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Maritime Zukunftstechnologie und deutliche Nöte der Flotte thematisiert

Die Veranstaltung erinnerte an das bekannte Zitat von Julius Cäsar: »Veni, vidi, vici« (lat. »ich kam, ich sah, ich siegte[ds_preview]«). Der neue Leiter des Marineworkshops der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT), Dr. Uwe Vogel, hatte zum 11. Workshop nach Eckernförde geladen und alle, die Rang und Namen in der Marinetechnik haben, waren gekommen. Es wurden nicht nur hochinteressante Vorträge gehalten, die Teilnehmer konnten auch Firmenexponate und Systemvorführungen im nahe gelegenen Hafen des Marinestützpunktes Eckernförde in Augenschein nehmen. Abschließend war die einhellige Meinung über die Veranstaltung und das gemeinsame Resümee der Teilnehmer: ein voller Erfolg.

Dr. Vogel, ehemaliger Direktor der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen (WTD71), heute Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung, führte in die Veranstaltung ein und dankte dabei auch seiner Vorgängerin, Frau Dr. Milbredt-Bäther für ihre langjährige Tätigkeit als Leiterin des Marineworkshops. Anschließend begrüßte der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker, in seiner Eigenschaft als Schirmherr der Veranstaltung die Tagungsteilnehmer. Admiral Stricker nutzte bereits sein Grußwort für ein Plädoyer zugunsten einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen öffentlichem Auftraggeber (ÖAG) und der Industrie. Am Beispiel des Vorhabens zum Einbau zusätzlicher Kojen auf Fregatten zeigte Stricker auf, dass solche vergleichsweise kleinen Projekte nicht in grundsätzliche Debatten beim ÖAG über Zuständigkeiten ausarten dürfen, sondern gemeinsam praktikable Lösungen angestrebt werden müssen, die für die Flotte zeitgerecht umgesetzt werden können.

Der Themenbogen der zweitägigen Tagung spannte sich von Asymmetric Warfare, Piraterie, neuen Schiffsentwürfen, Erfahrungen mit neuen Booten und Einsätzen von Drohnen über die Entwicklung unbemannter Minensuchsysteme und Raketenantriebe bis hin zu der Darstellung der ersten Erfahrungen mit dem neuen Seeziel-Flugkörper RBS 15 Mk3. Auch wurde der Frage, welche Wege im Unterwasserseekrieg und bei der Minenabwehr Erfolg versprechend begangen werden können, nicht ausgewichen. Von ganz besonderem Interesse für die meisten Tagungsteilnehmer war aber eine Art Bestandsaufnahme über die operativen Rahmenbedingungen der derzeitigen Einsätze und die daraus resultierenden Auswirkungen auf den personellen und technischen Klarstand der Einheiten der Flotte. Wegen ihrer grundsätz-

lichen Bedeutung sollen im Folgenden ausgewählte Aussagen dieses Vortrages – ergänzt um zusätzliche Informationen aus weiteren Quellen – hier ausführlicher dargestellt werden.

Bestandsaufnahme der Flotte – düstere Zeichen nicht nur am Horizont

Die Frage zu den Rahmenbedingungen der operativen Planung erfordert zunächst eine Betrachtung des Zusammenhangs zwischen den Abläufen der heutigen Einsätze, des beteiligten Personals und dem zur Verfügung stehenden Material. Das Spannungsfeld, in dem sich die Flotte zur Auftragserfüllung heute bewegen muss, kann mit einigen Stichworten skizziert werden:

• Materielle Verfügbarkeit der Einheiten für Einsatz und/oder Ausbildung,

• Operationsdauer und -intensität (Raum-Zeit-Faktoren),

• Art der Einsätze (militärisch, polizeinah),

• Klimatische Bedingungen,

• Personelle und materielle Durchhaltefähigkeit,

• Planbarkeit von Einsatz und Ersatz.

Jeder Bereich birgt dabei eine Vielzahl an Variablen, die wechselseitig Einfluss nehmen. Die Einsätze im Rahmen Enduring Freedom, Atalanta und UNIFIL sowie die einsatznahen Vorhaben, z. B. die Beteiligung an den Standing NATO Forces oder die Einbindung der Hessen in eine US-Flugzeugträgergruppe (s. a. Bericht auf S. 46) sind die besonders öffentlichkeitswirksamen »Highlights«, die erhebliche Kräfte der Flotte binden. Sie sind aber gleichzeitig auch die Messlatte, an der die Marine von der politischen Leitung, von der militärischen Führung und vor allem von der interessierten Öffentlichkeit gemessen wird. Diese Messlatte zu erreichen wird allerdings von Jahr zu Jahr schwieriger, was folgende Zahlen verdeutlichen: Im Jahr 2005 konnte die Deutsche Marine mit rund 84 Einheiten gut 800 Vorhaben im Jahres-Übungs- und Einsatz-Plan (JÜEP) der Flotte planerisch abdecken. Im Jahr 2009 mussten dagegen mit insgesamt 79 Einheiten bereits rund 1.000 Vorhaben bestritten werden. Das bedeutet in der Tendenz, dass immer mehr Anforderungen durch immer weniger oder konstant wenige – einsatzfähige! – Einheiten bewältigt werden müssen. Um diese Einsätze und einsatznahen Vorhaben realisieren zu können, muss als Vorbedingung zur Auftragserfüllung eine solide Ausbildung geplant und im Kern vor dem Einsatz abgeschlossen sein.

Einsätze haben Priorität

Die Frage, welche Möglichkeiten des Handelns die Führung der Marine hat, um die beauftragte Anzahl der Vorhaben zu verringern, stellt sich an dieser Stelle nicht; die Auftragsvergabe durch die Politik in Form von kurzfristigen und / oder neuen Einsatzentscheidungen hat Vorrang. Dazu kommen aber noch Wünsche aus dem parlamentarischen Raum, Ersuchen von Botschaften, Bitten von Patenstädten und auch die berechtigten Erfordernisse zur Entwicklung und Erprobung neuer Systeme und die Fahrten im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und der Nachwuchswerbung, um nur einige zu nennen. Sie alle binden die zur Verfügung stehenden Mittel. Nach Meinung einiger Mitarbeiter gleicht daher die Planung in ihrer Interdependenz mehr und mehr einem »Domino Day«: Wenn z.B. ein Ausbildungsabschnitt nicht erfolgreich und / oder nicht zeitgerecht absolviert werden kann, kommen viele andere Vorhaben zwangsläufig ins Rutschen, weil die eigentlich erforderlichen Redundanzen grundsätzlich nicht mehr bestehen. Die derzeit beobachtete Tendenz ungeplant verlängerter Werftliegezeiten führt nicht nur zum Anpassen der Vorhaben, sondern häufig auch zu erheblichem Mehraufwand zum nachträglichen Erreichen der geforderten Einsatzfähigkeit. Trotz intensiver Anstrengungen musste die Flotte eine etwas verringerte Einsatzfähigkeit ihrer Einheiten für das Jahr 2009 feststellen. Positiv war daran, dass es gelang, die Anzahl der übermäßig belasteten Einheiten gegenüber 2008 deutlich zu senken.

Dabei ist unstrittig, dass weder die individuelle Belastung z. B. durch den Wechsel einzelner Spezialisten in den Mangelverwendungsreihen von einer Einheit auf die nächste (Springertum), noch die Abwesenheiten der Besatzung oder einzelner Besatzungsangehörige durch Lehrgänge oder heimatferne Werftaufenthalte statistisch korrekt zu erfassen sind. Gleiches gilt für die familiären Belastungen, ausgelöst durch kurzfristige Umplanungen oder Einzelabstellungen für Einsätze, noch gar die gesteigerte Belastung derjenigen, die die Aufgaben der abgestellten Besatzungsangehöriger zusätzlich wahrnehmen müssen. Eine Gesamtbewertung erlaubt den Schluss, dass unverändert – wie in den Vorjahren – die Belastung eines großen Teils des Personals in der fahrenden Flotte zu hoch ist (Tabelle 1).

Planerische Basis für die Operationen und damit auch für die personellen Belastungen ist der materielle Zustand der Einheiten. Dazu eine kurze Erläuterung: Die Betriebs-Erhaltungs-Perioden-Norm (BEPN) ist eine rechnerische Größe zum technisch wirtschaftlichen Betrieb mit dem Ziel, für eine maximale Anzahl von Tagen ein einsatzfähiges Waffensystem in See zu bringen. Nebenfunktion ist, ein kostengünstiges Optimum für die Materialerhaltung über die gesamte Lebensdauer des Waffensystems zu erreichen. Daraus ergibt sich die Aufteilung in Teilbetriebsperioden mit planmäßigen Instandsetzungen und Sicherheitsinspektionen. Ergebnis ist eine Betriebsstundenvorgabe für die einzelnen Systeme, um diese Periodik zu gewährleisten. Anders formuliert: Nur wenn die Betriebsstundenvorgaben eingehalten werden, können die planmäßigen Instandhaltungsvorhaben mit der BEPN synchronisiert durchgeführt werden.

Die Realität zeigt dagegen ein anderes Bild für den materiellen Zustand der Flotte. Als Messgröße ist in Tabelle 2 die Einhaltung bzw. die Nichteinhaltung der Betriebsstundenvorgaben pro Typklasse dargestellt.

Die prozentuale Kapazitätsauslastung ist die Belastung der »Hülle Schiff / Boot«. Auch hier ist ein negativer Trend erkennbar. Für alle Schiffs- und Bootsklassen gilt, dass die Fahrtstunden pro Tag im Jahresdurchschnitt angestiegen sind, z. B. für Fregatten auf 20 h/Tag, für Minenjagdfahrzeuge auf 16 bis 17 h/Tag und für S-Boote auf 15 bis 17 h/Tag. Über einen längeren Zeitraum betrachtet wird hier deutlich, welchen großen Einfluss die Summe der Einsätze naturgemäß auf den materiellen Zustand der Flotte hat.

Verfügbarkeit von schwimmenden Einheiten begrenzt

Kann der BEPN-Zyklus nicht gehalten werden, kommt es zu technisch notwendigen, wirtschaftlich gebotenen, aber operativ schmerzhaften Verwerfungen. Eine außerplanmäßige Instandsetzung, z. B. wegen einer Grundüberholung an einem Antriebsdiesel drei Wochen nach Abschluss eines mühsam erreichten Ausbildungsstandes, lässt die gerade eingefahrene Besatzung untätig die Werftliegezeit erdulden, statt andere Einheiten im Einsatz entlasten zu können. Eine weitere Unwägbarkeit stellen inzwischen auch die planmäßigen Werftliegezeiten dar. Verlängerungen von Werftliegezeiten sind inzwischen leider ein nicht kalkulierbares dafür aber fast sicher eintretendes Ärgernis. Die daraus resultierenden Verwerfungen des anschließenden Einsatzausbildungsplans (EAP) ergeben, dass die verzögerte / nicht erreichte Einsatzfähigkeit eine Lücke in der operativen Verfügbarkeit der Flotte zur Folge hat. Ein Ausweichen auf das Marinearsenal ist kaum möglich, da dessen Kapazitäten in der Vergangenheit quantitativ durch den Stellenabbau im Rahmen des Personal-Struktur-Modells 2010 verringert wurden und qualitativ ein Erfahrungsverlust wegen der Überalterung des verbleibenden Personals zu verzeichnen ist. Verschärft wird die Situation, weil keine oder überwiegend erst verspätete Neueinstellungen von Personal und häufig die Überforderung von Spezialisten tägliche Realität sind.

Nicht zuletzt wurden auch bei den Werften Kapazitäten verringert. Der Wettbewerbsdruck scheint dazu zu führen, dass einerseits Know-how und Zuverlässigkeit mit den Anforderungen nicht Schritt halten können und andererseits »Hauswerften«, mit spezifischen Kenntnissen und Erfahrungen bei bestimmten Waffensystemen, mit den Regularien von Ausschreibungsverfahren in Europa nicht vereinbar sind.

Fast unabhängig von der vorstehenden Situation müssen darüber hinaus wegen Haushaltszwängen z. T. sehr kurzfristige Umschichtungen zwischen Betrieb, Materialerhaltung und Investitionen für Rüstungsprojekte vorgenommen werden. Nicht selten führt diese Vorgehensweise zum Verlagern der planmäßigen Maßnahmen in den Bereich der sog. Sofortinstandsetzung mit dadurch bedingten zusätzlichen außerplanmäßigen Liegezeiten. Damit entstehen unkalkulierbare Ausfallzeiten, die weitere Lücken in der operativen Verfügbarkeit von Einheiten zur Folge haben. Unglücklicherweise brauchen selbst neue Waffensysteme ungeahnt lange Werftliegezeiten; denn auch bei der Industrie wie im Marinearsenal, aber auch an Bord müssen die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen für die Instandhaltung erst noch gewonnen werden.

»Gesteuerter Ausbau« als Notnagel

Noch ein kurzes Wort zur Logistik. Dass die logistische Kette häufig überdehnt ist, hat verschiedene Ursachen, allen gemeinsam ist aber das Ergebnis: Die Lücke in der operativen Verfügbarkeit von Einheiten wird dadurch erweitert. Monokausale Begründungen hierfür zu nennen greift sicherlich zu kurz. Stichworte mögen hier genügen: die nicht vollständige Herstellung der Versorgungsreife, eine überzogene Verringerung der Lagerbestände selbst bei den Anlagen, welche für die Marine als sog. Commercial Of The Shelf (COTS) Produkte erworben wurden, weil im Rahmen der Erstbeschaffung dafür zu geringe Haushaltsmittel eingeplant wurden. Das führt zu technischen wie operativen Ausfallzeiten oder zum sog. gesteuerten Ausbau. Im Grunde genommen eine verharmlosende Umschreibung des Auseinandernehmens von funktionierenden Systemen zur Gewinnung von Ersatzteilen. Der sog. gesteuerte Ausbau führt in mehrfacher Hinsicht zu unbefriedigenden Ergebnissen:

• Die Anlagen- und Hochwertersatzteile, für deren Lagerbestände keine Haushaltsmittel bereitgestellt werden konnten, kommen die Marine besonders teuer zu stehen. Sie werden durch den gehäuften Ausbau – Transport – Einbau – Ausbau – Rücktransport – Wiedereinbau vorzeitig verschlissen. Darüber hinaus ist damit faktisch eine Verdoppelung der Betriebsstunden der Geräte verbunden.

• Die Einheiten, die als Lieferant der Ersatzteile ihre Funktionsketten auseinanderreißen müssen, können deshalb ihre Ausbildung nur mit Einschränkungen durchführen. Die Ausbildung für die Bediener wie für das Instandsetzungspersonal ist dann z. T. kaum mehr zeitgerecht möglich.

• Nicht kalkulierbar ist das Risiko, wenn wichtige Anlagenteile im Einsatz nicht unverzüglich instand gesetzt werden können, wie z. B. das Marine-Leicht-Geschütz oder die Multi-Sensor-Plattform zum Erfassen von kleinen Zielen, die in den gegenwärtigen Szenarien ganz besonders wichtige Mittel der Selbstverteidigung für die Einheiten darstellen.

• Verstärkte Abhängigkeit in vielfacher Hinsicht von der Industrie ist eine der Folgen. Zum Teil mit misslichen Ergebnissen, da selbst das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) und die politische Leitung des BMVg wenig erfolgreich auf eine raschere Herstellung und Lieferung dringend benötigter Teile einwirken können, denn die Industrie hat unter Wirtschaftlichkeitskriterien ihre Fertigung optimiert, was kurzfristige Produktionsänderungen faktisch ausschließt.

Verfügbarkeit der Marineflieger – Spürbare Einschränkungen

Die Marineflieger sind integraler und unverzichtbarer Bestandteil der Flotte. Dies trifft besonders auch für die derzeitigen Einsätze zu. In den laufenden Operationen (Atalanta und Enduring Freedom) stellen die Aufklärungsflugzeuge vom Typ P-3C Orion und die Sea Lynx Bordhubschrauber der Fregatten täglich den operati-ven Wert luftgestützter Aufklärungs- und Wirkmittel eindrucksvoll unter Beweis. Umso bedauerlicher ist die Tatsache, dass ein großer Teil der deutschen Einheiten im Einsatz oder in der Einsatzvorbereitung ohne die mitunter entscheidende Unterstützung der Marineflieger auskommen muss. Ein Großteil der vereitelten Piratenangriffe am Horn von Afrika war und ist nur durch den reaktionsschnellen Einsatz eingeschiffter Bordhubschrauber möglich und die Forderung der Verantwortlichen vor Ort nach zusätzlicher Luftaufklärung in dem weitläufigen Seegebiet vor der Küste Somalias wird fortlaufend erneuert. Dass von den 22 Sea Lynx Bordhubschraubern zeitgleich nur vier Hubschrauber für die im Einsatz befindlichen Fregatten verfügbar sind, ist dabei genauso unbefriedigend, wie der Umstand, dass die Einsatzgruppenversorger der Marine in den letzten Jahren fast komplett auf ihren Bordhubschrauber Sea King MK 41 verzichten mussten. Die Marine kann zurzeit mit ihren 21 Sea King gerade noch den nationalen SAR-Dienst für die Nord- und Ostsee aufrechterhalten.

Bei der Ursachenforschung bleibt in vielen Fällen nur die Erkenntnis, dass das hergebrachte technische logistische System für die fliegenden Waffensysteme den heutigen Anforderungen in vielen Bereichen nicht mehr genügt und die Bundeswehr – gemessen an der Unterstützungsleistung – zumindest für einen Teil der industriellen Vertragspartner als Kunde nicht attraktiv genug zu sein scheint. Nicht anders ist zu erklären, dass im Bereich Sea King seit über zwei Jahren erhebliche Verzögerungen bei der Rücklieferung von umgerüsteten Hubschraubern aus der Industrie zu verzeichnen sind und für das System Sea Lynx MK 88A inzwischen über 50 % der Triebwerke aufgrund fehlender Industrieinstandsetzung dem Verband nicht zur Verfügung stehen.

Auch mit den acht P-3C Orion ist zurzeit nur eine singuläre und zeitlich begrenzte Einsatzverlegung möglich. Zusätzlich führt der nur einfach vorhandene Werkzeug- und Prüfgerätesatz während der Einsatzphasen zu deutlichen Einschränkungen beim Ausbildungsflugbetrieb in Deutschland. Zumindest für die Zukunft der P-3C scheint – anders als bei den Hubschraubern der Marine – hier etwas Licht am Horizont erkennbar zu sein. Die Auswirkungen für die Flotte sind erheblich und gehen deutlich über die aktuellen operativen Einschränkungen hinaus. Analog zur Situation bei den Booten und Schiffen zieht die Konzentration auf die Einsatzverpflichtungen spürbare Einschränkungen an anderer Stelle nach sich. Die der Truppe fehlenden Luftfahrzeuge und die unzureichenden Flugstunden verhindern, die personelle Regeneration mit dem gewünschten Nachdruck voranzutreiben.

Ausblick »ernst – aber nicht hoffnungslos«

Für eine Flotte im Einsatz ist es besonders wichtig, dass der Nutzer (Marine) und der Bedarfsdecker (Hauptabteilung Rüstung mit BWB) künftig gemeinsam und abgestimmt die richtigen Weichenstellungen für den weiteren Betrieb der Schiffe, Boote und Luftfahrzeuge der Marine vornehmen und dass die Industrie ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommt. Um den operativen Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, kann die Flotte auf im Einsatz verfügbare und einsatzfähige Kräfte nicht verzichten.

Bei unveränderten Rahmenbedingungen scheinen für die Marine im Wesentlichen folgende zwei Optionen vordringlich zu sein: Neue Schiffbauvorhaben zur Entlastung und Sicherung des Bestandes müssen initiiert und über das Nachfolgemuster des Marinehubschraubers muss möglichst bald entschieden werden. Ansonsten drohen längerfristig zwei unerwünschte Alternativen: Der Bestand der Flotte wird längerfristig gefährdet, und / oder die Materialerhaltungskosten werden den Großteil der für die Marine zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel aufzehren. Was die Planung für die benötigten Neubauten angeht, scheinen hier die letzten Entscheidungen im Rahmen der Erarbeitung des langfristigen Bundeswehrplanes eine entgegenlaufende Tendenz zu haben, indem die Korvette K 131 aus dieser Planung herausgenommen wurde und auch das Joint Support Ship (JSS) der Finanzierungsenge zum Opfer fiel. Dass dieses Signal für die Kernkompetenz der deutschen Marineschiffbauindustrie und seiner Zulieferer und damit für deren Exportmöglichkeiten auf dem Weltmarkt nicht förderlich ist, versteht sich von selbst. Dass es für die Marine erhebliche Probleme mitsichbringen wird, kann nicht ausgeschlossen werden. Wir werden weiter dazu berichten.


J. E. Kratzmann