Ist der maritime Standort »Schifffahrt in Deutschland« bedroht?

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Nach Aussage des Internationale Währungsfonds (IWF) erholt sich die globale Wirtschaft von der Krise. Um 3,3 % wird in Deutschland das[ds_preview] Bruttoinlandsprodukt in diesen Jahr wachsen. Für 2011 schätzt der IWF für Deutschland ein Wachstum von 2 %. Einzig China und Indien bleiben mit Wachstumsraten um 10 % unerreicht. Mit der erwarteten Erholung der Weltwirtschaft haben sich auch – angetrieben durch die Entwicklungen in China, Indien und Brasilien – die Aussichten für den Welthandel 2010/2011 verbessert. Der Warentransport zwischen Asien, Europa und Amerika funktioniert wieder und die Linienreedereien finden erneut Freude an ihrem Geschäft. Neubaupreise sind im Zuge der Krise tief in den Keller gesackt, also werden in Korea und China wieder Containerschiffsneubauten geordert. In dem Bericht »Befrachter wittern ihre Chance« (Seite 10f) berichten wir über das aktuelle Marktgeschehen mit anschließendem Ratenindex.

Ist damit auch das Ende der Krise für den maritimen Standort Deutschland eingeläutet? Die Beiträge »Überleben heißt noch nicht Rettung« (Seite 105f) und »Vom möglichen Untergang eines Clusters« (Seite 107f) beschreiben neben der Tatsache, dass die Schifffahrt am Tropf der Banken hängt, die Einzelproblematiken.

Überfällige Tilgungen und Zinsen wurden gestundet, Bürgschaften und Garantien eingefroren. Jahrelang saßen Reeder und Banken in einem Boot »Seite an Seite« und kämpften gemeinsam um das Überleben. Steht jetzt mit der Entspannung der Märkte ein Kurswechsel der Banken bevor – droht deshalb nach dem Crash nun der Ausverkauf? Gestiegene Schiffswerte bieten Banken Spielraum, Kreditvereinbarung vorzeitig zu beenden und »Kasse« zu machen. Abhängig von dem nationalen Finanzsystem fürchten viele deutsche Reeder um ihre Existenz.

Nicht vergessen werde sollte, dass ca. 35 % der Weltcontainerflotte deutschen Eignern gehören und die Bedeutung des maritime Standort Deutschland hätte niemals diesen Stellenwert erlangen können, wenn es nicht das in dieser Form weltweit einzigartige Finanzierungskonzept für Schiffsfonds und starke deutsche Schiffsbanken gegeben hätte. Sicherlich wäre es für die deutsche Werftindustrie besser gewesen, wenn zumindest auch ein Teil dieser Schiffe auf deutschen Werften gebaut worden wäre. Heute steht der maritime Standort auf dem Prüfstand und es geht um viel.

Immer noch hört man Schuldzuweisungen. Die Banken sind an allem schuld! Die »gierigen« Reeder, die am Markt vorbei bestellt haben, sind schuld. Natürlich haben die deutschen Banken mitgespielt, sonst hätten die ausländischen Banken das Geschäft übernommen. Offen wird heute schon über neue chinesische Eigner der (noch) größten schiffsfinanzierenden deutschen Bank, der HSH Nordbank, diskutiert.

Eines sollte uns allen bewusst sein: Der maritime Standort Deutschland wird nicht durch ausländische Investoren oder deren Regierungen gerettet, das müssen wir schon selber tun!