»Mega-Yachten – luxuriöse Spielzeuge der Superlative«

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So könnte man die Meinung der Leserschaft von Boulevard-Magazinen in Worte fassen. Aber was steckt wirklich dahinter?

Für uns[ds_preview], deren Arbeitswelt sich um den Schiffbau dreht, hat sich durch den Bedarf an Yachten 50+ eine Nische im globalen Konkurrenzkampf aufgetan.

Made in Germany ist im Bau von Mega-Yachten ein Qualitätskennzeichen, das von den Eignern geschätzt wird. Deutscher Schiffbau spielt beim Wettbewerb um die größte, exklusivste, innovativste Yacht in der obersten Liga. Der innovative Schiffbau, der beispielsweise durch die Werften A & R, Blohm + Voss, Kröger und Lürssen als Hauptauftragnehmer angeboten wird, kann nur durch eine starke Zulieferindustrie zum Erfolg führen. Mega-Yachten werden als Einzelbauten gefertigt. Beim Bau von Yachten zwischen 60 m und 80 m bieten deutsche Werften auch sogenannte Familienserien oder Schwesterschiffbauten mit Erfolg an.

Refits, Reparaturarbeiten und Modifikationen von Yachten auf deutschen Werften werden stark nachgefragt. Auf den Seiten 16 bis 54 finden Sie, neben den Beschreibungen einiger Neubauten, auch eine Auftragsliste von Mega-Yachten auf deutschen Werften.

Den wachsenden Stellenwert des Mega-Yachtbaus auf deutschen Werften haben auch ausländische Investoren erkannt. Nach der Übernahme von Nobiskrug durch Abu Dhabi Mar (ADM) im letzten Jahr soll Mitte dieses Monats auch ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) an ADM verkauft werden. Die Europäische Kommission hat den geplanten Zusammenschluss von ADM und TKMS in den Bereichen Bau und Reparatur von zivilen und Marineschiffen nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Der Zusammenschluss wird in zwei Schritten vollzogen: Zunächst erwirbt AMD die Zivilschiffbau-Sparte von TKMS, einschließlich der Werft Blohm + Voss in Hamburg, und die zivilen Einrichtungen der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG in Kiel. Dann werden ADM und TKMS ein von beiden Unternehmen kontrolliertes Gemeinschaftsunternehmen für den Überwasser-Marineschiffbau gründen. Das U-Boot-Geschäft von TKMS ist von der Transaktion nicht betroffen.

Ausschlaggebend ist sicherlich nicht in erster Linie der Yachtbau, sondern wohl mehr das Know-how im nicht-zivilien Schiffbau, das die Geschäfte zum Abschluss brachte.

Gerade im Bereich Spezial-Schiffbau zeigt sich, dass deutsche Werften im internationalen Wettbewerb stark positioniert sind. Die maritime Industrie ist – dies wird auch der Politik allmählich klar – kein sterbender Wirtschaftszweig, der mühsam mit staatlichen Subventionen am Leben erhalten werden muss, sondern sie ist hoch-innovativ und strategisch bedeutsam.


Ralf Hinrichs