während man für 2010 102,5 % anvisiert. Dennoch verzichtete der Club auf eine allgemeine Erhöhung und kündigte einen Anstieg des Selbstbehalts um US$ 1.000 an. Aufgrund gestiegener Schäden in der Sparte FDD entschied der Club hier eine allgemeine Erhöhung von 20 % und als Standard-Selbstbehalt US$ 5.000 in Anwendung zu bringen.

Release Call 2009: 25 %.

Japan Ship Owners Mutual P & I Association

Der Club gab zu, dass er das geplante strategische Ziel nicht erreichen konnte. Daher – und weil keine Verbesserung der Schadenssituation zu erwarten sei – fiel die angekündigte Erhöhung von 12,5 % relativ hoch aus. Für FDD und Charterers’ Entries sind keine Erhöhungen vorgesehen.

Release Call 2009: 5 %.

London Steam-Ship Owner’s Mutual Insurance Association Ltd.

Wie angekündigt, hat der Club sein System von 40 % zu 60 % auf 100 % Prämienzahlungen umgestellt, die in den Monaten März, Juli und Dezember 2010 erhoben werden.

Die allgemeine Erhöhung beträgt 5 % und US$ 1.000 für alle Selbstbehaltsbeträge unter US$ 15.000. Die FDD-Prämie steigt um 20 % an.

Release Call 2009: 15 %

North of England

Der Club berichtet, dass die im letzten Jahr gesunkenen Freien Reserven bereits in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 ausgeglichen werden konnten. Die zurückhaltende Investmentpolitik generierte für das gesamte zurückliegende Jahr einen Erlös von 3 %.

Die allgemeine Erhöhung beträgt 5 %, während der Anstieg für Selbstbehalte bei 10 % liegt (mindestens aber bei US$ 1.000). Experten zufolge meldete der Club im vergangenen Jahr vier Pool-Claims an.

FDD-Policen werden um 10 % ansteigen, der Selbstbehalt auf US$ 10.000 Min. und US$ 100.000 Max. und einer Mitgliedsbeteiligung von 25 %.

Release Call 2009: 20 %.

Shipowner’s Mutual P & I Association (Luxembourg)

Der Club berichtet über einen steten Aufwärtstrend beim Schadensanfall und insbesondere bei den höheren Schäden, die in die Rückversicherungs-Sparte des Clubs fallen. Daher entschied man die allgemeine Erhöhung von 5 % nur für die Mitglieder auf Gegenseitigkeit. Ein Anstieg für die Pool-Beiträge bleibt offen. Kleinere Tonnage, die im Nicht-Pool-Programm des Clubs rückversichert ist, wird von Erhöhungen nicht betroffen. Ebenso werden die Prämien für FDD nicht erhöht.

Release Call 2009: 0

Assuranceforenigen Skuld Gjednsidig

Zum Jahresende berichtete der Club über Erlöse aus dem Investmentsegment von 11,4 % und damit einen Überschuss von US$ 64 Mio., der die Freien Reserven auf komfortable US$ 208 Mio. anhob. Die Pool-Schäden in 2009 überstiegen laut Angabe des Clubs jedoch die von 2008 erheblich. Somit beschloss man eine allgemeine Erhöhung von 5 % und ließ die Fixed Premium Entries unberührt. Selbstbehalte wurden auf US$ 2.500 angehoben.

Release Calls 2009: 25 %.

Standard Steamship Owner’s P & I Association (Bermuda) Ltd.

Laut Auskunft des Clubs konnten die Freien Reserven um etwas unter US$ 50 Mio. auf US$ 225 Mio. erhöht werden. Soviel betrugen sie vor der Finanzkrise im Jahre 2008. Auch dieser Club erzielte entsprechende Investitionsgewinne, während das technische Ergebnis »break even« war. Die allgemeinen Schadensfälle hielten sich innerhalb der vorhergesehenen Grenzen. Dafür erfolgten mehr größere Schäden, von denen einige den Pool betrafen. Die Schadenshäufigkeit sowie die Unsicherheit bei den Investitionen sind kein Grund für zu hohe Erwartungen, was den Club zu einer allgemeinen Erhöhung von 3 % bewegte. FDD Policen steigen um 15 % und der Mindestselbstbehalt erhöht sich von US$ 7.500 auf US$ 10.000 ohne Deckelung des Maximalbetrages.

Release Call 2009: 10 %

Steamship Mutual Underwriting Association (Bermuda) Ltd.

Der Club bestätigt, dass die ausstehenden »Additional Calls« für 2007 und 2008 vollständig in Anrechnung kommen werden. Schadensfälle über US$ 250.000 stiegen an und ein Schaden überstieg den Eigenbehalt von US$ 7 Mio. Der Investitionserlös betrug 6,7 %.

Bei unklarer Erwartung der kommenden Investitionsgewinne und der Auflieger (Neubauten zahlen weniger als ältere Tonnage) hält der Club eine Erhöhung der allgemeinen Policen von 5 % für gerechtfertigt. Für FDD sind keine Steigerungen geplant.

Release Call 2009: 25 %.

Swedish Club (Sveriges Angfartygs Assurance Forening)

Mit einem sinkenden Schadensverlauf und keinen Pool-Claims seit zwei Jahren sieht sich der Club eigentlich gut aufgestellt. Im Hinblick auf das Schadenspotential durch die höheren Umweltanforderungen und damit verbundene Haftpflicht der Reeder – nicht zuletzt in Erwartung des Inkrafttretens der Rotterdamer Rules, warnt der Club vor zu großem Optimismus. Unter diesem Gesichtspunkt hat man eine Erhöhung der allgemeinen Policen um 2,5 % und ein Minimum von US$ 1.500 als Selbstbehalt für Besatzungsschäden beschlossen. Die Erhöhung für FDD beträgt 5 %.

Release Calls 2009: 25 %.

United Kingdom Mutual Steam Ship Assurance Association (Bermuda) Ltd.

Der Club hat den zu erwartenden Additional Call für 2008 von 20 % bestätigt. Es gab jedoch Ende letzten Jahres auch gute Nachrichten für die Club-Mitglieder. Die Schäden im ersten Halbjahr hielten sich auf einem niedrigeren Niveau als im Vergleichsraum der drei vorherigen Jahre. Die Freien Reserven erhöhten sich um US$ 34 Mio. auf $ 270 Mio. (Anleihe-Kapital ausgenommen). Der Club kündigte weitere Einsparungen bei den Administrationskosten an.

Mit einer 5 %igen allgemeinen Erhöhung der Basisprämie trägt der Club den schwierigen Zeiten der letzten Jahre für die Reeder Rechnung. Ebenfalls wird eine geringere Aktivität in der Schifffahrt erwartet. Der Mindest-Selbstbehalt wurde auf US$ 5.000 heraufgesetzt.

Release Call 2009: 25 %.

West of England Ship Owners Mutual Insurance Association

In seinem Halbjahresbericht bestätigte der Club eine Absenkung der Retained Claims im ersten Halbjahr mit Investitionserlösen von über US$ 40 Mio., durch die die Freien Reserven auf US$ 180 Mio. anstiegen. Die allgemeine Erhöhung für P&I und Charterers Policen beträgt 5 %. Dies sei gerechtfertigt, um die erwarteten höheren Schadensfälle in 2010 abzufedern und die erheblichen Anstrengungen der letzten Jahre nicht zu gefährden.

Der Selbstbehalt stieg um 10 % (min. US$ 1.000) und auf min. US$ 25.000 für Collision/FFO und Besatzungs- sowie Passieransprüche. In allen anderen Fällen liegt dieser Betrag bei US$ 5.000. Die Erhöhung für FDD liegt bei 10 %.

Release Call 2009: 30 %.


GF