Die Zukunft liegt in der Spezialisierung

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Das Fahrgastschiff ist laut Definition ein Schiffstyp, der – wie der Name schon sagt – dazu verwendet wird, Passagiere zu transportieren. Eine[ds_preview] nüchterne Formulierung ohne jeden Glanz. Mit dem Begriff »Kreuzfahrt« hingegen verbanden sich in der Vergangenheit sofort Bilder von Luxus und »schwimmenden Palästen auf hoher See«. An Bord wurde großer Wert auf Etikette gelegt. Vorwiegend älteres, wohlhabendes Publikum bestimmte das Bild, Kapitätsdinner mit vorgeschriebener Abendgarderobe und festgelegter Tischordnung prägten den Mythos Kreuzfahrt. Doch was steckt heute hinter diesem Mythos und welche Rolle spielt er gerade für uns in Europa?

Mittlerweile hat das Schifffahrtssegement Kreuzfahrten eine dynamische Entwicklung erfahren, die weiter anhält – heute bietet der Markt ein gewaltiges Spektrum unterschiedlicher Reisemöglichkeiten an. Weltweit lag das Passagieraufkommen laut dem 2010/2011 Report von CLIA (Cruise Lines International Association) 2009 bei 17,5 Mio. Dies war gegenüber 2005 ein Zuwachs von 22 %, mit weiter steigender Tendenz. Nordamerika liegt hier mit ca. 10,4 Mio. Passagieren deutlich vor dem Rest der Welt. Hohe Wachstumsraten sind allerdings auch im europäischen Markt mit ca. 5 Mio. Passagieren zu verzeichnen.

Das verstaubte Image der Kreuzfahrten in Deutschland zu erneuern und jüngeren Zielgruppen die Kreuzfahrt mit geschicktem Marketing zu erschließen, hat seit seinem Markteintritt vor allem das britisch-amerikanische Unternehmen Carnival Corporation mit Aida Cruises geschafft. Neben dem Heimatmarkt USA ist gerade der boomende europäische Kreuzfahrtmarkt von großer Bedeutung für Carnival, die sich hier mit Aida Cruises, Costa Crociere, Cunard Line und der Holland America Line stark positioniert hat. Neben den deutschen Kreuzfahrthäfen profitieren gerade deutsche Werften und deren Zulieferindustrie von diesem Wachstum und positiven Zukunftsperspektiven. In unserem »Cruise Industry-Spezial« ab Seite 18 wird darüber ausführlich berichtet.

Zukunft hat auf deutschen Werften ebenfalls der Spezialschiffbau; aber auch neue Antriebskonzepte werden aufgrund der immer höheren Anforderungen seitens der IMO gefordert. Strengere Umweltauflagen, neue Gesetze, der wieder einmal hohe Anstieg von Treibstoffpreisen (Seite 15), der Klimawandel und der Rückgang der Biodiversität – die Schifffahrt steht an einem Wendepunkt und Flüssiggas (LNG) als Treibstoff ist bereits mehr als eine Zukunftsvision.

Neben Marinedieselöl (MDO) und LNG könnte auch die Brennstoffzellentechnik eine Rolle spielen, vor allem für kleinere Flusskreuzfahrtschiffe. Die Brennstoffzelle steht im Sprachgebrauch meist für die Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle. Sie ist kein Energieträger, sondern ein Energiewandler: Sie konvertiert chemische in elektrische Energie und hat dabei einen elektrischen Wirkungsgrad von 35 %–70 %. Es gibt unterschiedliche Brennstoffzellen-Typen, die sich für verschiedene Anwendun­gen eignen. Der Unterschied liegt im Herzstück der Brennstoffzelle, dem Elektrolyten. Dieser determiniert den Brennstoff und die Betriebsbedingungen – beispielsweise die Betriebstemperatur – der entsprechenden Zelltypen und somit auch den Aufbau der Zellen und Stacks. Nachlesen und vertiefen können Sie dieses Thema in dem Artikel »Brennstoffzellentechnologie in der Schifffahrt – Möglichkeit der Emissionsreduzierung« ab Seite 56.