Print Friendly, PDF & Email

Der 33. Deutsche Seeschifffahrtstag (DST), der vom 2. bis 6. Juni 2010 in Cuxhaven stattfand, stellte mit seinem Motto »Volle[ds_preview] Kraft Voraus« den beginnenden Aufschwung in der Schifffahrt in den Vordergrund. Bei durchweg strahlendem Sommerwetter begann der DST mit einer feierlichen Flaggenparade durch Soldaten der Bundesmarine und einem Empfang im Cuxhavener Rathaus am Mittwoch, dem 2. Juni 2010. Oberbürgermeister Arno Stabbert begrüßte nach 1986 erneut eine große Zahl von Gästen in seiner Stadt zu diesem maritimen Großereignis: »Cuxhaven hat sich als maritimer Standort mit nationalen und internationalen Handelsbeziehungen gewandelt und unterstützt den Ausbau des Hafens mit seinem wirtschaftlichen Schwerpunkt auf moderne Offshore-Windenergie-Industrie.«

Bei der öffentlichen Festveranstaltung am Donnerstag, dem 3. Juni 2010 konnte der Vorsitzende des Deutschen Nautischen Vereins, Professor Dr. Peter Ehlers, als Ehrengast Ministerpräsident Christian Wulff begrüßen, dessen Kandidatur zum Amt des Bundespräsidenten wenig später am Tage bekannt gegeben wurde. Ehlers stellte in seiner Begrüßung fest, dass die maritime Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. So könne von Cuxhaven das Signal ausgehen: »Es geht aufwärts! Die Probleme lassen sich lösen! Die maritime Wirtschaft macht sich fit für die Zukunft.« Ministerpräsident Wulff stellte für Niedersachsen »drei M in den Vordergrund: Mobilität, Mittelstand und maritime Wirtschaft«. Bei der Aufgabe, die maritime Kompetenz zu erhalten, hält er die Nautischen Vereine als Partner für unverzichtbar. »Die Küste öffnet das Tor zur Welt – auch die exportorientierte Wirtschaft der süddeutschen Länder braucht unsere Häfen« so Wulff. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder, Senator a.D. Ralf Nagel, griff in seinem Grußwort auf, dass die deutsche Reederschaft eine mittelständische Branche mit guter Perspektive ist, die für Arbeitsplätze und Ausbildung gerade in den norddeutschen Regionen sorgt. »Mit 30.000 deutschen Beschäftigten bei deutschen Reedern wird ein erheblicher Anteil an den 400.000 Beschäftigen der gesamten maritimen Wirtschaft in ganz Deutschland gestellt.« Deutlich warnte Nagel davor, wegen der Haushaltsnöte des Bundes den Blick bei den Sparentscheidungen zu verengen und die staatliche Hilfe abzuschaffen, die für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands unverzichtbar sei. »Da an der Schiffsfinanzierung die Schiffe hängen, an den Schiffen wiederum die Arbeitsplätze der deutschen Werften, aber noch viel stärker des maritimen Maschinenbaus und der maritimen Zulieferindustrie, ist der Erhalt der staatlichen Hilfen strategisch für die Zukunft der maritimen Wirtschaft in Deutschland entscheidend.« Als gedanklichen Dreiklang formulierte der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf: »(1) Wir müssen das maritime Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit mit eingängigen Botschaften stärken. (2) Das 21. Jahrhundert ist ein maritim geprägtes Jahrhundert. (3) Die Deutsche Marine ist wichtiger Sicherheitsgarant für die deutsche maritime Wirtschaft.«

In seiner Festansprache ging der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Enak Ferlemann, umfassend und ausführlich auf die Meeres- und Schifffahrtspolitik der Bundesregierung ein. »Mit den vielen gezielten Maßnahmen sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene steuert das Bundesverkehrsministerium aktiv der Wirtschafts- und Finanzkrise entgegen und leistet seinen Beitrag zur Stabilisierung der maritimen Wirtschaft. Mit dem Entwicklungsplan Meer wird zudem der notwendige integrative statt sektorale Ansatz der deutschen Meerespolitik verfolgt« so Ferlemann.

Während das Marinemusikkorps Nordsee den passenden musikalischen Rahmen der Festveranstaltung stellte, war es am Abend zum Schifffahrtsessen in der ausgebuchten Kugelbake-Halle mit 756 Gästen der Shanty-Chor Cuxhaven. Bischöfin Maria Jepsen konnte in ihrer Festrede zur christlichen Seefahrt auf einen Bauplan für das erste Schiff aus der Bibel verweisen: »Gott wies Noah an, einen »wasserdichten Kasten« (Arche als früher Container) zu bauen, ohne den sich Gott die Rettung der Welt nicht vorstellen konnte.« Drei Schwerpunkte lagen ihr am Herzen: »Die Sorge um das Wohlergehen der Seeleute von aufliegenden Schiffen sowie der Seeleute von Schiffen, die von Piraterie betroffen sind. Ferner halten wir fest an der doppelten Idee des fair trade und des fair transport at sea, also dem Ausbau gerechter Handelsbeziehungen zu den Ländern und für angemessene Lebensbedingungen der Menschen »im Süden«.« In der traditionellen Kapitänsrede setzte sich Kapitän Robert Kühne von der Reederei Leonhardt & Blumberg mit der zunehmenden Bürokratisierung an Bord aufgrund internationaler Vorschriften der IMO, ISO und ILO sowie mit der gestiegenen Gefahr von Piratenüberfällen auseinander. »Somalische Piraten halten sich nicht an IMO-Regeln«, so Kühne pointiert. Zudem lasse die »kenntnisfreie und unsachliche« Berichterstattung z.B. im Fall der gekaperten »Hansa Stavanger« nicht »die somalischen Piraten, sondern den Reeder als Verbrecher« erscheinen.

In der sehr gut besuchten Fachtagung erarbeiteten die Experten Lösungsvorschläge zu aktuellen Problemen der Seeschifffahrt und Offshore-Windenergie-Industrie. Hierüber ist bereits an anderer Stelle (Juli-Ausgabe der Hansa) gesondert berichtet worden.

Der offizielle Teil des 33. Deutschen Seeschifffahrtstages endete am Freitag, dem 4. Juni 2010, mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Leitung des eigens aus Hamburg angereisten Bischofs Jaschke und der Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission, Pastorin Heike Proske, auf der Festmeile im Hafen, die mit vielen Attraktionen, Vorführungen und zu besichtigenden Schiffen für die »Seh«-leute zum Anziehungspunkt bis zum Sonntag, dem 6. Juni 2010 wurde. NW