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Herrliches Sonnenwetter begleitete den 33. Deutschen Seeschifffahrtstag (DST), der vom 2. bis 6. Juni 2010 in Cuxhaven stattfand. Sonniges Wetter gehört seit 1983 traditionell zu der alle drei Jahre in unterschiedlichen Hafenstädten stattfindenden Veranstaltung des Deutschen Nautischen Vereins (DNV).

Auf der gut besuchten Pressekonferenz am 4. Juni in der Cuxhavener Kurparkhalle sprach DNV-Vorsitzender Prof. Dr. Dr. Peter Ehlers[ds_preview] auch von zwei Glücksfällen, die den diesjährigen DST geprägt hätten: Zum einen, dass der vielleicht künftige Bundespräsident anwesend sein konnte, und zum anderen, dass das Wetter das gehalten hat, was Cuxhavens Oberbürgermeister Arno Stabbert versprochen hatte, viel Sonne. Die diesjährige Veranstaltung habe deutlich gemacht, dass die Seeschifffahrt wieder Fahrt aufnehme. »Notwendig ist aber, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft gesichert ist«, sagte Prof. Ehlers. »Wir wollen insbesondere auch mit unserer Fachtagung dazu beitragen, die maritime Wirtschaft fit zu machen für die Zukunft.«

In der Fachtagung wurden in drei hochkarätig besetzten Arbeitskreisen aktuelle Themen behandelt und konkrete Empfehlungen erarbeitet. Diese Vorschläge werden an das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und andere zuständige Ressorts geleitet und auf einer Tagung im September in Bonn intensiv weiter beraten.

Umwelt und Klima

Unter der Leitung von Dr.-Ing. Hermann J. Klein, Vorstandsvorsitzender des Germanischen Lloyd, wurde bekräftigt, dass der Umweltschutz in der Schifffahrt ganz oben auf der Agenda steht. In den erarbeiteten Empfehlungen heißt es, dass zur Verringerung des CO2-Ausstoßes auch die fahrende Flotte in die vielfältigen Maßnahmen einbezogen werden muss. Es bedürfe einer ganzheitlichen Betrachtung von Entwurf, Bau, Ausrüstung und Betrieb des Schiffes, um signifikante Verbesserungen sowohl bei der Energieeffizienz als auch bei der Reduzierung von Schadstoffemissionen zu erreichen. Hier müsse die Politik die Ziele für Emissionsminderungen vorgeben, während die Auswahl geeigneter Maßnahmen und die technische Umsetzung der Industrie vorbehalten bleiben sollte. Ausdrücklich warnte Dr. Klein davor, bei der Festlegung der Emissionsgrenzwerte den außerordentlich umwelt- und klimafreundlichen Verkehrsträger Schifffahrt zu benachteiligen und so eine Verlagerung vom Sea-to-road herbeizuführen.

Der Arbeitskreis sieht die Bündelung des maritimen und technischen Fachwissens von Hochschulen, Forschungseinrichtun­gen und der Wirtschaft als dringend erforderlich an, um die Ziele im Umweltschutz und eine bessere Energieeffizienz zu erreichen.

Ausbildung und Soziales

Der Arbeitskreis diskutierte unter Leitung von Prof. Kapt. Christoph Wand, Präsident des Verbandes der Kapitäne und Schiffsoffiziere, den aktuellen Ausbildungsstand, die zu erwartenden Veränderungen des STCW-Übereinkommens, die soziale Situation der Seeleute an Bord sowie die fehlenden Konzepte für die professionelle Nachsorge nach traumatischen Ereignissen.

»Um junge Menschen für den Einstieg in die Seeschifffahrt gewinnen und qualifizierte Kapitäne und Schiffsoffiziere über eine längere Zeit in ihrem Berufsfeld halten zu können, sind attraktive Aus- und Weiter­bildungsmöglichkeiten ebenso notwendig wie die Gestaltung der Arbeits- und Lebens­bedingungen an Bord«, dies war eine der Kernaussagen. Ferner wurde darauf verwiesen, dass dem Thema Stressbewältigung vor allem nach traumatischen Erlebnissen (z. B. Piraterie) sehr viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Angemerkt wird, dass das deutsche Ausbildungssystem über das Niveau des STCW-Übereinkommens (Internationales Übereinkommen über die Ausbildung von Seeleuten) hinausgeht, aber auch weiterhin bieten muss, um im internationalen Vergleich bestehen zu können. Begrüßt wurde die Aufnahme von Personal-Führungskompetenzen in das STCW-Übereinkommen; das verlangt jedoch eine größere Berücksichtigung bei der Weiterbildung im sozialen Bereich, die Fortführung der verstärkten Aktivitäten in der Ausbildung sowie eine pädagogische Befähigung der Ausbilder bei der betrieblichen Ausbildung. Vor dem Hintergrund demografischer Entwicklung müssen die Anstrengungen zur Nachwuchsgewinnung verstärkt werden.

Da durch die Umsetzung des Internationalen Übereinkommens zur terroristischen Gefahrenabwehr (ISPS-Code) häufig unzumutbare Härten für die Seeleute entstehen, müssen sowohl Landgang der Seeleute als auch Zugang der Angehörigen erleichtert werden.

Offshore-Windkraft und Logistik

Der Arbeitskreis unter Leitung von Frau Monika Breuch-Moritz, Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, begrüßte die im Aufbruch befindliche Entwicklung der Offshore-Windkraft für eine sichere und umweltverträgliche Energieversorgung.

Da die Nutzung der Windkraft ein erhebliches Industriepotential für die Küstenregion und darüber hinaus entfalten werde, müssen abgestimmte Förderprogramme Planungs- und Realisierungssicherheit gewährleisten unter Beachtung der Belange des Umweltschutzes, der Schifffahrt und anderer Nutzer. Um Planungssicherheit für Investitionsentscheidungen zu erhalten, ist eine frühzeitige und intensive Kommunikation innerhalb der maritimen Wirtschaft und mit den Behörden notwendig.

Die Infrastruktur muss durch geeignete Hafenkapazitäten und durch zu entwickelnde und einzurichtende Stromnetze erreicht werden, Regelungen zum Bau und Betrieb von Errichterschiffen für die Offshore-Anlagen sind zu überprüfen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Für erforderlich gehalten wird ein »Offshore-Masterplan« auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Die Ausbildungsstätten sollten für das erforderlich werdende qualifizierte Personal sorgen.

In der Plenarsitzung zu Beginn der Fachtagung wurden zwei Absolventen des Studienganges Schiffsbetriebstechnik der Hochschule Bremerhaven mit dem DNV-Ehrenpreis ausgezeichnet. Prof. Dr. Ehlers erklärte dazu, dass die beiden zu ehrenden jungen Menschen für ihre herausragenden Diplomarbeiten zum Thema Umwelt- und Klimaschutz ein besonderes Präsent erhalten sollen. So wurden Sandra Schüssler und Kai Ove Meyer je mit einem Füllfederhalter der Marke Mont Blanc-Meisterstück und Gravur ausgezeichnet. Beide Geehrten sind bereits im praktischen Einsatz.


GL