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Warum Opportunity-Fonds kaum Opportunities haben.

Die Schifffahrtskrise hat eine ganze Anzahl von Schiffsfonds in finanzielle Schieflage gebracht, und frisches Kapital ist für die betroffenen Schiffsgesellschaften genauso notwendig geworden, wie der Treibstoff zum Betrieb eines Schiffes. Der Not gehorchend haben die Treuhandgesellschaften der Schiffsgesellschaften in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern Sanierungskonzepte entwickelt, die sich in der Anfangsphase auch gut umsetzen ließen. Aber mit steigender Anzahl der betroffenen Schiffsgesellschaften wurde es schwieriger, die Anleger zum Nachschuss von Sanierungskapital zu animieren, insbesondere, wenn sich füreinzelne Gesellschafter, die mehrere Beteiligungen im Schifffahrtsbereich ihr Eigen nennen, die Zahl der zu sanierenden Schiffe erhöhte.

Trotz aller gut konzipierten Sanierungsmodelle kommt es vor, dass die Gesellschafter einer Schiffsgesellschaft die zur Sanierung notwendigen Mittel nicht aufbringen[ds_preview] wollen oder können. Selbst für diesen Fall gibt es zwischenzeitlich Lösungen, denn, wie so oft in den vergangenen Jahren, die Fondsbranche hat sich auch dieser Situation angepasst und die kreativen Muskeln spielen lassen. Verschiedene Modelle wurden erdacht und umgesetzt, um den Einschiffsgesellschaften zu helfen. Auf Grund der attraktiven Ausgestaltung dieser Fonds erfreuen sich die bereits im Markt befindlichen Angebote – die sich Bridge-Fonds, Vorzugsfonds oder Shipportfolio nennen, und deren Ziel es ist, fehlendes Kapital in Sanierungsmodelle zu investieren, um deren wirtschaftliches Überleben zu ermöglichen – einer regen Nachfrage bei den Anlegern und das ist gut so.

Wenn am Ende alle Stricke reißen und keine der Hilfsmaßnahmen fruchtet, bleibt der Geschäftsführung einer in Not geratenen Schiffsgesellschaft nur die Anmeldung der Insolvenz oder, wenn es sich zeitlich noch einrichten lässt, der Notverkauf des Schiffes, um die Insolvenz abzuwenden. Natürlich gibt es auch für diesen Fall eine Lösung und die nennt sich Opportunity-Fonds. Sinn und Zweck dieser Fondskonstruktionen, für die sich auch der Begriff Schnäppchen-Fonds eingebürgert hat, ist die Ausnutzung der wirtschaftlichen Notsituation anderer Schiffsgesellschaften, um günstig an ein Schiff zu gelangen, getreulich dem alten Motto: Im Einkauf liegt der Gewinn!

Bei den Opportunity-Fonds muss man unterscheiden: Es gibt sie von Emissionshäusern, die die volle Bandbreite des Marktes auszuschöpfen versuchen, aber es gibt auch Mogelpackungen, die die »Opportunity« ergreifen und sich an notleidenden Schiffsfonds aus dem eigenen Hause beteiligen und nur unter dem Schlagwort Opportunity segeln. Auf die möchte ich hier nicht eingehen.

Grundsätzlich kann ein Opportunity-Fonds, der sich auf den Kauf extrem günstiger Schiffe kapriziert, nur als Blindpool ins Leben gerufen werden, weil zunächst das Geld der Anleger vorhanden sein muss, um überhaupt aktionsfähig zu sein. Ist das Geld eingesammelt, beginnt die Suche nach den Schnäppchen. Wenn aus den oben genannten Gründen tatsächlich ein Schiff in den Markt gegeben wird, damit es verwertet werden kann, beginnt für den Opportunity-Fonds ein administratives Ritual. Wenn nämlich eine Investition in ein Schiff gemacht werden soll, müssen verschiedene Gremien darüber befinden, ob die Investition lohnend ist und im Sinne des Fonds eingesetzt werden kann. Als letztes Auswahlgremium muss der Investitionsbeirat des Fonds eine Investitionsentscheidung treffen und der Geschäftsführung eine entsprechende Empfehlung zum Kauf / Nichtkauf geben.

Die notwendige Entscheidungskette dauert üblicherweise eine gewisse Zeitspanne und genau darin liegt das Problem der Opportunity-Fonds. In der gegenwärtigen Marktsituation ist die Nachfrage nach Schiffen wieder im Steigen begriffen und längere Entscheidungswege sorgen dafür, dass die erhofften Schnäppchen weg sind, bevor der Fonds zur Entscheidung kommt.

Schon immer waren griechische Reeder risikobereite antizyklische Investoren. Eigentlich investieren sie klassisch in Bulker und Tanker, aber von den günstigen Preisen der Containerschiffe angelockt profilieren sie sich gerade als Hecht im Karpfenteich. Eines haben griechische Reeder schon immer perfekt verstanden: kurzfristiges Asset Play. Und sie haben erkannt, dass Containerschiffe noch nie so günstig waren und spekulieren auf steigende Preise. Die fatale Folge für die Opportunity-Fonds ist ein Besitzübergang der »Schnäppchenschiffe« an die Griechen, weil die das Geld einfach auf den Tisch legen, bevor der Schnäppchenfonds überhaupt zu einer Entscheidung gekommen ist.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Beschäftigungssituation eines »Schnäppchenschiffes«. Handelt es sich um ein beschäftigungslos aufliegendes Schiff, so muss sichergestellt sein, dass die Aufliegephase finanziell überbrückt werden kann, und ob diesem Problem bei den Opportunity-Fonds ausreichend Rechnung getragen wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Den antizyklisch agierenden Griechen ist dies egal, weil sie das Geld haben, dies zu bezahlen. Schade eigentlich, dass sie nicht auch etwas Geld in ihren Staat investieren! Nein, das überlassen sie lieber uns, damit ihnen genügend Geld für Schnäppchenkäufe bleibt. Ärgerlich ist für uns der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden. Griechenland überlebt zwar mit unserem Geld, aber es ist kein Geld mehr da, etwas für unsere Schifffahrt zu tun. Das ist fatal!

Die Opportunity-Fonds werden kaum Opportunitäten haben, »Schnäppchenschiffe« zu erwerben und genau das hat mich zu der Überschrift animiert, in Anlehnung an einen Song, den Marlene Dietrich vor vielen Jahren einmal gesungen hat. Bereits im zweiten Halbjahr 2009 habe ich bezüglich der Opportunity-Fonds öffentlich geäußert, dass die nie in dem Umfang zum Tragen kommen werden, wie das allseits propagiert wird, und mein Fazit dazu war die Fragestellung, wann die ersten „Schnäppchenfonds“ rückabgewickelt werden, weil die überhaupt nichts zum Investieren finden. Ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird.

Einen Hinweis möchte ich an dieser Stelle gerne geben, weil er vielleicht entscheidend sein kann für den Fortbestand von Schiffsgesellschaften, die in eine finanzielle Schieflage geraten sind. Der Finanzinvestor Clemens Vedder und ich haben gemeinsam eine Sanierungsstrategie entwickelt, die den Schutz der Altanleger in den Vordergrund rückt und den Fortbestand der Schiffsgesellschaft sichert. Dieses Konzept wurde mit Reedern, Wirtschaftsprüfern und Emissionshäusern erörtert. Alle Gesprächspartner haben dies als die beste Idee bewertet, die sie zu dem Thema gehört haben. Da dieses Konzept natürlich auch eine Akzeptanz bei den schiffsfinanzierenden Banken erforderlich macht, werden momentan Gespräche mit genau diesen Banken geführt. Die Banken können sich diesem Konzept eigentlich nicht verschließen, weil es eine risikofreie Möglichkeit bietet, der Schifffahrt zu helfen. Da diese Gespräche noch zu führen sind, kann ich erst später über den Fortgang der Gespräche berichten können. Aber Sie können mich gern kontaktieren, denn es geht um die Sache und den Anleger.