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Die Charterraten der Containerschiffe fahren langsam aus dem Wellental heraus. Der wieder anziehende Verkehr, Neubaustornierungen sowie Slow Steaming wecken Hoffnung auf eine frühzeitige Markterholung.

Es wird kein leichter Weg aus der Krise heraus, aber damit hatte auch niemand gerechnet. Wenigstens steigen die Tagesraten der[ds_preview] Containerschiffe seit Jahresanfang wieder. Der festere Trend hat sich in den vergangenen Wochen noch verstärkt, begünstigt durch die knappe Verfügbarkeit von Postpanamax- und Panamax-Einheiten. Aber auch in den unteren und mittleren Größensegmenten sprießen erste Knospen einer Erholung, auch wenn die Schiffe ihre Kosten bei dem aktuellen Ertragsniveau noch längst nicht decken können. Laut dem Contex lagen die Tagesraten der drei dort abgebildeten Schiffsklassen mit Ladegeschirr per 25. Februar deutlich höher als vier Wochen zuvor. 1.100-teu-Typen wurden mit 4.238 US$ pro Tag bewertet (+5,6 %), 1.700-teu-Typen mit 4.578 US$ (+9 %) und 2.500-teu-Einheiten mit 5.962 US$ (+12 %). Konnten Befrachter bis vor wenigen Monaten Schiffe fast aller Größen zu Einheitsraten von 4.000–5.000 US$/Tag unter Vertrag nehmen, fächert sich das Ratenspektrum jetzt wieder auf.

Panamaxe erzielen 10.000 US$

Die erstarkte Nachfrage ermöglicht es den großen Schiffen, ihre Betriebsgrößeneffekte wieder stärker auszuspielen und sich damit an die Spitze der Ratenerholung zu stellen. Die Steigerungen der vergangenen Wochen sind zu einem Großteil der chilenischen Linie CSAV zu verdanken, die »mit einem Handstreich« den Markt leer gefegt habe, wie ein Hamburger Befrachtungsmakler konstatiert. Zuvor hatte die zweitgrößte Linienreederei MSC zu Jahresanfang eine Vielzahl größerer Einheiten eingechartert. In den vergangenen Wochen stürzten sich noch weitere Befrachter in das Getümmel um die größten Charterschiffe – neben CMA CGM auch Pacific International Lines, APL und NYK. So kletterten zum Beispiel die Raten für Panamaxe mit einer Behälterkapazität von rund 4.300 teu binnen einiger Wochen stufenweise auf 10.000 US$ pro Tag. Zu diesem Satz sicherte sich NYK den Neubau »Rio Chicago« (4.255 teu) für zwölf Monate ab April. »Der Optimismus springt auch auf die mittleren Größensegmente über, was sich allerdings nicht immer gleich in Ratensteigerungen ausdrückt«, notiert der Hamburger Makler Harper Petersen in seinem jüngsten Marktbericht. Dafür gelinge es den Reedern aber, Forderungen nach Optionsperioden zu niedrigen Raten abzuwehren. »Die Reeder beziehen wieder stärker Stellung und weigern sich, umfassende Optionen zu gewähren«, meint auch der Londoner Makler Braemar Seascope, der in deutschen Branchenkreisen eher als befrachterfreundlich gilt. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Zum Teil gehen Schiffseigentümer auch langfristige Abschlüsse ein zu Raten, die zwar über dem aktuellen Niveau liegen, dafür aber deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. So sicherte sich Maersk 2.500-teu-Typen mit Ladegeschirr zu einem Tagessatz von 9.500 US$ für 60 Monate. Dabei wurden Optionen für Perioden ab 2011 für vergleichbare Schiffe schon zu Sätzen von 10.000–13.500 US$ vereinbart. Die Subpanamax-Segmente zwischen 2.000 und 3.000 teu wurden von der Krise mit am härtesten getroffen. Nachdem die Befrachtungsaktivität hier über Monate weitgehend zum Erliegen kam, wurden in den ersten sechs Wochen dieses Jahres nach Maklerangaben wieder über 40 Einheiten mit und ohne Ladegeschirr neu verchartert oder verlängert.

Aktivität steigt trotz Chinesisch Neujahr

Die Betriebsamkeit am Chartermarkt nahm von Woche zu Woche zu und wurde auch durch die Ferien zu Chinesisch Neujahr nicht eingedämmt. Kurioserweise kletterte die Zahl der gemeldeten Abschlüsse in der ersten Woche des Jahres des Tigers sogar noch einmal. Die Erklärung dafür liefert China wohl selbst, denn nirgendwo anders kam der Umschlag wieder so rasant in Gang wie in den chinesischen Häfen. Nach Analystenschätzungen nahm die Containerabfertigung in den zehn größten Häfen des Landes im Januar um über 20 % auf 9,26 Mio. teu zu. Die Stimmung in Europa hellt sich auch weiter auf. Das Seeverkehrsbarometer der Danske Bank für den europäischen Markt kletterte in der jüngsten Spediteursumfrage auf neue Höchstwerte. Das von Europa aus disponierte Ladungsangebot werde bis Juni weiter zunehmen, prophezeit die Danske Bank. Für Juli und August sei der Ausblick unsicher, da wieder mit verlängerten Werksferien in der verladenden Wirtschaft gerechnet werden müsse.

Am Chartermarkt konzentrierte sich das Interesse Ende Februar schwerpunktmäßig wieder auf die Feedertypen von 1.000–2.000 teu. Die meisten Abschlüsse wurden im Mittelmeerraum und in Asien getätigt, meist zu Raten zwischen 4.200–4.600 US$ pro Tag. Für die kleinsten Feeder unter 700 teu taten sich wieder interessante Möglichkeiten in der Karibik und im US-Golf auf, wo Operateure wie Crowley und Seaboard Marine Schiffe zu Raten von 4.500 bis knapp 5.000 US$ für kürzere Perioden eincharterten oder verlängerten.

Volumenwachstum um 9 %?

Nach der jüngsten Prognose des Londoner Maklers Howe Robinson könnten sich die Charterraten in den kommenden zwei bis drei Jahren in etwa verdreifachen, wenn die jetzige Dynamik anhält. Die Prognose stellte der Research-Director des Unternehmens, Paul Dowell, auf der Marine-Money-Konferenz in Hamburg vor. Der globale Containerverkehr müsste dazu im Durchschnitt der kommenden Jahre wieder um rund 9 % pro Jahr zunehmen, nachdem er im Vorjahr laut Howe Robinson um 7,7 % einbrach. Der Broker geht für dieses Jahr von einer Zunahme um 8,6 % aus, wobei die entscheidenden Impulse vom Asien-Europa-Verkehr (+10 %), den Feeder- und Regionalverkehren (+9 %) und dem Nord-Süd-Verkehr (+8 %) kommen sollen. Das am Transportmarkt verfügbare Stellplatzangebot werde dagegen mit +2,7 % so schwach zulegen wie noch nie, weil inzwischen mehr als ein Drittel aller Neubauaufträge gestreckt oder storniert worden seien. Zudem begrenzten die Carrier durch Slow Steaming sehr effektiv die am Markt verfügbare Kapazität. »Einzeln betrachtet spielen diese Faktoren keine große Rolle, aber zusammen genommen sind sie sehr bedeutend«, erklärte Dowell. Dadurch dürfte die Auslastung der Weltcontainerschiffsflotte ab jetzt wieder schrittweise zunehmen. »Wir steuern jetzt wieder auf ein normales Marktumfeld zu«, so der Experte. Durch die Inflation bei Heuern, Wartungs- und Betriebsstoffkosten der vergangenen Jahre müssten die Reeder jedoch mehr Boden gutmachen als in früheren Krisen, um auf einen grünen Zweig zu kommen. »Real ist der Markt heute wahrscheinlich nur auf dem halben Niveau von 2002«, betonte Dowell. Durch die Wirtschaftsschwäche infolge der Terroranschläge vom 11. September sei der Marktindex von Howe Robinson bis auf 450 Punkte zurückgegangen. Vergangenes Jahr sank er sogar auf 350 Punkte. mph