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Die Erfolgsgeschichte einer Bremer Reederei

Die Geschichte dieser noch relativ jungen aber sehr erfolgreichen Bremer Reederei begann im Jahre 1995. Der am 24. November 1960[ds_preview] in Brake geborene Niels Stolberg, heute alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Beluga-Gruppe, hatte nicht nur im Jahre 1985 das Kapitänspatent für Große Fahrt (AG), sondern auch noch das Diplom eines Wirtschaftsingenieurs für Seeverkehr erworben. Zudem konnte er auf eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann (mit Betriebswirtschaftsstudium) zurückblicken. 

Ab 1988 war Niels Stolberg dann bei der Bremer Bruno Bischoff Reederei tätig. Als dieses Unternehmen Mitte der neunziger Jahre in schweres Fahrwasser geriet, entschloss er sich gemeinsam mit seinem damaligen Kollegen Erhard Koschorreck zu dem Schritt, die Reederei Beluga Shipping zu gründen. In der Anfangszeit residierte das Unternehmen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung auf dem historischen Bremer Teerhof. Bei der Namensgebung ihres Unternehmens fiel die Wahl der Gründer auf »Beluga«. ­Niels Stolberg erklärte dazu: »Der Beluga-Wal entspricht unserer Firmenphilosophie. Das Tier zeichnet sich durch ein starkes Rückgrat aus und ist trotz seiner Größe sehr beweglich, es ist ausgesprochen kommunikativ und agiert sozial«. Das Firmenlogo stellt dem zu Folge auch die stilisierte aus dem Wasser ragende Schwanzflosse eines Wals dar.

Mit 70 Mehrzweck- und Schwergutfrachtern an die Spitze

Heute umfasst die Beluga-Flotte aktuell rund 70 Schiffe, 62 von ihnen sind Mehrzweck-Schwergutfrachter. Die Reederei beschäftigt allein in Bremen 450 Mitarbeiter, weitere 100 in internationalen Büros. Hinzu kommen über 1.500 Seeleute, die an Bord der Flotte ihren Dienst verrichten. Damit ist die Beluga Shipping GmbH laut ISL (Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik), Bremen, Weltmarktführer im Projekt- und Schwergutsegment.

Zu Beginn erstreckte sich der Geschäftsbetrieb der Reederei auf den Bereich von Nord- und Ostsee (hier insbesondere nach Russland), da man dort bereits gute Geschäftsverbindungen unterhielt. Es folgten weltweite Projekt- und Schwergut-Verladungen; anfänglich schwerpunktmäßig nach Südamerika.

Ein weiteres Standbein der Firma schuf sich Niels Stolberg durch drei zu günstigen Bedingungen aufgenommene Charterschiffe von der Estonian Shipping Company, Tallinn, Die je 5.800 tdw großen »Muhu«, »Naissar« und »Vilsandi« (frühere Spliethoff-Schiffe) ermöglichten es der Reederei, dass das erste Geschäftsjahr »richtig gut verlaufen sei« (O-Ton des Reeders). 

Trotz schlechter Marktlage – Erfolg durch Prinzipien

Ein von der Beluga Shipping GmbH gesetztes Ziel lautete stets: »Als Frachtführer vollverantwortlich maßgeschneiderte und kostengünstige Problemlösungen für ihre Kunden anzubieten«. Trotz eines seinerzeit sehr schlechten allgemeinen Marktes führte Stolbergs Strategie dazu, dass die Gesellschaft bereits in ihrem ersten vollen Geschäftsjahr (1996) schwarze Zahlen schrieb. Ein anhaltend schlechter Stahlmarkt, die aus Osteuropa auf den Markt drängenden Schiffe und ein langer starker Winter in Russland waren alles andere, nur keine gute Ausgangsposition für die junge Reederei. Doch Niels Stolbergs zeigte sich davon unbeeindruckt. Er sollte mit seiner Prognose Recht behalten, in der er einen kräftigen Aufschwung im Ostseehandel und in der Projekt-Schifffahrt vorhergesagt hatte. 

Seit Frühjahr 1998, engagierte sich die Reederei auch in der Linienfahrt. Mit 3.200 tdw großen fluss- und seegängigen Schiffen mit einem Laderauminhalt von 160.000 Kubikfuß und je zwei 8-t-Ladekranen, bediente die Beluga Shipping Agency von Rotterdam, Antwerpen, Bremen und Hamburg aus direkt Häfen am Kaspischen Meer. Bald kamen auch Fahrtziele im Mittelmeer sowie in West- und Südafrika mit einer monatlichen Abfahrt hinzu.

Der stete Ausbau der Reederei, der sich auch bei der Aufstockung des Personals bemerkbar machte, erforderte bald den Umzug in verschiedene getrennte Büros um den Bereich der Bremer Schlachte herum. 2009 zog das Unternehmen dann in den so genannten »Beluga Tower«, einen Büroneubau auf der anderen Seite der Weser.

Schifffahrtsseitig erwarb man den 1982 in Holland gebauten 6.081 tdw großen Mehrzweckfrachter »Haskerland«, der 1998 in New Orleans übernommen wurde. Das mit eigenem Ladegeschirr ausgerüstete Schiff kam als »Beluga Performer« mit dem Heimathafen Elfsfleth unter der Flagge Antiguas für die Reederei zum Einsatz. Gleichzeitig übernahm man von der Emder Reederei Manfred Lauterjung den 8.450 tdw großen Zwischendecker »Annika L« in Charter. Das 1997 gebaute Dreilukenschiff mit zwei 35-t-Kranen und einem 16-t-Doppelkran wurde in »Beluga Spirit« umbenannt.

In Zusammenarbeit mit dem Flensburger Ingenieurbüro Shiptech konzipierte Beluga Shipping dann zwei 5.500 tdw-Schiffe mit 2 x 80 t Schwergutgeschirr, die bei der Jiangdong Shipyard mit Ablieferung im Oktober 1999 und im ersten Quartal 2000 bestellt wurden. Die Schiffe zeichnen sich durch die Eisklasse 3 sowie eine relativ hohe Geschwindigkeit für Einheiten dieser Größe von 17 kn aus. Ein verstellbares Zwischendeck ermöglicht eine große Flexibilität und die Stellplatzkapazität beträgt 513 TEU oder 246 FEU plus 13 TEU.

Steter Ausbau der Flotte

Seine Nähe zur Kunst bewies Niels Stolberg, als er 1998 sein zweites Schiff, das er wieder von einer niederländischen Reederei erworben hatte, »Emil Nolde« nannte. Das 5.840 tdw große Schiff ohne Ladegeschirr wies eine Kapazität von 438 TEU und die höchste finnische Eisklasse auf. Noch im selben Jahr kaufte der Reeder einen 1982 gebauten 5.327-Tonner, den er »Beluga Obsession« nannte. Von der Hamburger Firma Thien & Heyenga übernahm Beluga Shipping im folgenden Jahr zwei 3.000 tdw große Mehrzweckschiffe, die man unter Beibehaltung ihrer Namen »Borgfeld« und »Blankenese« in mehrjähriger Bareboatcharter betrieb. 

1999 folgte der erste Neubau, ein Container-Feeder-Schiff, als seinerzeit wichtiges weiteres Standbein der Unternehmensentwicklung. Der Fußballfan Stolberg ließ den auf der Sietaswerft in Neuenfelde gebauten Frachter Nr. 1124 von der Ehefrau des damaligen Managers des Bremer Bundesligavereins auf den Namen »Werder Bremen« taufen. Der Frachter mit 7.114 tdw hat eine Stellplatzkapazität von 700 TEU und wartet mit einer Besonderheit auf. Die Seiten des Schiffskörpers trugen buntfarbige Werbeplakate eines großen internationalen Ölkonzerns sowie der Hansestadt Bremen, auf denen für ein Musical geworben wurde. Auch hier zeigte der Reeder Stolberg seine stete Bereitschaft und Offenheit für neue Ideen und technische Neuerungen. 

Ebenfalls 1999 erhielt Beluga Shipping von der Jiangdong Shipyard in Wuhu, China, ihren zweiten Neubau und somit ihr sechstes eigenes Schiff. Der »Beluga Impression«, einem 5.350-Tonner folgte 2000 das Schwesterschiff »Beluga Advertising« von derselben Werft. Die Schiffe sind mit zwei 80 t Ladekranen ausgerüstet und können eine Dienstgeschwindigkeit von 17 kn halten. Beide Einheiten bieten Frachtschiffpassagieren in drei Doppel- und zwei Einzelkabinen Gelegenheit, sich für diese in eingeweihten Kreisen immer beliebter werdende Art einer Seereise zu entscheiden.

Niels Stolberg, der bis 2000 Gesellschaftsanteile von 85 % an der Beluga-Reederei hielt, übernahm nach dem Ausscheiden seines Mitgesellschafters Erhard Koschorrek die Leitung des Unternehmens als Alleingesellschafter.

Im selben Jahr lieferte die Werft in Wuhu die 6.450 tdw große »Beluga Satisfaction« mit zwei 120-t-Kranen und einer Stellplatzkapazität für 660 TEU sowie im folgenden Jahr die Schwester »Beluga Superstition«. Diesem Frachter blieb offenbar Glück das versagt, denn drei Jahre nach seiner Ablieferung lief er vor Durban auf felsigen Grund und musste als Totalverlust von der Reedereiliste gestrichen werden.

2001 erwarb eine Anleger-Kommanditgesellschaft mit Beluga als Vertragsreeder zwei 12.000 tdw tragende Schwestern als Resales von der Ariston Navigation Company, Nassau, Bahamas. Die von der Dalian Shipyard, Dalian, gebauten »Beluga Independence« und »Beluga Inspiration« mit einer Container-Kapazität von 901 TEU wurden mit je zwei 150 t Kranen ausgerüstet.

Im Sommer 2007 wurden die beiden 2000 ebenfalls auf der Dalian Shipyard, Dalian, gebauten und 2004 von Mgrs. Ariston Navigation Co, Piräus, erworbenen »Beluga Indication« und »Beluga Intonation« bei der Werft Motorenwerke Bremerhaven um je 28 m verlängert und zu Schwergutschiffen umgebaut. Die beiden Frachter erhielten je zwei Schwergutkrane von 350 t (kombinierbar bis zu 700 t) und je einen 150 t Kran. Laut Angaben der Reederei verbaute die Werft insgesamt 1.200 t Stahl pro Schiff für die Fundamentverstärkung und die eingesetzten Seitenteile. Damit erhöhte sich die Tragfähigkeit von 11.934 t auf 13.630 t und die Containerkapazität von 900 TEU auf 1054 TEU. 

Anfang 2010 erhielt die Reederei den unter deutscher Flagge fahrenden Mehrzweck-Schwergutfrachterneubau »Beluga Bremen« von der Bauwerft Hudong Zhonghua Shipyard, Shanghai. Das Schiff ist ein innovatives maritimes Kraftpaket der »Beluga P2 Serie« und wartet als erstes Spezialschiff von Beluga Shipping mit einer Krankapazität von 1.400 t im Tandembetrieb auf. Mit einer Tragfähigkeit von 19.313 t entspricht dieser Frachter allen modernen Anforderungen der Projekt- und Schwergutschifffahrt, um Kraftwerksmodule, Fabriken oder Fabrikteile, Windkraftanlagen, Offshore-Module oder jede andere Art von großer oder sperriger Ladung zu transportieren. (Eine detaillierte Beschreibung der »Beluga Bremen« haben wir in der Juni-Ausgabe 2010 der HANSA veröffentlicht.) Bis Ende 2011 erwartet die Reederei weitere Neubauten des P2-1400 Typs einschließlich mehrerer Schwesterschiffe der »Beluga Bremen«. Damit wird die Reederei dann über insgesamt 16 Einheiten verfügen, die mit bordeigenem Ladegeschirr Lasten zwischen 800 t und 1.400 t bewegen können.

International aufgestellt

Mittlerweile repräsentiert sich das Bremer Unternehmen auch durch Vertretungen im Ausland, z.B. in Houston, Texas / USA. Ein Abschluss für größere Projekttransporte mit bis zu 260 t Kolli-Gewichten für brasilianische Anlagenbauer führte im Jahr 2002 zur Eröffnung einer eigenen Niederlassung unter dem Namen Beluga Projects do Brasil, Ltda. in Sao Paulo. Damit trägt die Gruppe der Bedeutung des südamerikanischen Marktes Rechnung. Zur gleichen Zeit wurde die Beluga Shipping (Asia) Ltd. in Singapur eröffnet. 

Drei 9.600 tdw Schiffe ohne Ladegeschirr und mit einer Container-Kapazität von 750 TEU bestellte die Reederei dann wieder in Europa. Das erste Schiff kam im November 2003 bei der Scheepswerf Volharding zur Ablieferung. Die Rümpfe dieses Werfttyps »BodVolh9600« wurden bei der rumänischen Mangalia Werft gefertigt, einem Tochterbetrieb des südkoreanischen Daewoo Konzerns. Als Ergebnis der Zusammenarbeit mit Volharding er­gab sich die Bestellung einer Serie von Frachtern der Beluga R- und C-Klasse.

Erfolgsprinzip Ausbildung und Schulung

Ein weiteres Erfolgsprinzip der Reederei sind Ausbildung, Schulung und Training des eigenen Personals. Besonders die Schwergut- und Projektschifffahrt stellt hohe Anforderungen an die Fachkräfte. In einer Zeit, in der durch eine Vielzahl von neuen Schiffen eine natürliche Verknappung auf dem ohnehin dünn gesäten maritimen Arbeitsmarkt stattfindet, kann dies mit von entscheidender Bedeutung für die Weiterentwicklung eines Seebetriebes sein.

Niels Stolberg erklärte hierzu: »Wir besetzen unsere Schiffe mit Ladungsoffizieren, auch wenn während der Lade- und Löschvorgänge, insbesondere im Projekt- und Schwergut-Ladungsbereich, immer auch Supercargoes an Bord sind, die speziell bei komplexer, bzw. komplizierter Ladung mit dem Ladungsoffizier und der Schiffsführung im Team gemeinsam die Herausforderung bewältigen. Bei aller Vorplanung ist es dennoch immer wieder erforderlich, in gemeinsamen Meetings die örtlichen Gegebenheiten und entsprechende Lösungsmöglichkeiten neu zu diskutieren. Hierzu ist häufig auch noch intime Kenntnis des jeweiligen Packstücks erforderlich, um z. B. Möglichkeiten zum Anschlagen des Ladegeschirrs zu wählen. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit hat sich gerade bei Projektladung bisher bestens bewährt. Natürlich verfügte die Beluga-Gruppe auch über ein eigenes Engineering Department, das bei Fragen der Ladungsvorbereitung aktiv involviert wird und letztlich auch bei der Feinabstimmung in einer Support-Funktion den Supercargoes zur Seite steht. Dieses Engineering Team besteht aus Nautikern, Schiffbauern und Projektingenieuren. Sie erarbeiten Staupläne im Auto-Cad-Format und stellen diese Planungsunterlagen im Paket mit sämtlichen relevanten Daten sowohl der Schiffsleitung wie dem Supercargo als auch den Ladungsbeteiligten zur Verfügung.«

Seinen Mut zu neuen Techniken bewies Niels Stolberg nicht zuletzt auch durch sein Engagement bei dem Unternehmen SkySails. Am 15. Dezember 2007 wurde die »Beluga SkySails« als erstes kommerzielles Handelsschiff von Eva Luise Köhler, der Frau des seinerzeit amtierenden Bundespräsidenten, getauft, das mit Unterstützung eines Segels Kraftstoff sparen und Schadstoffemissionen reduzieren soll. Für SkySails habe man sich entschieden, da es das einzige System darstellt, das den täglichen Schiffsbetrieb nicht einschränkt, kommentierte der Reeder die Entscheidung. Es gäbe keine störenden Masten oder andere Einrichtungen an Deck des Schiffes, die das Laden und Löschen behindern oder eine Gefahr für die Mannschaft oder das Schiff bedeuten würden. 

Seit 2010 ist nach einer Versuchsphase mit einem 160 m2-Segel nunmehr auch ein 320 m2 großer Drachen im Einsatz, der vor das Schiff gespannt wir. Die erwartete Treibstoffeinsparungen liegen bei 20 bis 30 % und die Reederei errechnet eine Reduzierung der Bunkerkosten im unteren vierstelligen Bereich pro Einsatztag. Bei zwei demnächst abzuliefernden Vielzweck-Schwergut-Frachtern der Beluga P1-Serie werden Segel mit einer Fläche von 600 m2 zum Einsatz gelangen. In diesem Fall errechnet die Reederei eine Ersparnis von bis zu 10 t Treibstoff pro Tag, was gleichbedeutend ist mit über 6.000 US$ Schiffsreisekosten auf der Basis heutiger Bunkerpreise.

Was vor kurzem in Fachkreisen noch für unmöglich gehalten wurde, verwirklicht dieser Zusatzantrieb in revolutionärer Weise: die Verminderung des Schadstoff-Austoßes bei gleichzeitiger Reduzierung der Reisekosten. 

Mutig in die Zukunft

Niels Stolberg führt Beluga Shipping mit großem Unternehmermut in die Zukunft. Für neue Ziele müssen neue Wege gefunden werden. 2009 waren es Beluga-Frachter, die die erfolgreiche Vollendung der ersten kompletten Durchfahrt der Nordostpassage von Asien nach Europa vollbrachten. Weltweit berichteten die Medien darüber in großer Aufmachung.

Im Vergleich zur traditionellen Route durch den Golf von Aden, den Suezkanal und das Mittelmeer wird die Fahrt durch die Nordostpassage die Reisedistanz zwischen Asien und Mitteleuropa um gut 3.000 Seemeilen sowie hinsichtlich der Reisezeit um etwa zehn Tage verkürzt. Auf der Projektreise der »Beluga Fraternity« und der »Beluga Foresight« konnten pro Schiff rund 200 t »Intermediate Fuel Oil 380« eingespart werden. Zuzüglich der reduzierten Tageskosten ergab sich eine finanzielle Ersparnis von mehr als 300.000 US-Dollar sowie mit Blick auf die globale CO2-Bilanz eine erhebliche Minderung der klimaschädlichen Emissionen. 

Die Vereinbarkeit von Kerngeschäft und Klimaschutz ist ein nachhaltiges Beluga-Prinzip. Der Blick über die Reling macht für Niels Stolberg einen Teil der Unternehmens­philosophie aus.

Fest verankert in der Unternehmensstruktur ist das Department »Research & Innovation« mit derzeit etwa einem Dutzend bearbeiteten Projekten und 14 Mitarbeitern – Tendenz auf beiden Ebenen: stark ansteigend.

Neben dem oben bereits genannten Projekt »Beluga SkySails« widmet sich das Unternehmen dem so genannten »HAI-Tech-Projekt«. Dies zielt darauf ab, an die Rillenstruktur der Haihaut angelehnte Schiffsanstriche zu entwickeln, die Algenbewuchs verhindern, den Reibungswiderstand mindern und dadurch Treibstoffeinsparungen bewirken. Zudem fördert die Reederei die Entwicklung von Ballastwasserbehandlungssystemen zur Vermeidung sogenannter mariner Invasionen von gebietsfremden Arten. Zu den in Bremen und Elsfleth laufenden (Verbund-)Projekten zählen auch die Entwicklung neuer hybrider Antriebsformen, die den Treibstoff der Zukunft darstellen können.

Nachwuchsförderung

Belugas gesellschaftliches Engagement ist breit gefächert, denn die Bremer Reederei und voran ihr Reeder verstehen es als unternehmerische Pflicht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört in ganz ausgeprägtem Umfang die Förderung der akademischen Bildung, um jungen Menschen die Möglichkeiten zu geben und ihnen ein Umfeld zu schaffen, ihre Talente offenzulegen und ihre Persönlichkeit zu stärken. 

Dadurch können Schüler und Studenten recht früh mit der Materie Projekt- und Schwergutschifffahrt vertraut gemacht werden. So entwickeln sich befähigte Nachwuchskräfte, die später an Bord der Beluga-Flotte oder auch in den Spezialabteilungen an Land wie Chartering, Operations oder Transport Engineering, zu wichtigen Mitarbeitern werden.

Gerade im Nischenmarkt Projekt- und Schwergutschifffahrt ist Fachwissen en Detail gefragt: Jeder Auftrag stellt eine individuelle Herausforderung dar, standardisierte Verfahren wie beispielsweise in der Containerschifffahrt gibt es hier selten.

Bereits 1999 bot Beluga Shipping zur realitätsnahen Ausbildung von Studenten des Diplomstudienganges Nautik Praxissemesterplätze an Bord der damals noch recht kleinen Flotte an. Zwei Jahre später wurde in enger Kooperation mit der damaligen Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland /Wilhelmshaven (FH OOW), Fachbereich Seefahrt in Elsfleth (heute Jade Hochschule Wilhelmshaven, Oldenburg, Elsfleth), ein innovatives Ausbildungskonzept entwickelt, welches den Grundstein für die Beluga Sea Academy legte. 

Im Jahr 2002 schloss Beluga Shipping einen Kooperationsvertrag mit der damaligen FH OOW Fachbereich Seefahrt Elsfleth und verpflichtete sich darin, die von der Hochschule dringend benötigten Praxissemesterplätze in noch größerem Umfang zur Verfügung zu stellen.

Im Jahre 2004 wurde dann die Beluga Sea Academy (www.sea-academy.de) gegründet und als eigener Zweig in der Unternehmensstruktur verankert, um die maritime Ausbildung konsequent voranzutreiben. Sechs moderne Mehrzweck-Schwergutfrachter der Beluga-Flotte sind mit einem zusätzlichen Kadetten-Deck ausgestattet, das Unterkünfte, eine maritime Bibliothek und Lehrräume bereithält. Die Sea Academy basiert auf praxisorientierter Ausbildung der Kadetten, die in den realen Ablauf an Bord als fester Bestandteil integriert sind. Das bringt Fachkräfte hervor, die sowohl an Bord als auch an Land als hoch qualifizierte und seeerfahrene Mitarbeiter entsprechend tätig sein können.

Im September 2007 legten in Elsfleth der seinerzeitige Niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff und Niels Stolberg den Grundstein für das neue Schiffsmechaniker-Ausbildungszentrum und das angeschlossene Internat für 80 Auszubildende. Auf dem 38.000 m2 großen Areal des Public-Private-Partnership-Projektes Maritimer Campus Elsfleth mit der Fachhochschule, der Stadt Elsfleth, dem Land Niedersachsen und der Beluga Shipping GmbH wurde zudem unter anderem der Hochschultrakt des Fachbereichs Seefahrt erweitert, ein Maritimes Forschungszentrum zur Förderung, Entwicklung und Umsetzung weiterer Innovationen gebaut.

In Elsfleth wird auch gegenwärtig mit einem finanziellen Aufwand allein der Beluga Shipping GmbH in Höhe von gut 4,5 Mio. € und Fördergeldern des Landes die Beluga Offshore Training Academy (www.beluga-offshore-training-academy.de) errichtet, die unter anderem eine Ausbildungsschwimmhalle sowie einen »Offshore & Heavy Lift Crane Operation Simulator« umfasst und damit die maritime Ausbildung auf eine neue Stufe hebt, insbesondere in Bezug auf künftige Offshore- und Super Heavy Lift-Spezialisten. Am Freitag, 26. November 2010, wurde Richtfest gefeiert; die Eröffnung ist für April 2011 ge­plant.

Bereits 2009 öffnete das Beluga College (www.beluga-college.de) seine Tore. Es bereitet die Schüler in zwei verschiedenen maritimen Profilen – kaufmännisch und technisch-naturwissenschaftlich – auf das Abitur vor.

Hinzu kommen Schul- und Hochschul­kooperationen, bei denen Beluga Shipping finanziell und auch konzeptionell mitwirkt. 

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Reeder ist Beluga Shipping mit jährlich mehr als 100 zur Verfügung stehenden Plätzen an Bord der Flotte Deutschlands größte Ausbildungsreederei. Rund 400 Studenten, Auszubildende und »Seiteneinsteiger« aus dem gesamten Bundesgebiet hatte Beluga Shipping mittels der hauseigenen Sea Academy bereits an Bord. Schon heute fahren ehemalige Kadetten als zweite oder erste Offiziere auf den Beluga-Frachtern. Insgesamt entscheidet sich etwa jeder zweite Absolvent für die aktive Seefahrt, gut ein Drittel nimmt eine Landanstellung in der maritimen Wirtschaft wahr.

Die Beluga-Gruppe im Offshore-Segment

Der Offshore-Sektor ist eine starke Zukunftsbranche und Windkraft eine der wichtigsten Quellen »grüner« Energie deren Anteil stetig wächst. Deutschland deckte 2008 bereits rund 8 % seines Nettostrombedarfs mittels umweltfreundlicher Windturbinen. Die deutsche Bundesregierung geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 etwa 25.000 MW Windkraftleistung im Meer realisiert werden können. Zusammen mit den Windparks an Land könnten dann 25 % des Stroms in Deutschland allein durch Windkraft entstehen. Für ganz Eu­ropa hat eine Arbeitsgruppe im Auftrag der EU-Kommission das Offshore-Wind-Gesamtpotenzial auf etwa 140.000 MW geschätzt.

Um als Projekt- und Schwergutreederei überhaupt im Offshore-Bereich tätig werden zu können, muss die Hardware von den Schiffen über die Bordkräne bis hin zum Laschmaterial auf dem neuesten Stand sein. Außerdem werden besonders hohe Ansprüche an die Projektplanung und -durchführung, Sicherheit sowie die Kompetenz des Projektteams oder Mannschaft an Bord gestellt.

Beluga Shipping ist mit seiner Flotte bestens für die Zukunft im Offshore-Bereich ausgerüstet. Durch ein mit Hochtief Construction geschlossenes Joint Venture, »Beluga Hochtief Offshore« (www.beluga-hochtief-offshore), sind die Bremer Projekt- und Schwergutreederei und das Essener Bauunternehmen für die Errichtung kompletter Windparks gewappnet. Auf der Crist-Werft in Danzig wird derzeit das erste Beluga Hochtief Offshore Errichterschiff mit 1.500 t Krankapazität gebaut. Ab 2012 kommen die ersten Einheiten auf den Markt, mit denen der Transport und die Installation komplett durchgeführt werden können. Offshore-Versorgerschiffe und Kabelleger für Beluga Shipping erweitern dann auch das Offshore-Portfolio.