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1937 in Friedrichshafen am Bodensee geboren, führte ihn der Weg über München schließlich nach Hamburg. Nach seinem Ausscheiden aus dem[ds_preview] operativen Geschäft der Conti-Gruppe begründet er seinen Umzug nach Hamburg auch damit, dass er von hier aus sein Netzwerk für die CONTI und deren Anleger noch nutzen kann. 1972 kam Müller als Sanierer zur Cosima-Reederei, die durch die Turbulenzen jener Zeit in schwieriges Fahrwasser geraten war. Als 1979 das Gröbste überstanden war, übernahmen Fritz Müller und sein Kollege Dr. Franz Wagner Unternehmensanteile und gründeten mit den Altgesellschaftern Karl Beck, Franz Fraundienst und Gerhard Ragaller die Conti Reederei.

HANSA: Herr Dr. Müller, Sie führen die Unternehmen der CONTI Unternehmensgruppe, zu der auch die Conti Reederei gehört und das sein 40-jähriges Jubiläum begeht. Wir gratulieren dazu und würden gern erfahren, wie Sie auf die Idee kamen, als Sohn des Betreibers einer Friedsrichshafener Groß-Metzgerei in das Beteiligungsgeschäft für Seeschiffe einzusteigen?

Dr. Fritz Müller: Danke für die Glückwünsche! Nach dem Willen meiner Eltern hätte ich den Familienbetrieb auch übernehmen sollen. Jedoch zog es mich nach dem Abitur mehr zu kaufmännischen Aufgaben und so entschied ich mich für ein betriebswirtschaftliches Studium in München. Dort lernte ich Ernst Willner kennen, der 1970 mit drei bayerischen Unternehmern die Cosima-Reederei gründete. 1972 kontaktierte mich Willner, um bei den wirtschaftlichen Herausforderungen der Cosima-Reederei zu helfen. Seitdem bin ich der Schifffahrt treu geblieben.

Ein Erfolgsbaustein der CONTI lautet: »Ein Netzwerk für den Erfolg«. Was verstehen Sie darunter?

Wir verstehen darunter ein ganzheitliches Management rund um das Thema Schiffsbeteiligung. Angefangen von der Analyse der Schifffahrtsmärkte, der Planung und Konzeption von Beteiligungen, der Einwerbung der Gesellschaftermittel sowie das Fondsmanagement inklusive Bereederung und Befrachtung während der gesamten Laufzeit liegt somit alles in unseren Händen. Dadurch ist es uns möglich, den Gesellschaftern bei allen Belangen höchstmöglichen Qualitätsstandard zu bieten. Die Quote der Wiederanleger von 70% belegt die hohe Zufriedenheit unserer Anleger.

Wie haben sich

a) die Schifffahrt im Allgemeinen und

b) das Emissionsgeschäft im Besonderen

nach Ihrer Auffassung in den vergangenen vier Jahrzehnten verändert?

a) Die Schifffahrt bzw. das Reedereigeschäft hat schon immer Weitblick verlangt, um kurzfristige Wellenbewegungen erfolgreich zu überstehen. Dabei hat die Containerschifffahrt sicherlich eine Ausnahmestellung eingenommen. Kaum ein anderer Markt kann solch ein stetes Wachstum über so lange Zeit vorweisen. Das Jahr 2009 brachte hier erstmals einen Rückgang im Containerumschlag. Rasant war aber nicht nur das Marktwachstum der Handelsschifffahrt insgesamt, sondern auch das Größenwachstum der Schiffe selbst. Schiffe, die vor 20 Jahren als riesig galten, werden heute für Feederdienste eingesetzt. Die heutigen Dimensionen sind schon beeindruckend.

b) Den Einstieg in den Bereich der Kapitalanlage haben Schiffsbeteiligungen durch die Möglichkeit hoher anfänglicher Verlustzuweisungen für Investoren geschafft. Für einen Großteil der Anleger lag das Hauptinteresse leider beim »Steuern sparen« und weniger in der Erwartung einer wirklich erwirtschafteten Rendite. Die Höhe der Verlustzuweisungen wurde dann von staatlicher Seite über die Jahre immer weiter eingeschränkt und letztlich ganz abgeschafft. Viele Experten sagten sogar das Ende von Schiffsbeteiligungen voraus. Tatsächlich aber konnte die Schiffsbeteiligung beweisen, dass sie kein Steuersparmodell, sondern ein hochrentables Investment darstellt. Ich persönlich begrüße diese Veränderung, da nun die Qualitätskriterien der Schiffsbeteiligung selbst über deren Erfolg entscheiden und keine Steuerersparnis.

Wie kommt man als gebürtiger Schwabe »im Ausland« – zuerst in München und jetzt in Hamburg – mit »Nichtschwaben« zurecht?

Uns Schwaben sagt man ja einen gewissen Schaffensdrang nach. Das ist im Geschäftsleben sicherlich von Vorteil. Allerdings haben die Schwaben dieses Privileg nicht gepachtet, sodass ich auch bei den Bayern und Hamburgern viele Gleichgesinnte gefunden habe. Dies trägt natürlich auch dazu bei, sich dort wohl zu fühlen.

Unseren Recherchen zu Folge agierten Sie acht Jahre nebenamtlich als Vizepräsident beim Fußballverein »1860 München«. Was bewog Sie dazu, dies neben Ihrer verantwortlichen Berufstätigkeit auch noch zu betreiben, und welche positiven Auswirkungen hatte diese Aufgabe für Sie persönlich?

Ich selbst habe in der Studentenauswahl Münchens gespielt und hatte bereits während des Studiums große Sympathien für die »Löwen«. Das mit den positiven Auswirkungen meiner Vereinstätigkeit ist relativ. Zum Leidwesen meiner Frau bedeutete dies nämlich, dass die Wochenenden fast vollständig verplant waren, denn ich war viel unterwegs.

Zurückkommend auf Ihre hauptamtliche Tätigkeit: Wie würden Sie das »Geheimnis Ihres Erfolges« und den der CONTI Reederei sehen, die Sie zu einer der führenden Schifffahrtsgesellschaften Deutschlands geführt haben?

Im Grunde genommen ist es kein Geheimnis. Wir drücken das gerne in einem Wortspiel aus: »CONTInuität«. Das bedeutet, dass wir unseren Grundsätzen über die letzten 40 Jahre treu geblieben sind. So haben wir nie spekulativ Schiffe bestellt, sondern unseren Gesellschaftern Beteiligungsmöglichkeiten angeboten, die stets nach bewährten Qualitätskriterien konzipiert wurden. Es bringt nichts, Renditeversprechungen mit spitzem Bleistift schön zu rechnen. Anleger schätzen die hohe Verlässlichkeit und Transparenz unserer Geschäftspolitik. Dieses Vertrauen spiegelt sich in unserer Leistungsbilanz wider. So etwas setzt man nicht leichtfertig aufs Spiel.

Seit 1970 wurden rund 140 Conti-Schiffe von Ihnen auf den Weg gebracht, von denen heute noch knapp 100 unter weiß-blauer Flagge fahren. Dabei haben Sie nach einer langen Phase mit dem Fokus auf das Containergeschäft, der Passagierschifffahrt (u.a. »C. Columbus« sowie der Weißen Flotte in Dresden) jetzt auch Massengutfrachter im Portfolio. Wie haben Ihre Anleger diesen Schritt mitgemacht?

Die strategischen Überlegungen, auch in den Bereichen Tankschifffahrt und Bulkschifffahrt interessante Projekte zu realisieren, haben wir schon vor vielen Jahren angestellt. Es wurde immer schwieriger, Beteiligungen an Containerschiffen nach unseren Qualitätskriterien zu konzipieren. In den anderen Schifffahrtsmärkten war dies jedoch möglich. Das hat sich als richtige Entscheidung erwiesen. Inzwischen haben wir das Eigenkapital für unseren fünften Bulker eingeworben. Die Platzierungsgeschwindigkeit hat uns dabei selbst überrascht, denn der Markt für Schiffsbeteiligungen war in 2009 quasi am Boden. Wir konnten aber dennoch zeigen, dass mit einer guten Leistungsbilanz und guten Produkten das Vertrauen der Anleger gewonnen werden kann.

Herr Dr. Müller, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrer Unternehmensgruppe weiterhin viel Erfolg.