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Kapazitätsengpässe und steigende Kraft- und Treibstoffpreise könnten die Fertigfahrzeug-Distribution dieses Jahr stark verteuern. Auto-transporteure und Reedereien warnen, dass[ds_preview] die Frachtraten auf vielen Routen aktuell nicht einmal die Kosten deckten.

Auf der Straße hätten die meisten Operateure im Vorjahr rote Zahlen geschrieben, heißt es. »Die Perspektiven auf nahe Sicht sind alles andere als rosig«, sagte Costantino Baldissara, Präsident des Logistikverbands ECG. Innerhalb eines Jahres seien die Kosten der Fahrzeug-Carrier zu Land und zur See um bis zu 13 % gestiegen. »Vielen Firmen gehen schnell die Barmittel aus, wenn sie die Kosten nicht weiterreichen können«, warnte der Italiener. Im Seeverkehr sollen die Frachtraten vergangenes Jahr zwar deutlich gestiegen sein – allerdings von einem so niedrigen Basisniveau, dass die Situation für die Reeder kaum auskömmlich ist.

Die Carrier kämpfen auch mit einem Strukturwandel. So haben sich die Verkehrsströme infolge der Weltwirtschaftskrise umgekehrt. Europas Autoimporte aus Fernost, die traditio-nell die höhere Fracht abwarfen, sind aufgrund der schwächeren Konsumnachfrage einerseits sowie der verstärkten lokalen Produktion der asiatischen OEMs in Europa andererseits gesunken. Der Export nach Asien wiederum zog wegen der starken Nachfrage vor allem in China kräftig an und überflügelt inzwischen den Import. Problem für die Reeder ist, dass die Frachtraten im volumenträchtigen Verkehr nach Asien aus der historischen Situation heraus viel niedriger sind als in der Gegenrichtung und Anpassungen aufgrund der langen Laufzeiten der Frachtverträge nur peu à peu möglich sind. »Ex Europa verdienen wir kein Geld, alle schreiben rote Zahlen«, sagte Phil O’Reilly, Marketing-Direktor der japanischen NYK Group. Die Treibstoffkostensteigerung habe NYK in den vergangenen fünf Jahren nur zu rund einem Fünftel an die Kunden weiterreichen können.

Vertreter der Autohersteller lehnten die Forderungen nach Frachterhöhungen ab. »Wir wollen keineswegs mehr bezahlen, wie Sie sich vorstellen können. Wir brauchen stattdessen Maßnahmen zur Abfederung der Kraftstoffpreiserhöhungen und zur Verringerung der Leerfahrten«, forderte Mathias Wellbrock, Leiter der Fahrzeugdistribution bei BMW. Der Münchener Konzern plane auch die Wiedereinführung eines Bonus- / Malus-Systems für seine Carrier, um die Einhaltung der Lieferzeiten zu verbessern. 19 % der Fahrzeuge würden zu spät zugestellt. Die Pünktlichkeitsquote müsse wieder auf über 90 % gebracht werden, »das ist ein realistisches Ziel«, sagte Wellbrock.

Egon Christ, Leiter der Fertigfahrzeuglogistik bei Daimler, hält die aktuellen Gleitklauseln für Treibstoff-Zuschläge (Bunker Adjustment Factor, BAF) im Seeverkehr für ausreichend. »Wir haben die BAFs bereits in den Verträgen. Das heißt, wir zahlen ohnehin die Rechnung«, sagte er. Allerdings gebe es eine Vielzahl unterschiedlicher Berechnungsformeln. »Eine Harmonisierung der Zuschläge würde uns das Leben einfacher machen«, meinte Christ.


mph